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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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II. Theil. VIII. Capitul.
hen, reguliren will. Bißweilen geschicht es auch,
daß die kriegenden Theile von den Praeliminarien
gar nichts hören, sondern dieselben zugleich mit dem
Frieden in denen hierüber anzustellenden Comfe-
renti
en einrichten wollen.

§. 14. Damit dem Haupt-Werck kein Aufhalt
zugezogen werde, so vermeidet man alle Rang-
Disputen, und retrenchiret alle überflüßige Cere-
moni
en so viel als nur möglich. Die accredirten
Ministri nehmen gar öffters anfänglich gar kennen
Character an, oder nennen sich nur bloß Commis-
sarios
gewisser Puissancen, biß sie sich wegen einiger
streitigen Puncte mit einander verglichen. Manch-
mahl wird ausgemacht, daß die gevollmächtigten
Ministri den Character der Abgesandten nicht eher
declariren sollen, biß an den Tag, da die Friedens-
Tractaten unterzeichnet werden sollen.

§. 15. Die Praeliminar-Tractaten werden von
allen Plenipotentiariis unterschrieben. Es geschicht
auch wohl, daß über die zugeschickten Praelimina-
ri
en, von einem Staats-Minister oder Secretair
politische Reflexions gemacht werden, in wie weit
diesen Puncten zu trauen und Glauben beyzumessen
oder nicht, und in wie weit sie vortheilhafft, oder
dem Interesse der andern Partheyen nachtheilig,
und also nicht acceptabel.

§. 16. Der Ort, wo die Friedens-Tractaten
reguliret werden sollen, muß den meisten oder doch
den vornehmsten Puissancen, und sonderlich derje-
nigen, die sich zum Mediateur angiebt, bequem,

die

II. Theil. VIII. Capitul.
hen, reguliren will. Bißweilen geſchicht es auch,
daß die kriegenden Theile von den Præliminarien
gar nichts hoͤren, ſondern dieſelben zugleich mit dem
Frieden in denen hieruͤber anzuſtellenden Comfe-
renti
en einrichten wollen.

§. 14. Damit dem Haupt-Werck kein Aufhalt
zugezogen werde, ſo vermeidet man alle Rang-
Diſputen, und retrenchiret alle uͤberfluͤßige Cere-
moni
en ſo viel als nur moͤglich. Die accredirten
Miniſtri nehmen gar oͤffters anfaͤnglich gar kennen
Character an, oder nennen ſich nur bloß Commis-
ſarios
gewiſſer Puiſſancen, biß ſie ſich wegen einiger
ſtreitigen Puncte mit einander verglichen. Manch-
mahl wird ausgemacht, daß die gevollmaͤchtigten
Miniſtri den Character der Abgeſandten nicht eher
declariren ſollen, biß an den Tag, da die Friedens-
Tractaten unterzeichnet werden ſollen.

§. 15. Die Præliminar-Tractaten werden von
allen Plenipotentiariis unterſchrieben. Es geſchicht
auch wohl, daß uͤber die zugeſchickten Prælimina-
ri
en, von einem Staats-Miniſter oder Secretair
politiſche Reflexions gemacht werden, in wie weit
dieſen Puncten zu trauen und Glauben beyzumeſſen
oder nicht, und in wie weit ſie vortheilhafft, oder
dem Intereſſe der andern Partheyen nachtheilig,
und alſo nicht acceptabel.

§. 16. Der Ort, wo die Friedens-Tractaten
reguliret werden ſollen, muß den meiſten oder doch
den vornehmſten Puiſſancen, und ſonderlich derje-
nigen, die ſich zum Mediateur angiebt, bequem,

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[514/0538] II. Theil. VIII. Capitul. hen, reguliren will. Bißweilen geſchicht es auch, daß die kriegenden Theile von den Præliminarien gar nichts hoͤren, ſondern dieſelben zugleich mit dem Frieden in denen hieruͤber anzuſtellenden Comfe- rentien einrichten wollen. §. 14. Damit dem Haupt-Werck kein Aufhalt zugezogen werde, ſo vermeidet man alle Rang- Diſputen, und retrenchiret alle uͤberfluͤßige Cere- monien ſo viel als nur moͤglich. Die accredirten Miniſtri nehmen gar oͤffters anfaͤnglich gar kennen Character an, oder nennen ſich nur bloß Commis- ſarios gewiſſer Puiſſancen, biß ſie ſich wegen einiger ſtreitigen Puncte mit einander verglichen. Manch- mahl wird ausgemacht, daß die gevollmaͤchtigten Miniſtri den Character der Abgeſandten nicht eher declariren ſollen, biß an den Tag, da die Friedens- Tractaten unterzeichnet werden ſollen. §. 15. Die Præliminar-Tractaten werden von allen Plenipotentiariis unterſchrieben. Es geſchicht auch wohl, daß uͤber die zugeſchickten Prælimina- rien, von einem Staats-Miniſter oder Secretair politiſche Reflexions gemacht werden, in wie weit dieſen Puncten zu trauen und Glauben beyzumeſſen oder nicht, und in wie weit ſie vortheilhafft, oder dem Intereſſe der andern Partheyen nachtheilig, und alſo nicht acceptabel. §. 16. Der Ort, wo die Friedens-Tractaten reguliret werden ſollen, muß den meiſten oder doch den vornehmſten Puiſſancen, und ſonderlich derje- nigen, die ſich zum Mediateur angiebt, bequem, die

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/538>, abgerufen am 22.11.2024.