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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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IV. Theil. V. Capitul.
mehr Passagen und Figuren machen, als in den vo-
rigen Entreen.

§. 14. Die Personen zum Balletten werden nach
Beschaffenheit der Materie, die man vor sich hat,
erwehlet. Bey Pastorellen kommen Schäfer-
Ballette vor, begreifft der Actus eine Feld-
Schlacht, so wird eine Entree von Combattan-
ten vorgestellt; Tractirt das Schauspiel eine
Jagt-Materie, so siehet man Jäger und Jägerin-
nen tantzen; Bey verliebten Avanturen kommen
Amouretten vor. So praesentiren sich auch biß-
weilen auf den Schau-Platz in den Entreen al-
lerhand srembde Nationen, ingleichen Geister,
Furien, Nymphen, Satyren, Bergleute, Scara-
muzzen, alte Trödel-Weiber u. s. w. Nicht weni-
ger werden allerhand Affecten vorgestellt, durch
traurige, zornige, rasende, verzweiflende, verliebte,
und andere Täntzer. Man siehet auch wohl zu-
weilen nach besondern Erfindungen leblose Dinge
in Entreen, als Jrrlichter, Winde, Sterne, Ele-
mente/ u. s. w. aufführen.

§. 15. Bey den Balletten müssen das Naturell,
die Actionen und Passionen der Menschen, auch die
Eigenschafften der unvernünfftigen, leblosen, be-
weglichen und unbeweglichen Creaturen, durch
harmonische Cadence und symmetrisch regulirte
Bewegungen der Geberden, Affecten und Figu-
ren wohl ausgedrückt werden. Die Vollkom-
menheit der Ballettes bestehet darinnen, daß man
der Natur nachahme, so viel als nur möglich, kei-

ne

IV. Theil. V. Capitul.
mehr Paſſagen und Figuren machen, als in den vo-
rigen Entréen.

§. 14. Die Perſonen zum Balletten werden nach
Beſchaffenheit der Materie, die man vor ſich hat,
erwehlet. Bey Paſtorellen kommen Schaͤfer-
Ballette vor, begreifft der Actus eine Feld-
Schlacht, ſo wird eine Entree von Combattan-
ten vorgeſtellt; Tractirt das Schauſpiel eine
Jagt-Materie, ſo ſiehet man Jaͤger und Jaͤgerin-
nen tantzen; Bey verliebten Avanturen kommen
Amouretten vor. So præſentiren ſich auch biß-
weilen auf den Schau-Platz in den Entreen al-
lerhand ſrembde Nationen, ingleichen Geiſter,
Furien, Nymphen, Satyren, Bergleute, Scara-
muzzen, alte Troͤdel-Weiber u. ſ. w. Nicht weni-
ger werden allerhand Affecten vorgeſtellt, durch
traurige, zornige, raſende, verzweiflende, verliebte,
und andere Taͤntzer. Man ſiehet auch wohl zu-
weilen nach beſondern Erfindungen lebloſe Dinge
in Entréen, als Jrrlichter, Winde, Sterne, Ele-
mente/ u. ſ. w. auffuͤhren.

§. 15. Bey den Balletten muͤſſen das Naturell,
die Actionen und Paſſionen der Menſchen, auch die
Eigenſchafften der unvernuͤnfftigen, lebloſen, be-
weglichen und unbeweglichen Creaturen, durch
harmoniſche Cadence und ſymmetriſch regulirte
Bewegungen der Geberden, Affecten und Figu-
ren wohl ausgedruͤckt werden. Die Vollkom-
menheit der Ballettes beſtehet darinnen, daß man
der Natur nachahme, ſo viel als nur moͤglich, kei-

ne
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[792/0816] IV. Theil. V. Capitul. mehr Paſſagen und Figuren machen, als in den vo- rigen Entréen. §. 14. Die Perſonen zum Balletten werden nach Beſchaffenheit der Materie, die man vor ſich hat, erwehlet. Bey Paſtorellen kommen Schaͤfer- Ballette vor, begreifft der Actus eine Feld- Schlacht, ſo wird eine Entree von Combattan- ten vorgeſtellt; Tractirt das Schauſpiel eine Jagt-Materie, ſo ſiehet man Jaͤger und Jaͤgerin- nen tantzen; Bey verliebten Avanturen kommen Amouretten vor. So præſentiren ſich auch biß- weilen auf den Schau-Platz in den Entreen al- lerhand ſrembde Nationen, ingleichen Geiſter, Furien, Nymphen, Satyren, Bergleute, Scara- muzzen, alte Troͤdel-Weiber u. ſ. w. Nicht weni- ger werden allerhand Affecten vorgeſtellt, durch traurige, zornige, raſende, verzweiflende, verliebte, und andere Taͤntzer. Man ſiehet auch wohl zu- weilen nach beſondern Erfindungen lebloſe Dinge in Entréen, als Jrrlichter, Winde, Sterne, Ele- mente/ u. ſ. w. auffuͤhren. §. 15. Bey den Balletten muͤſſen das Naturell, die Actionen und Paſſionen der Menſchen, auch die Eigenſchafften der unvernuͤnfftigen, lebloſen, be- weglichen und unbeweglichen Creaturen, durch harmoniſche Cadence und ſymmetriſch regulirte Bewegungen der Geberden, Affecten und Figu- ren wohl ausgedruͤckt werden. Die Vollkom- menheit der Ballettes beſtehet darinnen, daß man der Natur nachahme, ſo viel als nur moͤglich, kei- ne

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 792. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/816>, abgerufen am 22.11.2024.