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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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IV. Theil. VI. Capitul.
Ballet, welches zu Zeiten Caroli Gustavi gehalten
ward, von Krieg, Friede, der Liebe und Glückselig-
keit der Unterthanen, so von einigen Amazonen ge-
tantzet wurde. Jn Spanien und Engelland hat
man dergleichen unterschiedene gesehen, bald von
allerhand Tragoedien, bald von Affecten und mo-
rali
schen Dingen. Gleichwie die Poesie und die
Music in Jtalien im grösten Flor stehet, also kan
man auch glauben, daß die Ballette daselbst vor al-
len andern Europäischen Ländern mode seyn, und
ihren rechten Sitz daselbst aufgeschlagen.

§. 21. Der Endzweck der Ballette soll dahin ge-
richtet seyn, daß so wohl die Täntzer als Zuschauer
durch die besondern Affecten, Bewegungen und
Handlungen, durch manierliche und unanständige
Geberden zu den Tugenden angereitzet, und hinge-
gen von mancherley lasterhafften Sitten und A-
ction
en zurück gezogen werden; ich glaube aber,
daß die wenigsten Componisten bey Composition
der Ballette, und die wenigsten Täntzer und Zu-
schauer hieran gedencken.

Das VI. Capitul.
Von Opern und Comoedien.

§. 1.

Die Opera ist gleichsam eine Assemblee,
darinnen in einer gewissen Ordnung ein
Concert gehalten, und dabey getantzet
wird. Alle, die zu der Opera gehören,

reprae-

IV. Theil. VI. Capitul.
Ballet, welches zu Zeiten Caroli Guſtavi gehalten
ward, von Krieg, Friede, der Liebe und Gluͤckſelig-
keit der Unterthanen, ſo von einigen Amazonen ge-
tantzet wurde. Jn Spanien und Engelland hat
man dergleichen unterſchiedene geſehen, bald von
allerhand Tragœdien, bald von Affecten und mo-
rali
ſchen Dingen. Gleichwie die Poeſie und die
Muſic in Jtalien im groͤſten Flor ſtehet, alſo kan
man auch glauben, daß die Ballette daſelbſt vor al-
len andern Europaͤiſchen Laͤndern mode ſeyn, und
ihren rechten Sitz daſelbſt aufgeſchlagen.

§. 21. Der Endzweck der Ballette ſoll dahin ge-
richtet ſeyn, daß ſo wohl die Taͤntzer als Zuſchauer
durch die beſondern Affecten, Bewegungen und
Handlungen, durch manierliche und unanſtaͤndige
Geberden zu den Tugenden angereitzet, und hinge-
gen von mancherley laſterhafften Sitten und A-
ction
en zuruͤck gezogen werden; ich glaube aber,
daß die wenigſten Componiſten bey Compoſition
der Ballette, und die wenigſten Taͤntzer und Zu-
ſchauer hieran gedencken.

Das VI. Capitul.
Von Opern und Comœdien.

§. 1.

Die Opera iſt gleichſam eine Aſſemblee,
darinnen in einer gewiſſen Ordnung ein
Concert gehalten, und dabey getantzet
wird. Alle, die zu der Opera gehoͤren,

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[796/0820] IV. Theil. VI. Capitul. Ballet, welches zu Zeiten Caroli Guſtavi gehalten ward, von Krieg, Friede, der Liebe und Gluͤckſelig- keit der Unterthanen, ſo von einigen Amazonen ge- tantzet wurde. Jn Spanien und Engelland hat man dergleichen unterſchiedene geſehen, bald von allerhand Tragœdien, bald von Affecten und mo- raliſchen Dingen. Gleichwie die Poeſie und die Muſic in Jtalien im groͤſten Flor ſtehet, alſo kan man auch glauben, daß die Ballette daſelbſt vor al- len andern Europaͤiſchen Laͤndern mode ſeyn, und ihren rechten Sitz daſelbſt aufgeſchlagen. §. 21. Der Endzweck der Ballette ſoll dahin ge- richtet ſeyn, daß ſo wohl die Taͤntzer als Zuſchauer durch die beſondern Affecten, Bewegungen und Handlungen, durch manierliche und unanſtaͤndige Geberden zu den Tugenden angereitzet, und hinge- gen von mancherley laſterhafften Sitten und A- ctionen zuruͤck gezogen werden; ich glaube aber, daß die wenigſten Componiſten bey Compoſition der Ballette, und die wenigſten Taͤntzer und Zu- ſchauer hieran gedencken. Das VI. Capitul. Von Opern und Comœdien. §. 1. Die Opera iſt gleichſam eine Aſſemblee, darinnen in einer gewiſſen Ordnung ein Concert gehalten, und dabey getantzet wird. Alle, die zu der Opera gehoͤren, repræ-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 796. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/820>, abgerufen am 22.11.2024.