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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Opern und Comoedien.
l'improva, die in grossen Zimmern oder an andern
Orten aus den Wänden von unten auf, oder von
oben herunter sich unversehens hervor thun. Ei-
nige werden in Gärten unter freyen Himmel auf-
gerichtet, mit grünen Tannen bekleidet, mit Oren-
gerien
besetzt, und mit Grotten ausgeziert, es wer-
den auch wohl, damit die gantze Gesellschafft vor
dem Regen gesichert sey, über und über Seegel-
Tücher ausgespannt. Bißweilen lassen sichs
Fürstliche Personen gefallen, daß sie unter währen-
der Opera auf dem Theatro speisen, oder doch auf
dem Amphi-Theatro der Opera zusehen, und nach
geendigter Opera oder Comoedie die Acteurs auf
das propreste bewirthen und accommodiren.

§. 5. Bey den Opern und Comoedien erwe-
cken die Schönheiten und Decorationen des Thea-
tri,
die Annehmlichkeiten des Gesanges, die Sym-
phoni
en und ihre Veränderungen, die Geschicklich-
keit und Menge der Täntzer und Täntzerinnen,
Ruhm und Approbation, insonderheit wenn sel-
bige in den großen Balletten in sehr großer Anzahl
als zu 30. 40. u. s. w. auf einmahl auftreten, und
in einer künstlichen Verwirrung sich zwar stets un-
ter einander verflechten, aber doch allezeit nach
dem Unterschied ihrer Personen von einen ieden ins
besondere gesehen und unterschieden werden können.

§. 6. Die Decorationen des Theatri wecken den
Geist der Zuschauer auf, und bringen Mouvemens
zu wege, die mit den Decorationen, und mit der
vorgestellten Historie wohl übereinstimmen. Es

beste-

Von Opern und Comœdien.
l’improva, die in groſſen Zimmern oder an andern
Orten aus den Waͤnden von unten auf, oder von
oben herunter ſich unverſehens hervor thun. Ei-
nige werden in Gaͤrten unter freyen Himmel auf-
gerichtet, mit gruͤnen Tannen bekleidet, mit Oren-
gerien
beſetzt, und mit Grotten ausgeziert, es wer-
den auch wohl, damit die gantze Geſellſchafft vor
dem Regen geſichert ſey, uͤber und uͤber Seegel-
Tuͤcher ausgeſpannt. Bißweilen laſſen ſichs
Fuͤrſtliche Perſonen gefallen, daß ſie unter waͤhren-
der Opera auf dem Theatro ſpeiſen, oder doch auf
dem Amphi-Theatro der Opera zuſehen, und nach
geendigter Opera oder Comœdie die Acteurs auf
das propreſte bewirthen und accommodiren.

§. 5. Bey den Opern und Comœdien erwe-
cken die Schoͤnheiten und Decorationen des Thea-
tri,
die Annehmlichkeiten des Geſanges, die Sym-
phoni
en und ihre Veraͤnderungen, die Geſchicklich-
keit und Menge der Taͤntzer und Taͤntzerinnen,
Ruhm und Approbation, inſonderheit wenn ſel-
bige in den großen Balletten in ſehr großer Anzahl
als zu 30. 40. u. ſ. w. auf einmahl auftreten, und
in einer kuͤnſtlichen Verwirrung ſich zwar ſtets un-
ter einander verflechten, aber doch allezeit nach
dem Unterſchied ihrer Perſonen von einen ieden ins
beſondere geſehen und unterſchieden werden koͤnnen.

§. 6. Die Decorationen des Theatri wecken den
Geiſt der Zuſchauer auf, und bringen Mouvemens
zu wege, die mit den Decorationen, und mit der
vorgeſtellten Hiſtorie wohl uͤbereinſtimmen. Es

beſte-
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[799/0823] Von Opern und Comœdien. l’improva, die in groſſen Zimmern oder an andern Orten aus den Waͤnden von unten auf, oder von oben herunter ſich unverſehens hervor thun. Ei- nige werden in Gaͤrten unter freyen Himmel auf- gerichtet, mit gruͤnen Tannen bekleidet, mit Oren- gerien beſetzt, und mit Grotten ausgeziert, es wer- den auch wohl, damit die gantze Geſellſchafft vor dem Regen geſichert ſey, uͤber und uͤber Seegel- Tuͤcher ausgeſpannt. Bißweilen laſſen ſichs Fuͤrſtliche Perſonen gefallen, daß ſie unter waͤhren- der Opera auf dem Theatro ſpeiſen, oder doch auf dem Amphi-Theatro der Opera zuſehen, und nach geendigter Opera oder Comœdie die Acteurs auf das propreſte bewirthen und accommodiren. §. 5. Bey den Opern und Comœdien erwe- cken die Schoͤnheiten und Decorationen des Thea- tri, die Annehmlichkeiten des Geſanges, die Sym- phonien und ihre Veraͤnderungen, die Geſchicklich- keit und Menge der Taͤntzer und Taͤntzerinnen, Ruhm und Approbation, inſonderheit wenn ſel- bige in den großen Balletten in ſehr großer Anzahl als zu 30. 40. u. ſ. w. auf einmahl auftreten, und in einer kuͤnſtlichen Verwirrung ſich zwar ſtets un- ter einander verflechten, aber doch allezeit nach dem Unterſchied ihrer Perſonen von einen ieden ins beſondere geſehen und unterſchieden werden koͤnnen. §. 6. Die Decorationen des Theatri wecken den Geiſt der Zuſchauer auf, und bringen Mouvemens zu wege, die mit den Decorationen, und mit der vorgeſtellten Hiſtorie wohl uͤbereinſtimmen. Es beſte-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 799. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/823>, abgerufen am 16.06.2024.