Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Theil. VI. Capitul.
ten, welche sie zu Ehren der Gemahlin des Praeten-
dent
en, so sich bey ihnen aufhielte, um sie zu di-
verti
ren, spielen wolten. Es pflegt dieses auch
gar offters bey manchen Gelegenheiten in den Klö-
stern zu geschehen.

§. 19. Die Banden der Operisten und Comoe-
diant
en werden an manchen Hofe beständig sala-
ri
rt, an andern Höfen hingegen genüssen sie nur
alle Jahre gewisse Praesente, zu der Zeit da sie die-
selben zu besuchen, und sich eine Zeitlang dran auf-
zuhalten pflegen. Bißweilen wird nicht ein Pfen-
nig aus der Landes-Fürstlichen Casse zu Unter-
haltung der Opern und Comoedien genommen,
sondern die Capellmeister dirigiren sie auf Gewinn
und Verlust. An etzlichen Höfen aber werden
wohl zu Tonnen Goldes durch die Opern und
Comoedien des Jahrs consumirt, zumahl wenn
in manchen Opern prächtige Machinen und kost-
bare Kleidungen vorkommen. Bey der Vermäh-
lung des Römischen Kaysers Leopoldi, wurden die
3 berühmten Opern Pomo d'oro, la Monarchia
latina
und Cybele mit solcher Pracht vorgestellt/
daß man versichere, es hätte allein Pomo d'oro über
hundert tausend Thaler gekostet.

§. 20. Etwas besonders war es, was Curiosus
Alethophilus
in seiner Historia moris Civilis s.
aulici p.
43. anführt: daß König Ludwig XIV. in
Franckreich zu seiner Zeit, Kinder von 5 biß 6 Jah-
ren abrichten lassen, die Comoedien und Opern
hätten müssen spielen/ und dieses hätten sie mit sol-

cher

IV. Theil. VI. Capitul.
ten, welche ſie zu Ehren der Gemahlin des Præten-
dent
en, ſo ſich bey ihnen aufhielte, um ſie zu di-
verti
ren, ſpielen wolten. Es pflegt dieſes auch
gar offters bey manchen Gelegenheiten in den Kloͤ-
ſtern zu geſchehen.

§. 19. Die Banden der Operiſten und Comœ-
diant
en werden an manchen Hofe beſtaͤndig ſala-
ri
rt, an andern Hoͤfen hingegen genuͤſſen ſie nur
alle Jahre gewiſſe Præſente, zu der Zeit da ſie die-
ſelben zu beſuchen, und ſich eine Zeitlang dran auf-
zuhalten pflegen. Bißweilen wird nicht ein Pfen-
nig aus der Landes-Fuͤrſtlichen Caſſe zu Unter-
haltung der Opern und Comœdien genommen,
ſondern die Capellmeiſter dirigiren ſie auf Gewinn
und Verluſt. An etzlichen Hoͤfen aber werden
wohl zu Tonnen Goldes durch die Opern und
Comœdien des Jahrs conſumirt, zumahl wenn
in manchen Opern praͤchtige Machinen und koſt-
bare Kleidungen vorkommen. Bey der Vermaͤh-
lung des Roͤmiſchen Kayſers Leopoldi, wurden die
3 beruͤhmten Opern Pomo d’oro, la Monarchia
latina
und Cybele mit ſolcher Pracht vorgeſtellt/
daß man verſichere, es haͤtte allein Pomo d’oro uͤber
hundert tauſend Thaler gekoſtet.

§. 20. Etwas beſonders war es, was Curioſus
Alethophilus
in ſeiner Hiſtoria moris Civilis ſ.
aulici p.
43. anfuͤhrt: daß Koͤnig Ludwig XIV. in
Franckreich zu ſeiner Zeit, Kinder von 5 biß 6 Jah-
ren abrichten laſſen, die Comœdien und Opern
haͤtten muͤſſen ſpielen/ und dieſes haͤtten ſie mit ſol-

cher
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0832" n="808"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">VI.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
ten, welche &#x017F;ie zu Ehren der Gemahlin des <hi rendition="#aq">Præten-<lb/>
dent</hi>en, &#x017F;o &#x017F;ich bey ihnen aufhielte, um &#x017F;ie zu <hi rendition="#aq">di-<lb/>
verti</hi>ren, &#x017F;pielen wolten. Es pflegt die&#x017F;es auch<lb/>
gar offters bey manchen Gelegenheiten in den Klo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tern zu ge&#x017F;chehen.</p><lb/>
          <p>§. 19. Die Banden der <hi rendition="#aq">Operi&#x017F;t</hi>en und <hi rendition="#aq">Com&#x0153;-<lb/>
diant</hi>en werden an manchen Hofe be&#x017F;ta&#x0364;ndig <hi rendition="#aq">&#x017F;ala-<lb/>
ri</hi>rt, an andern Ho&#x0364;fen hingegen genu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie nur<lb/>
alle Jahre gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Præ&#x017F;ente,</hi> zu der Zeit da &#x017F;ie die-<lb/>
&#x017F;elben zu be&#x017F;uchen, und &#x017F;ich eine Zeitlang dran auf-<lb/>
zuhalten pflegen. Bißweilen wird nicht ein Pfen-<lb/>
nig aus der Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;&#x017F;e</hi> zu Unter-<lb/>
haltung der <hi rendition="#aq">Opern</hi> und <hi rendition="#aq">Com&#x0153;di</hi>en genommen,<lb/>
&#x017F;ondern die Capellmei&#x017F;ter <hi rendition="#aq">dirigi</hi>ren &#x017F;ie auf Gewinn<lb/>
und Verlu&#x017F;t. An etzlichen Ho&#x0364;fen aber werden<lb/>
wohl zu Tonnen Goldes durch die <hi rendition="#aq">Opern</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Com&#x0153;d</hi>ien des Jahrs <hi rendition="#aq">con&#x017F;umi</hi>rt, zumahl wenn<lb/>
in manchen <hi rendition="#aq">Opern</hi> pra&#x0364;chtige <hi rendition="#aq">Machin</hi>en und ko&#x017F;t-<lb/>
bare Kleidungen vorkommen. Bey der Verma&#x0364;h-<lb/>
lung des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Kay&#x017F;ers <hi rendition="#aq">Leopoldi,</hi> wurden die<lb/>
3 beru&#x0364;hmten <hi rendition="#aq">Opern Pomo d&#x2019;oro, la Monarchia<lb/>
latina</hi> und <hi rendition="#aq">Cybele</hi> mit &#x017F;olcher Pracht vorge&#x017F;tellt/<lb/>
daß man ver&#x017F;ichere, es ha&#x0364;tte allein <hi rendition="#aq">Pomo d&#x2019;oro</hi> u&#x0364;ber<lb/>
hundert tau&#x017F;end Thaler geko&#x017F;tet.</p><lb/>
          <p>§. 20. Etwas be&#x017F;onders war es, was <hi rendition="#aq">Curio&#x017F;us<lb/>
Alethophilus</hi> in &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;toria moris Civilis &#x017F;.<lb/>
aulici p.</hi> 43. anfu&#x0364;hrt: daß Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Ludwig XIV.</hi> in<lb/>
Franckreich zu &#x017F;einer Zeit, Kinder von 5 biß 6 Jah-<lb/>
ren abrichten la&#x017F;&#x017F;en, die <hi rendition="#aq">Com&#x0153;di</hi>en und <hi rendition="#aq">Opern</hi><lb/>
ha&#x0364;tten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;pielen/ und die&#x017F;es ha&#x0364;tten &#x017F;ie mit &#x017F;ol-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">cher</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[808/0832] IV. Theil. VI. Capitul. ten, welche ſie zu Ehren der Gemahlin des Præten- denten, ſo ſich bey ihnen aufhielte, um ſie zu di- vertiren, ſpielen wolten. Es pflegt dieſes auch gar offters bey manchen Gelegenheiten in den Kloͤ- ſtern zu geſchehen. §. 19. Die Banden der Operiſten und Comœ- dianten werden an manchen Hofe beſtaͤndig ſala- rirt, an andern Hoͤfen hingegen genuͤſſen ſie nur alle Jahre gewiſſe Præſente, zu der Zeit da ſie die- ſelben zu beſuchen, und ſich eine Zeitlang dran auf- zuhalten pflegen. Bißweilen wird nicht ein Pfen- nig aus der Landes-Fuͤrſtlichen Caſſe zu Unter- haltung der Opern und Comœdien genommen, ſondern die Capellmeiſter dirigiren ſie auf Gewinn und Verluſt. An etzlichen Hoͤfen aber werden wohl zu Tonnen Goldes durch die Opern und Comœdien des Jahrs conſumirt, zumahl wenn in manchen Opern praͤchtige Machinen und koſt- bare Kleidungen vorkommen. Bey der Vermaͤh- lung des Roͤmiſchen Kayſers Leopoldi, wurden die 3 beruͤhmten Opern Pomo d’oro, la Monarchia latina und Cybele mit ſolcher Pracht vorgeſtellt/ daß man verſichere, es haͤtte allein Pomo d’oro uͤber hundert tauſend Thaler gekoſtet. §. 20. Etwas beſonders war es, was Curioſus Alethophilus in ſeiner Hiſtoria moris Civilis ſ. aulici p. 43. anfuͤhrt: daß Koͤnig Ludwig XIV. in Franckreich zu ſeiner Zeit, Kinder von 5 biß 6 Jah- ren abrichten laſſen, die Comœdien und Opern haͤtten muͤſſen ſpielen/ und dieſes haͤtten ſie mit ſol- cher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/832
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 808. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/832>, abgerufen am 16.06.2024.