Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>


von der Gerechtigkeit und Erbarkeit nicht ab-
zusondern.

§. 22. Nun wollen wir doch sehen, wie
weit ein Nachfolger schuldig sey, den Contract
seines Antecessoris zu halten? Wenn der An-
tecessor in seinen Schrancken blieben und sei-
ner Regierung gemäß mit einem andern con-
trahiret hat, so ist der Nachfolger im Reich,
er mag ihm nun als Erbe succediren, oder durch
vorhergegangene Wahl darzu kommen, nichts
desto weniger schuldig, die von dem verstorbe-
nen Regenten durch den Contract auf ihn
transferirten Rechte zu beobachten, auch so
gar, wenn gleich der Antecessor in einer zwei-
felhafften und ungewissen Sache contrahiret,
dafern es nur nicht aus Jrrthum und unü-
berlegter Weise geschehen. Denn eine solche
Macht zu contraluren ist unter der Regierung
mit begriffen. Jn Ansehung solcher Hand-
lungen sind die Könige unsterblich, und ihre
Negotia immerwährend und stets geltend.
Die Contracte, die zum Ansehen des Reichs
und zur Beförderung der Glückseligkeit der Un-
terthanen celebriret werden, sind allerdings
auf die späre Nach kommenschafft mit zu trans-
feriren. v. Reichs-Abschied de an. 1555. §.
Solches und iedes, wie oben geschrieben, etc.

it.


von der Gerechtigkeit und Erbarkeit nicht ab-
zuſondern.

§. 22. Nun wollen wir doch ſehen, wie
weit ein Nachfolger ſchuldig ſey, den Contract
ſeines Anteceſſoris zu halten? Wenn der An-
teceſſor in ſeinen Schrancken blieben und ſei-
ner Regierung gemaͤß mit einem andern con-
trahiret hat, ſo iſt der Nachfolger im Reich,
er mag ihm nun als Erbe ſuccediren, oder durch
vorhergegangene Wahl darzu kommen, nichts
deſto weniger ſchuldig, die von dem verſtorbe-
nen Regenten durch den Contract auf ihn
transferirten Rechte zu beobachten, auch ſo
gar, wenn gleich der Anteceſſor in einer zwei-
felhafften und ungewiſſen Sache contrahiret,
dafern es nur nicht aus Jrrthum und unuͤ-
berlegter Weiſe geſchehen. Denn eine ſolche
Macht zu contraluren iſt unter der Regierung
mit begriffen. Jn Anſehung ſolcher Hand-
lungen ſind die Koͤnige unſterblich, und ihre
Negotia immerwaͤhrend und ſtets geltend.
Die Contracte, die zum Anſehen des Reichs
und zur Befoͤrderung der Gluͤckſeligkeit der Un-
terthanen celebriret werden, ſind allerdings
auf die ſpaͤre Nach kommenſchafft mit zu trans-
feriren. v. Reichs-Abſchied de an. 1555. §.
Solches und iedes, wie oben geſchrieben, ꝛc.

it.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0106" n="86"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> von der Gerechtigkeit und Erbarkeit nicht ab-<lb/>
zu&#x017F;ondern.</p><lb/>
        <p>§. 22. Nun wollen wir doch &#x017F;ehen, wie<lb/>
weit ein Nachfolger &#x017F;chuldig &#x017F;ey, den <hi rendition="#aq">Contract</hi><lb/>
&#x017F;eines <hi rendition="#aq">Antece&#x017F;&#x017F;oris</hi> zu halten? Wenn der <hi rendition="#aq">An-<lb/>
tece&#x017F;&#x017F;or</hi> in &#x017F;einen Schrancken blieben und &#x017F;ei-<lb/>
ner Regierung gema&#x0364;ß mit einem andern <hi rendition="#aq">con-<lb/>
trahi</hi>ret hat, &#x017F;o i&#x017F;t der Nachfolger im Reich,<lb/>
er mag ihm nun als Erbe <hi rendition="#aq">&#x017F;uccedi</hi>ren, oder durch<lb/>
vorhergegangene Wahl darzu kommen, nichts<lb/>
de&#x017F;to weniger &#x017F;chuldig, die von dem ver&#x017F;torbe-<lb/>
nen Regenten durch den <hi rendition="#aq">Contract</hi> auf ihn<lb/><hi rendition="#aq">transferi</hi>rten Rechte zu beobachten, auch &#x017F;o<lb/>
gar, wenn gleich der <hi rendition="#aq">Antece&#x017F;&#x017F;or</hi> in einer zwei-<lb/>
felhafften und ungewi&#x017F;&#x017F;en Sache <hi rendition="#aq">contrahi</hi>ret,<lb/>
dafern es nur nicht aus Jrrthum und unu&#x0364;-<lb/>
berlegter Wei&#x017F;e ge&#x017F;chehen. Denn eine &#x017F;olche<lb/>
Macht zu <hi rendition="#aq">contralu</hi>ren i&#x017F;t unter der Regierung<lb/>
mit begriffen. Jn An&#x017F;ehung &#x017F;olcher Hand-<lb/>
lungen &#x017F;ind die Ko&#x0364;nige un&#x017F;terblich, und ihre<lb/><hi rendition="#aq">Negotia</hi> immerwa&#x0364;hrend und &#x017F;tets geltend.<lb/>
Die <hi rendition="#aq">Contracte,</hi> die zum An&#x017F;ehen des Reichs<lb/>
und zur Befo&#x0364;rderung der Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit der Un-<lb/>
terthanen <hi rendition="#aq">celebri</hi>ret werden, &#x017F;ind allerdings<lb/>
auf die &#x017F;pa&#x0364;re Nach kommen&#x017F;chafft mit zu <hi rendition="#aq">trans-<lb/>
ferir</hi>en. <hi rendition="#aq">v.</hi> Reichs-Ab&#x017F;chied <hi rendition="#aq">de an.</hi> 1555. §.<lb/>
Solches und iedes, wie oben ge&#x017F;chrieben, &#xA75B;c.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">it.</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0106] von der Gerechtigkeit und Erbarkeit nicht ab- zuſondern. §. 22. Nun wollen wir doch ſehen, wie weit ein Nachfolger ſchuldig ſey, den Contract ſeines Anteceſſoris zu halten? Wenn der An- teceſſor in ſeinen Schrancken blieben und ſei- ner Regierung gemaͤß mit einem andern con- trahiret hat, ſo iſt der Nachfolger im Reich, er mag ihm nun als Erbe ſuccediren, oder durch vorhergegangene Wahl darzu kommen, nichts deſto weniger ſchuldig, die von dem verſtorbe- nen Regenten durch den Contract auf ihn transferirten Rechte zu beobachten, auch ſo gar, wenn gleich der Anteceſſor in einer zwei- felhafften und ungewiſſen Sache contrahiret, dafern es nur nicht aus Jrrthum und unuͤ- berlegter Weiſe geſchehen. Denn eine ſolche Macht zu contraluren iſt unter der Regierung mit begriffen. Jn Anſehung ſolcher Hand- lungen ſind die Koͤnige unſterblich, und ihre Negotia immerwaͤhrend und ſtets geltend. Die Contracte, die zum Anſehen des Reichs und zur Befoͤrderung der Gluͤckſeligkeit der Un- terthanen celebriret werden, ſind allerdings auf die ſpaͤre Nach kommenſchafft mit zu trans- feriren. v. Reichs-Abſchied de an. 1555. §. Solches und iedes, wie oben geſchrieben, ꝛc. it.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/106
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/106>, abgerufen am 24.11.2024.