Jahres nicht auff einen Groschen verintressi- ren, die zu Städten und Flecken gemacht wer- den könten, wenn die Landes-Fürsten entweder Manufacturiers in die Länder zögen, oder sonst ihre Provintzien rechtschaffen zu peupli- ren, und ihren Unterthanen Nahrung und Ge- werbe zu verschaffen suchten. Es müsten die Plätze allen Anbauenden umsonst gegeben, und ihnen auf ein 10. oder 12. Jahr Privilegien er- theilet werden, daß sie von allen Steuren, Ga- ben, und andern Beschwerungen befreyet seyn solten. Jst gleich der Boden an manchen Orten so ungeschlachtig, daß gar nichts drauf wachsen will, so würden doch mühsame, arbeit- same und unverdrossne Leute, die Natur selbst bezwingen können, und an vielen Orten, wo man sichs nimmermehr eingebildet hätte, Gär- ten und Felder anlegen. Wie man solches in unterschiedenen Städten, in der Marck Bran- denburg, ja in der Königlichen Residentz Ber- lin selbst siehet, dadurch die im Districte der Pfältzer und Frantzosen auf denjenigen Orten, wo zuvor nichts als dürre Sand-Flecken gewe- sen, ietzund die schönsten Lust-Gärten anzutref- fen. Und wenn auch gleich an manchen Orten keine Felder oder Gärten anzulegen, so wäre doch solches auch eben nicht das Hauptwerck, und könten ja wohl allerhand Leute ohne diese
subsisti-
Jahres nicht auff einen Groſchen verintreſſi- ren, die zu Staͤdten und Flecken gemacht wer- den koͤnten, wenn die Landes-Fuͤrſten entweder Manufacturiers in die Laͤnder zoͤgen, oder ſonſt ihre Provintzien rechtſchaffen zu peupli- ren, und ihren Unterthanen Nahrung und Ge- werbe zu verſchaffen ſuchten. Es muͤſten die Plaͤtze allen Anbauenden umſonſt gegeben, und ihnen auf ein 10. oder 12. Jahr Privilegien er- theilet werden, daß ſie von allen Steuren, Ga- ben, und andern Beſchwerungen befreyet ſeyn ſolten. Jſt gleich der Boden an manchen Orten ſo ungeſchlachtig, daß gar nichts drauf wachſen will, ſo wuͤrden doch muͤhſame, arbeit- ſame und unverdroſſne Leute, die Natur ſelbſt bezwingen koͤnnen, und an vielen Orten, wo man ſichs nimmermehr eingebildet haͤtte, Gaͤr- ten und Felder anlegen. Wie man ſolches in unterſchiedenen Staͤdten, in der Marck Bran- denburg, ja in der Koͤniglichen Reſidentz Ber- lin ſelbſt ſiehet, dadurch die im Diſtricte der Pfaͤltzer und Frantzoſen auf denjenigen Orten, wo zuvor nichts als duͤrre Sand-Flecken gewe- ſen, ietzund die ſchoͤnſten Luſt-Gaͤrten anzutref- fen. Und wenn auch gleich an manchen Orten keine Felder oder Gaͤrten anzulegen, ſo waͤre doch ſolches auch eben nicht das Hauptwerck, und koͤnten ja wohl allerhand Leute ohne dieſe
ſubſiſti-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f1263"n="1243"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> Jahres nicht auff einen Groſchen ver<hirendition="#aq">intreſſi-</hi><lb/>
ren, die zu Staͤdten und Flecken gemacht wer-<lb/>
den koͤnten, wenn die Landes-Fuͤrſten entweder<lb/><hirendition="#aq">Manufacturiers</hi> in die Laͤnder zoͤgen, oder<lb/>ſonſt ihre Provintzien rechtſchaffen zu <hirendition="#aq">peupli-</hi><lb/>
ren, und ihren Unterthanen Nahrung und Ge-<lb/>
werbe zu verſchaffen ſuchten. Es muͤſten die<lb/>
Plaͤtze allen Anbauenden umſonſt gegeben, und<lb/>
ihnen auf ein 10. oder 12. Jahr Privilegien er-<lb/>
theilet werden, daß ſie von allen Steuren, Ga-<lb/>
ben, und andern Beſchwerungen befreyet ſeyn<lb/>ſolten. Jſt gleich der Boden an manchen<lb/>
Orten ſo ungeſchlachtig, daß gar nichts drauf<lb/>
wachſen will, ſo wuͤrden doch muͤhſame, arbeit-<lb/>ſame und unverdroſſne Leute, die Natur ſelbſt<lb/>
bezwingen koͤnnen, und an vielen Orten, wo<lb/>
man ſichs nimmermehr eingebildet haͤtte, Gaͤr-<lb/>
ten und Felder anlegen. Wie man ſolches in<lb/>
unterſchiedenen Staͤdten, in der Marck Bran-<lb/>
denburg, ja in der Koͤniglichen Reſidentz Ber-<lb/>
lin ſelbſt ſiehet, dadurch die im <hirendition="#aq">Diſtricte</hi> der<lb/>
Pfaͤltzer und Frantzoſen auf denjenigen Orten,<lb/>
wo zuvor nichts als duͤrre Sand-Flecken gewe-<lb/>ſen, ietzund die ſchoͤnſten Luſt-Gaͤrten anzutref-<lb/>
fen. Und wenn auch gleich an manchen Orten<lb/>
keine Felder oder Gaͤrten anzulegen, ſo waͤre<lb/>
doch ſolches auch eben nicht das Hauptwerck,<lb/>
und koͤnten ja wohl allerhand Leute ohne dieſe<lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">ſubſiſti-</hi></fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[1243/1263]
Jahres nicht auff einen Groſchen verintreſſi-
ren, die zu Staͤdten und Flecken gemacht wer-
den koͤnten, wenn die Landes-Fuͤrſten entweder
Manufacturiers in die Laͤnder zoͤgen, oder
ſonſt ihre Provintzien rechtſchaffen zu peupli-
ren, und ihren Unterthanen Nahrung und Ge-
werbe zu verſchaffen ſuchten. Es muͤſten die
Plaͤtze allen Anbauenden umſonſt gegeben, und
ihnen auf ein 10. oder 12. Jahr Privilegien er-
theilet werden, daß ſie von allen Steuren, Ga-
ben, und andern Beſchwerungen befreyet ſeyn
ſolten. Jſt gleich der Boden an manchen
Orten ſo ungeſchlachtig, daß gar nichts drauf
wachſen will, ſo wuͤrden doch muͤhſame, arbeit-
ſame und unverdroſſne Leute, die Natur ſelbſt
bezwingen koͤnnen, und an vielen Orten, wo
man ſichs nimmermehr eingebildet haͤtte, Gaͤr-
ten und Felder anlegen. Wie man ſolches in
unterſchiedenen Staͤdten, in der Marck Bran-
denburg, ja in der Koͤniglichen Reſidentz Ber-
lin ſelbſt ſiehet, dadurch die im Diſtricte der
Pfaͤltzer und Frantzoſen auf denjenigen Orten,
wo zuvor nichts als duͤrre Sand-Flecken gewe-
ſen, ietzund die ſchoͤnſten Luſt-Gaͤrten anzutref-
fen. Und wenn auch gleich an manchen Orten
keine Felder oder Gaͤrten anzulegen, ſo waͤre
doch ſolches auch eben nicht das Hauptwerck,
und koͤnten ja wohl allerhand Leute ohne dieſe
ſubſiſti-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1263>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.