Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



drauf zu setzen Willens ist, sonderlich auf dem
Sande, Morast, fliessenden und stehenden Was-
sern. Wo viel gewölbet wird, muß nicht we-
niger gute Aufsicht gegeben werden, daß es sich
nicht auseinander schiebe und einfalle, wobey
denn die Bauverständigen, nach iedweden Lan-
des und Ortes Beschaffenheit der Güter derer
vor sich habenden Bau-Materialien, an Zie-
geln, Mauer- und Sand-Steinen, Marmor,
Sand, Gibs, Holtz, Eisen, Kupffer, Bley, und
andere dergleichen mehr, wohl zu probiren, zu
unterscheiden und zu erkennen haben, alsdenn
nach solchen das Mauer-Werck und die Gebäu-
de anlegen, auch darbey observiren, daß die
Treppen sichtbar, bequem und lichter, als bißan-
hero geschehen, gebauet werden, die Schorstei-
ne den Rauch wohl ziehen, die Küchen lichte
und commode, und endlich die Ställe und
Cloacken so angeleget werden, daß sie wegen
Gestancks keine Ungelegenheit im Hause verur-
sachen.

§. 29. So findet man auch offt in manchen
Häusern so viel finstere Winckel, ja die Trep-
pen, Küchen und Vor-Häuser sind also angele-
get, daß man, um solche zu finden, bey hellen
Tage Licht anzünden möchte. Dem aber leicht
vorzukommen, wenn man allezeit zuvor einen
Riß machte, und welches noch besser, ein voll-

kom-



drauf zu ſetzen Willens iſt, ſonderlich auf dem
Sande, Moraſt, flieſſenden und ſtehenden Waſ-
ſern. Wo viel gewoͤlbet wird, muß nicht we-
niger gute Aufſicht gegeben werden, daß es ſich
nicht auseinander ſchiebe und einfalle, wobey
denn die Bauverſtaͤndigen, nach iedweden Lan-
des und Ortes Beſchaffenheit der Guͤter derer
vor ſich habenden Bau-Materialien, an Zie-
geln, Mauer- und Sand-Steinen, Marmor,
Sand, Gibs, Holtz, Eiſen, Kupffer, Bley, und
andere dergleichen mehr, wohl zu probiren, zu
unterſcheiden und zu erkennen haben, alsdenn
nach ſolchen das Mauer-Werck und die Gebaͤu-
de anlegen, auch darbey obſerviren, daß die
Treppen ſichtbar, bequem und lichter, als bißan-
hero geſchehen, gebauet werden, die Schorſtei-
ne den Rauch wohl ziehen, die Kuͤchen lichte
und commode, und endlich die Staͤlle und
Cloacken ſo angeleget werden, daß ſie wegen
Geſtancks keine Ungelegenheit im Hauſe verur-
ſachen.

§. 29. So findet man auch offt in manchen
Haͤuſern ſo viel finſtere Winckel, ja die Trep-
pen, Kuͤchen und Vor-Haͤuſer ſind alſo angele-
get, daß man, um ſolche zu finden, bey hellen
Tage Licht anzuͤnden moͤchte. Dem aber leicht
vorzukommen, wenn man allezeit zuvor einen
Riß machte, und welches noch beſſer, ein voll-

kom-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1276" n="1256"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> drauf zu &#x017F;etzen Willens i&#x017F;t, &#x017F;onderlich auf dem<lb/>
Sande, Mora&#x017F;t, flie&#x017F;&#x017F;enden und &#x017F;tehenden Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern. Wo viel gewo&#x0364;lbet wird, muß nicht we-<lb/>
niger gute Auf&#x017F;icht gegeben werden, daß es &#x017F;ich<lb/>
nicht auseinander &#x017F;chiebe und einfalle, wobey<lb/>
denn die Bauver&#x017F;ta&#x0364;ndigen, nach iedweden Lan-<lb/>
des und Ortes Be&#x017F;chaffenheit der Gu&#x0364;ter derer<lb/>
vor &#x017F;ich habenden Bau-Materialien, an Zie-<lb/>
geln, Mauer- und Sand-Steinen, Marmor,<lb/>
Sand, Gibs, Holtz, Ei&#x017F;en, Kupffer, Bley, und<lb/>
andere dergleichen mehr, wohl zu probiren, zu<lb/>
unter&#x017F;cheiden und zu erkennen haben, alsdenn<lb/>
nach &#x017F;olchen das Mauer-Werck und die Geba&#x0364;u-<lb/>
de anlegen, auch darbey <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervi</hi>ren, daß die<lb/>
Treppen &#x017F;ichtbar, bequem und lichter, als bißan-<lb/>
hero ge&#x017F;chehen, gebauet werden, die Schor&#x017F;tei-<lb/>
ne den Rauch wohl ziehen, die Ku&#x0364;chen lichte<lb/>
und <hi rendition="#aq">commode,</hi> und endlich die Sta&#x0364;lle und<lb/>
Cloacken &#x017F;o angeleget werden, daß &#x017F;ie wegen<lb/>
Ge&#x017F;tancks keine Ungelegenheit im Hau&#x017F;e verur-<lb/>
&#x017F;achen.</p><lb/>
        <p>§. 29. So findet man auch offt in manchen<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;ern &#x017F;o viel fin&#x017F;tere Winckel, ja die Trep-<lb/>
pen, Ku&#x0364;chen und Vor-Ha&#x0364;u&#x017F;er &#x017F;ind al&#x017F;o angele-<lb/>
get, daß man, um &#x017F;olche zu finden, bey hellen<lb/>
Tage Licht anzu&#x0364;nden mo&#x0364;chte. Dem aber leicht<lb/>
vorzukommen, wenn man allezeit zuvor einen<lb/>
Riß machte, und welches noch be&#x017F;&#x017F;er, ein voll-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kom-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1256/1276] drauf zu ſetzen Willens iſt, ſonderlich auf dem Sande, Moraſt, flieſſenden und ſtehenden Waſ- ſern. Wo viel gewoͤlbet wird, muß nicht we- niger gute Aufſicht gegeben werden, daß es ſich nicht auseinander ſchiebe und einfalle, wobey denn die Bauverſtaͤndigen, nach iedweden Lan- des und Ortes Beſchaffenheit der Guͤter derer vor ſich habenden Bau-Materialien, an Zie- geln, Mauer- und Sand-Steinen, Marmor, Sand, Gibs, Holtz, Eiſen, Kupffer, Bley, und andere dergleichen mehr, wohl zu probiren, zu unterſcheiden und zu erkennen haben, alsdenn nach ſolchen das Mauer-Werck und die Gebaͤu- de anlegen, auch darbey obſerviren, daß die Treppen ſichtbar, bequem und lichter, als bißan- hero geſchehen, gebauet werden, die Schorſtei- ne den Rauch wohl ziehen, die Kuͤchen lichte und commode, und endlich die Staͤlle und Cloacken ſo angeleget werden, daß ſie wegen Geſtancks keine Ungelegenheit im Hauſe verur- ſachen. §. 29. So findet man auch offt in manchen Haͤuſern ſo viel finſtere Winckel, ja die Trep- pen, Kuͤchen und Vor-Haͤuſer ſind alſo angele- get, daß man, um ſolche zu finden, bey hellen Tage Licht anzuͤnden moͤchte. Dem aber leicht vorzukommen, wenn man allezeit zuvor einen Riß machte, und welches noch beſſer, ein voll- kom-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1276
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1276>, abgerufen am 23.11.2024.