noch verboten hat, soll mans frey lassen seyn, wie es GOtt hat selbst frey lassen seyn. Wer aber drüber fähret, und gebeut oder verbeut, der fällt in GOttes eigne Arme, beladet die Gewissen, macht Sünde und Jammer, und verstöret al- les, was GOtt frey und sicher gegeben hat, und verjaget darzu den Heiligen Geist mit alle sei- nem Reich, Werck und Wort, daß eitel Teuf- fel da bleiben.
§. 4. Ob zwar das Spielen an und vor sich selbst eine indifferente Sache ist, so muß man doch bekennen, daß es meistentheils gemißbrau- chet werde. Die meisten Menschen spielen, um die Zeit zu vertreiben, welche Absicht doch im geringsten nichts tauget, sondern sündlich und gottloß ist. Es ist die Zeit von dem grossen GOtt nicht darzu erschaffen, daß wir dieselbige mit lauter Ergötzlichkeiten zubringen, sondern vielmehr seines heiligsten Nahmens Ehre und unsere und unsers Nächsten wahre Glückselig- keit darinnen befördern sollen. Hingegen, wenn diejenigen, die Vergnügen dran finden, deßwe- gen spielen, daß sie sich zu Fortsetzung ihrer or- dentlichen Beruffs-Arbeit munter und tüchtiger machen wollen, so ist diese Absicht vor redlich, und das Spielen nicht vor unzuläßlich zu ach- ten. Dann ist ferner nicht unbekannt, was vor Flüche, Spitzbübereyen und Filou-Streiche,
auch
noch verboten hat, ſoll mans frey laſſen ſeyn, wie es GOtt hat ſelbſt frey laſſen ſeyn. Wer aber druͤber faͤhret, und gebeut oder verbeut, der faͤllt in GOttes eigne Arme, beladet die Gewiſſen, macht Suͤnde und Jammer, und verſtoͤret al- les, was GOtt frey und ſicher gegeben hat, und verjaget darzu den Heiligen Geiſt mit alle ſei- nem Reich, Werck und Wort, daß eitel Teuf- fel da bleiben.
§. 4. Ob zwar das Spielen an und vor ſich ſelbſt eine indifferente Sache iſt, ſo muß man doch bekennen, daß es meiſtentheils gemißbrau- chet werde. Die meiſten Menſchen ſpielen, um die Zeit zu vertreiben, welche Abſicht doch im geringſten nichts tauget, ſondern ſuͤndlich und gottloß iſt. Es iſt die Zeit von dem groſſen GOtt nicht darzu erſchaffen, daß wir dieſelbige mit lauter Ergoͤtzlichkeiten zubringen, ſondern vielmehr ſeines heiligſten Nahmens Ehre und unſere und unſers Naͤchſten wahre Gluͤckſelig- keit darinnen befoͤrdern ſollen. Hingegen, wenn diejenigen, die Vergnuͤgen dran finden, deßwe- gen ſpielen, daß ſie ſich zu Fortſetzung ihrer or- dentlichen Beruffs-Arbeit munter und tuͤchtiger machen wollen, ſo iſt dieſe Abſicht vor redlich, und das Spielen nicht vor unzulaͤßlich zu ach- ten. Dann iſt ferner nicht unbekannt, was vor Fluͤche, Spitzbuͤbereyen und Filou-Streiche,
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noch verboten hat, ſoll mans frey laſſen ſeyn, wie
es GOtt hat ſelbſt frey laſſen ſeyn. Wer aber
druͤber faͤhret, und gebeut oder verbeut, der faͤllt
in GOttes eigne Arme, beladet die Gewiſſen,
macht Suͤnde und Jammer, und verſtoͤret al-
les, was GOtt frey und ſicher gegeben hat, und
verjaget darzu den Heiligen Geiſt mit alle ſei-
nem Reich, Werck und Wort, daß eitel Teuf-
fel da bleiben.
§. 4. Ob zwar das Spielen an und vor ſich
ſelbſt eine indifferente Sache iſt, ſo muß man
doch bekennen, daß es meiſtentheils gemißbrau-
chet werde. Die meiſten Menſchen ſpielen,
um die Zeit zu vertreiben, welche Abſicht doch im
geringſten nichts tauget, ſondern ſuͤndlich und
gottloß iſt. Es iſt die Zeit von dem groſſen
GOtt nicht darzu erſchaffen, daß wir dieſelbige
mit lauter Ergoͤtzlichkeiten zubringen, ſondern
vielmehr ſeines heiligſten Nahmens Ehre und
unſere und unſers Naͤchſten wahre Gluͤckſelig-
keit darinnen befoͤrdern ſollen. Hingegen, wenn
diejenigen, die Vergnuͤgen dran finden, deßwe-
gen ſpielen, daß ſie ſich zu Fortſetzung ihrer or-
dentlichen Beruffs-Arbeit munter und tuͤchtiger
machen wollen, ſo iſt dieſe Abſicht vor redlich,
und das Spielen nicht vor unzulaͤßlich zu ach-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1311>, abgerufen am 23.11.2024.
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