noch Menschen mit der Music so gar grosser Dienst geleistet, noch die Glückseeligkeit des Nächsten hierdurch befördert wird, so kan man doch eben nicht alle Musicanten ohne Unterschied unter die sündlichen und überflüßigen Manufa- cturiers, die in der Republic nicht geduldet wer- den solten, zehlen, zumahl diejenigen, die in den Kirchen musiciren, bey dem Gottesdienst mit ihren Jnstrumenten GOtt den HErrn mit lo- ben helffen, und die Zuhörer hierdurch zur An- dacht und Devotion anfeyern, welch Stück des Gottesdienstes nicht allein nicht unzuläßig, son- dern auch von GOtt dem HErrn selbst befohlen ist, da es in dem 150. Psalm heißt: Lobet den HErrn mit Harffen, lobet den HErrn mit Trompeten und Paucken, u. s. w. Ferner ist auch dieses eben vor nichts sündliches und unzu- läßiges zu achten, wenn sie bey Hochzeiten oder andern erbaren Banqueten und Gelacken die Leute, die davon Liebhaber sind, mit ihrer Music zu einer geziemenden Frölichkeit aufbringen, und darbey erhalten, da uns GOtt der Heil. Geist selbst anbefiehlet, daß wir uns mit den Frölichen freuen, und am guten Tage, welchen GOtt auch nächst dem bösen erschaffen, guter Dinge seyn sollen. Jm übrigen ist ein grosser Unterscheid zu machen unter den Musicanten, die in den Kirchen und bey vornehmer und re-
putirli-
noch Menſchen mit der Muſic ſo gar groſſer Dienſt geleiſtet, noch die Gluͤckſeeligkeit des Naͤchſten hierdurch befoͤrdert wird, ſo kan man doch eben nicht alle Muſicanten ohne Unterſchied unter die ſuͤndlichen und uͤberfluͤßigen Manufa- cturiers, die in der Republic nicht geduldet wer- den ſolten, zehlen, zumahl diejenigen, die in den Kirchen muſiciren, bey dem Gottesdienſt mit ihren Jnſtrumenten GOtt den HErrn mit lo- ben helffen, und die Zuhoͤrer hierdurch zur An- dacht und Devotion anfeyern, welch Stuͤck des Gottesdienſtes nicht allein nicht unzulaͤßig, ſon- dern auch von GOtt dem HErrn ſelbſt befohlen iſt, da es in dem 150. Pſalm heißt: Lobet den HErrn mit Harffen, lobet den HErrn mit Trompeten und Paucken, u. ſ. w. Ferner iſt auch dieſes eben vor nichts ſuͤndliches und unzu- laͤßiges zu achten, wenn ſie bey Hochzeiten oder andern erbaren Banqueten und Gelacken die Leute, die davon Liebhaber ſind, mit ihrer Muſic zu einer geziemenden Froͤlichkeit aufbringen, und darbey erhalten, da uns GOtt der Heil. Geiſt ſelbſt anbefiehlet, daß wir uns mit den Froͤlichen freuen, und am guten Tage, welchen GOtt auch naͤchſt dem boͤſen erſchaffen, guter Dinge ſeyn ſollen. Jm uͤbrigen iſt ein groſſer Unterſcheid zu machen unter den Muſicanten, die in den Kirchen und bey vornehmer und re-
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[1302/1322]
noch Menſchen mit der Muſic ſo gar groſſer
Dienſt geleiſtet, noch die Gluͤckſeeligkeit des
Naͤchſten hierdurch befoͤrdert wird, ſo kan man
doch eben nicht alle Muſicanten ohne Unterſchied
unter die ſuͤndlichen und uͤberfluͤßigen Manufa-
cturiers, die in der Republic nicht geduldet wer-
den ſolten, zehlen, zumahl diejenigen, die in den
Kirchen muſiciren, bey dem Gottesdienſt mit
ihren Jnſtrumenten GOtt den HErrn mit lo-
ben helffen, und die Zuhoͤrer hierdurch zur An-
dacht und Devotion anfeyern, welch Stuͤck des
Gottesdienſtes nicht allein nicht unzulaͤßig, ſon-
dern auch von GOtt dem HErrn ſelbſt befohlen
iſt, da es in dem 150. Pſalm heißt: Lobet den
HErrn mit Harffen, lobet den HErrn mit
Trompeten und Paucken, u. ſ. w. Ferner iſt
auch dieſes eben vor nichts ſuͤndliches und unzu-
laͤßiges zu achten, wenn ſie bey Hochzeiten oder
andern erbaren Banqueten und Gelacken die
Leute, die davon Liebhaber ſind, mit ihrer Muſic
zu einer geziemenden Froͤlichkeit aufbringen,
und darbey erhalten, da uns GOtt der Heil.
Geiſt ſelbſt anbefiehlet, daß wir uns mit den
Froͤlichen freuen, und am guten Tage, welchen
GOtt auch naͤchſt dem boͤſen erſchaffen, guter
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Unterſcheid zu machen unter den Muſicanten,
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1322>, abgerufen am 23.11.2024.
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