Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



chen, zum nöthigen Unterhalt zu verhelffen;
Welches besonders Jhro Königl. Majest. in
Preussen an Dero Glaubens-Genossen Ruhm-
würdigst beobachtet. Die vom Feinde vertrie-
benen möchten dergestalt füglich unterzubringen
seyn, daß solche bey denen zu Krieges-Zeiten
fortwährenden Creyß-Conventen sich melden
könten, und beglaubte Attestata von ihrer Lan-
des-Obrigkeit, daß sie wegen der Kriegs-Pres-
sur
en, Brand oder Plünderung an dem Ort ih-
res ehemahligen Auffenthalts sich nicht ferner
hinbringen mögen, vorzuzeigen hätten, worauf
sodann iedweder Creyß-Stand eine gewisse et-
wan nach dem Fuß der Matricul ihm zurepar-
ti
rte Anzahl solcher von Krieg verderbten ar-
men Exulanten anzunehmen, und in seinem Lan-
de Arbeit oder nothdürfftige Verpflegung zu
verschaffen, so lange schuldig seyn solte, biß solche
Vertriebene bey bessern und friedlichen Zeiten
sich wieder in ihre Heymath machen, und da-
selbst ihre vorige Nahrung wiederum abwarten
könten.

§. 19. Es haben sich in vorigen Zeiten gar
öffters gemeine Soldaten zusammen rottiret,
und unter dem Nahmen gartender Knechte den
armen Land-Mann mit Allmosen oder Ritter-
Zehrung-Forderung sehr geplaget, und zuwei-
len, was man ihnen in der Güte nicht reichen

wollen,



chen, zum noͤthigen Unterhalt zu verhelffen;
Welches beſonders Jhro Koͤnigl. Majeſt. in
Preuſſen an Dero Glaubens-Genoſſen Ruhm-
wuͤrdigſt beobachtet. Die vom Feinde vertrie-
benen moͤchten dergeſtalt fuͤglich unterzubringen
ſeyn, daß ſolche bey denen zu Krieges-Zeiten
fortwaͤhrenden Creyß-Conventen ſich melden
koͤnten, und beglaubte Atteſtata von ihrer Lan-
des-Obrigkeit, daß ſie wegen der Kriegs-Preſ-
ſur
en, Brand oder Pluͤnderung an dem Ort ih-
res ehemahligen Auffenthalts ſich nicht ferner
hinbringen moͤgen, vorzuzeigen haͤtten, worauf
ſodann iedweder Creyß-Stand eine gewiſſe et-
wan nach dem Fuß der Matricul ihm zurepar-
ti
rte Anzahl ſolcher von Krieg verderbten ar-
men Exulanten anzunehmen, und in ſeinem Lan-
de Arbeit oder nothduͤrfftige Verpflegung zu
verſchaffen, ſo lange ſchuldig ſeyn ſolte, biß ſolche
Vertriebene bey beſſern und friedlichen Zeiten
ſich wieder in ihre Heymath machen, und da-
ſelbſt ihre vorige Nahrung wiederum abwarten
koͤnten.

§. 19. Es haben ſich in vorigen Zeiten gar
oͤffters gemeine Soldaten zuſammen rottiret,
und unter dem Nahmen gartender Knechte den
armen Land-Mann mit Allmoſen oder Ritter-
Zehrung-Forderung ſehr geplaget, und zuwei-
len, was man ihnen in der Guͤte nicht reichen

wollen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1342" n="1322"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> chen, zum no&#x0364;thigen Unterhalt zu verhelffen;<lb/>
Welches be&#x017F;onders Jhro Ko&#x0364;nigl. Maje&#x017F;t. in<lb/>
Preu&#x017F;&#x017F;en an Dero Glaubens-Geno&#x017F;&#x017F;en Ruhm-<lb/>
wu&#x0364;rdig&#x017F;t beobachtet. Die vom Feinde vertrie-<lb/>
benen mo&#x0364;chten derge&#x017F;talt fu&#x0364;glich unterzubringen<lb/>
&#x017F;eyn, daß &#x017F;olche bey denen zu Krieges-Zeiten<lb/>
fortwa&#x0364;hrenden Creyß-<hi rendition="#aq">Convent</hi>en &#x017F;ich melden<lb/>
ko&#x0364;nten, und beglaubte <hi rendition="#aq">Atte&#x017F;tata</hi> von ihrer Lan-<lb/>
des-Obrigkeit, daß &#x017F;ie wegen der Kriegs-<hi rendition="#aq">Pre&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ur</hi>en, Brand oder Plu&#x0364;nderung an dem Ort ih-<lb/>
res ehemahligen Auffenthalts &#x017F;ich nicht ferner<lb/>
hinbringen mo&#x0364;gen, vorzuzeigen ha&#x0364;tten, worauf<lb/>
&#x017F;odann iedweder Creyß-Stand eine gewi&#x017F;&#x017F;e et-<lb/>
wan nach dem Fuß der <hi rendition="#aq">Matricul</hi> ihm zu<hi rendition="#aq">repar-<lb/>
ti</hi>rte Anzahl &#x017F;olcher von Krieg verderbten ar-<lb/>
men <hi rendition="#aq">Exulant</hi>en anzunehmen, und in &#x017F;einem Lan-<lb/>
de Arbeit oder nothdu&#x0364;rfftige Verpflegung zu<lb/>
ver&#x017F;chaffen, &#x017F;o lange &#x017F;chuldig &#x017F;eyn &#x017F;olte, biß &#x017F;olche<lb/>
Vertriebene bey be&#x017F;&#x017F;ern und friedlichen Zeiten<lb/>
&#x017F;ich wieder in ihre Heymath machen, und da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ihre vorige Nahrung wiederum abwarten<lb/>
ko&#x0364;nten.</p><lb/>
        <p>§. 19. Es haben &#x017F;ich in vorigen Zeiten gar<lb/>
o&#x0364;ffters gemeine Soldaten zu&#x017F;ammen rottiret,<lb/>
und unter dem Nahmen gartender Knechte den<lb/>
armen Land-Mann mit Allmo&#x017F;en oder Ritter-<lb/>
Zehrung-Forderung &#x017F;ehr geplaget, und zuwei-<lb/>
len, was man ihnen in der Gu&#x0364;te nicht reichen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wollen,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1322/1342] chen, zum noͤthigen Unterhalt zu verhelffen; Welches beſonders Jhro Koͤnigl. Majeſt. in Preuſſen an Dero Glaubens-Genoſſen Ruhm- wuͤrdigſt beobachtet. Die vom Feinde vertrie- benen moͤchten dergeſtalt fuͤglich unterzubringen ſeyn, daß ſolche bey denen zu Krieges-Zeiten fortwaͤhrenden Creyß-Conventen ſich melden koͤnten, und beglaubte Atteſtata von ihrer Lan- des-Obrigkeit, daß ſie wegen der Kriegs-Preſ- ſuren, Brand oder Pluͤnderung an dem Ort ih- res ehemahligen Auffenthalts ſich nicht ferner hinbringen moͤgen, vorzuzeigen haͤtten, worauf ſodann iedweder Creyß-Stand eine gewiſſe et- wan nach dem Fuß der Matricul ihm zurepar- tirte Anzahl ſolcher von Krieg verderbten ar- men Exulanten anzunehmen, und in ſeinem Lan- de Arbeit oder nothduͤrfftige Verpflegung zu verſchaffen, ſo lange ſchuldig ſeyn ſolte, biß ſolche Vertriebene bey beſſern und friedlichen Zeiten ſich wieder in ihre Heymath machen, und da- ſelbſt ihre vorige Nahrung wiederum abwarten koͤnten. §. 19. Es haben ſich in vorigen Zeiten gar oͤffters gemeine Soldaten zuſammen rottiret, und unter dem Nahmen gartender Knechte den armen Land-Mann mit Allmoſen oder Ritter- Zehrung-Forderung ſehr geplaget, und zuwei- len, was man ihnen in der Guͤte nicht reichen wollen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1342
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1342>, abgerufen am 23.11.2024.