der Evangelischen Religion bekennen, so wissen sie doch so viel von einer als von der andern. Wenn ihnen ein Kind gebohren wird, pflegen sie Edelleute und Standes-Personen zu Gevat- tern zu bitten, damit diese sie als ihre Gevattern desto lieber passiren und in ihren Dorffschaff- ten dulden mögen. Wenn man fraget, womit sie sich ernehren, geben sie vor, theils vom Pfer- de-Handel, theils vom Betteln, theils auch von ihrem Sold, den sie durch Wechsel aus klein Egypten über dem rothen Meer von dem Tür- ckischen Käyser an den Römischen Käyser, und von diesen an die Herrn Fugger zu Augspurg übermacht bekommen. Weil sie sonst das Christ-Kindlein in Egypten nicht angenommen, und abgöttisch gewesen, wäre ihnen das be- schwerliche Herumwandern von GOtt zu einer Straffe auferleget, und wenn sie nur 4. Wo- chen an einem Orte stille lägen, so merckten sol- ches ihre Leute in Egypten an dem, daß der Fluß Nilus stehen bliebe. Sie bedienen sich der Roth- welschen Sprache, u. s. w. Gleichwie aber grosse Gottlosigkeiten von denen Ziegeunern begangen werden, also sind auch von allen Reichs-Staaten in Teutschland die schärffsten Edicta wider solche Leute publiciret worden.
§. 21. Es solten auch die Landes-Herren billig dahin bedacht seyn, daß diejenigen die von
der
der Evangeliſchen Religion bekennen, ſo wiſſen ſie doch ſo viel von einer als von der andern. Wenn ihnen ein Kind gebohren wird, pflegen ſie Edelleute und Standes-Perſonen zu Gevat- tern zu bitten, damit dieſe ſie als ihre Gevattern deſto lieber paſſiren und in ihren Dorffſchaff- ten dulden moͤgen. Wenn man fraget, womit ſie ſich ernehren, geben ſie vor, theils vom Pfer- de-Handel, theils vom Betteln, theils auch von ihrem Sold, den ſie durch Wechſel aus klein Egypten uͤber dem rothen Meer von dem Tuͤr- ckiſchen Kaͤyſer an den Roͤmiſchen Kaͤyſer, und von dieſen an die Herrn Fugger zu Augſpurg uͤbermacht bekommen. Weil ſie ſonſt das Chriſt-Kindlein in Egypten nicht angenommen, und abgoͤttiſch geweſen, waͤre ihnen das be- ſchwerliche Herumwandern von GOtt zu einer Straffe auferleget, und wenn ſie nur 4. Wo- chen an einem Orte ſtille laͤgen, ſo merckten ſol- ches ihre Leute in Egypten an dem, daß der Fluß Nilus ſtehen bliebe. Sie bedienen ſich der Roth- welſchen Sprache, u. ſ. w. Gleichwie aber groſſe Gottloſigkeiten von denen Ziegeunern begangen werden, alſo ſind auch von allen Reichs-Staaten in Teutſchland die ſchaͤrffſten Edicta wider ſolche Leute publiciret worden.
§. 21. Es ſolten auch die Landes-Herren billig dahin bedacht ſeyn, daß diejenigen die von
der
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der Evangeliſchen Religion bekennen, ſo wiſſen
ſie doch ſo viel von einer als von der andern.
Wenn ihnen ein Kind gebohren wird, pflegen
ſie Edelleute und Standes-Perſonen zu Gevat-
tern zu bitten, damit dieſe ſie als ihre Gevattern
deſto lieber paſſiren und in ihren Dorffſchaff-
ten dulden moͤgen. Wenn man fraget, womit
ſie ſich ernehren, geben ſie vor, theils vom Pfer-
de-Handel, theils vom Betteln, theils auch von
ihrem Sold, den ſie durch Wechſel aus klein
Egypten uͤber dem rothen Meer von dem Tuͤr-
ckiſchen Kaͤyſer an den Roͤmiſchen Kaͤyſer, und
von dieſen an die Herrn Fugger zu Augſpurg
uͤbermacht bekommen. Weil ſie ſonſt das
Chriſt-Kindlein in Egypten nicht angenommen,
und abgoͤttiſch geweſen, waͤre ihnen das be-
ſchwerliche Herumwandern von GOtt zu einer
Straffe auferleget, und wenn ſie nur 4. Wo-
chen an einem Orte ſtille laͤgen, ſo merckten ſol-
ches ihre Leute in Egypten an dem, daß der Fluß
Nilus ſtehen bliebe. Sie bedienen ſich der Roth-
welſchen Sprache, u. ſ. w. Gleichwie aber
groſſe Gottloſigkeiten von denen Ziegeunern
begangen werden, alſo ſind auch von allen
Reichs-Staaten in Teutſchland die ſchaͤrffſten
Edicta wider ſolche Leute publiciret worden.
§. 21. Es ſolten auch die Landes-Herren
billig dahin bedacht ſeyn, daß diejenigen die von
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1347>, abgerufen am 23.11.2024.
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