§. 23. Von Stummen hat man die Exem- pel hier in Teutschland überflüßig, daß sie Handwercker gelernet und getrieben, auch son- derlich gute Arbeit machen können, allein dar- an stößt sichs insgemein bey denen Armen, mit denen will sich niemand gerne plagen, wenn ih- nen die Mühe nicht durch ein ungewöhnliches Lehrgeld bezahlet wird. Es stehet aber zu ü- berlegen, ob es nicht weit besser gethan sey, der- gleichen arme verunglückte Leute, wenn sie selbst keine Mittel oder deren nicht gnug hätten, aus dem gemeinen aerario auff ehrliche Handwercke zu bringen und sie etwas rechts lernen zu lassen, davon sie sich in Zukunfft ehrlich ernehren und dem Publico wieder contribuiren können, als daß man sie die Zeit ihres Lebens mit dem Bet- tel-Brod und Allmosen versorgen, auch wohl gewarten soll, daß sie sich zu Dieberey und Par- thiererey angewöhnen.
§. 24. Was Lahme und Krüpel betrifft, so ist doch unstreitig, daß sie die gesunden Glieder zur Arbeit brauchen können, nur liegt es daran, auff dergleichen Arbeit bedacht zu seyn, die ent- weder mit den Händen allein sitzend und mit ei- ner Hand und einem oder auch beyden Füssen, oder mit denen Füssen allein gethan werden können. Wer beyde Hände gesund hat, kan ja auf verschiedenen Handwercken helffen. e. g.
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§. 23. Von Stummen hat man die Exem- pel hier in Teutſchland uͤberfluͤßig, daß ſie Handwercker gelernet und getrieben, auch ſon- derlich gute Arbeit machen koͤnnen, allein dar- an ſtoͤßt ſichs insgemein bey denen Armen, mit denen will ſich niemand gerne plagen, wenn ih- nen die Muͤhe nicht durch ein ungewoͤhnliches Lehrgeld bezahlet wird. Es ſtehet aber zu uͤ- berlegen, ob es nicht weit beſſer gethan ſey, der- gleichen arme verungluͤckte Leute, wenn ſie ſelbſt keine Mittel oder deren nicht gnug haͤtten, aus dem gemeinen ærario auff ehrliche Handwercke zu bringen und ſie etwas rechts lernen zu laſſen, davon ſie ſich in Zukunfft ehrlich ernehren und dem Publico wieder contribuiren koͤnnen, als daß man ſie die Zeit ihres Lebens mit dem Bet- tel-Brod und Allmoſen verſorgen, auch wohl gewarten ſoll, daß ſie ſich zu Dieberey und Par- thiererey angewoͤhnen.
§. 24. Was Lahme und Kruͤpel betrifft, ſo iſt doch unſtreitig, daß ſie die geſunden Glieder zur Arbeit brauchen koͤnnen, nur liegt es daran, auff dergleichen Arbeit bedacht zu ſeyn, die ent- weder mit den Haͤnden allein ſitzend und mit ei- ner Hand und einem oder auch beyden Fuͤſſen, oder mit denen Fuͤſſen allein gethan werden koͤnnen. Wer beyde Haͤnde geſund hat, kan ja auf verſchiedenen Handwercken helffen. e. g.
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§. 23. Von Stummen hat man die Exem-
pel hier in Teutſchland uͤberfluͤßig, daß ſie
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derlich gute Arbeit machen koͤnnen, allein dar-
an ſtoͤßt ſichs insgemein bey denen Armen, mit
denen will ſich niemand gerne plagen, wenn ih-
nen die Muͤhe nicht durch ein ungewoͤhnliches
Lehrgeld bezahlet wird. Es ſtehet aber zu uͤ-
berlegen, ob es nicht weit beſſer gethan ſey, der-
gleichen arme verungluͤckte Leute, wenn ſie ſelbſt
keine Mittel oder deren nicht gnug haͤtten, aus
dem gemeinen ærario auff ehrliche Handwercke
zu bringen und ſie etwas rechts lernen zu laſſen,
davon ſie ſich in Zukunfft ehrlich ernehren und
dem Publico wieder contribuiren koͤnnen, als
daß man ſie die Zeit ihres Lebens mit dem Bet-
tel-Brod und Allmoſen verſorgen, auch wohl
gewarten ſoll, daß ſie ſich zu Dieberey und Par-
thiererey angewoͤhnen.
§. 24. Was Lahme und Kruͤpel betrifft, ſo
iſt doch unſtreitig, daß ſie die geſunden Glieder
zur Arbeit brauchen koͤnnen, nur liegt es daran,
auff dergleichen Arbeit bedacht zu ſeyn, die ent-
weder mit den Haͤnden allein ſitzend und mit ei-
ner Hand und einem oder auch beyden Fuͤſſen,
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koͤnnen. Wer beyde Haͤnde geſund hat, kan
ja auf verſchiedenen Handwercken helffen. e. g.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1349>, abgerufen am 23.11.2024.
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