genten, als vielmehr aus Consideration vor das gantze Reich und die sämtliche Republic ge- troffen, und in ihrer Vigeur verbleiben, ob gleich die Regenten des Volcks, denen zur Zeit des ge- schlossenen Bündnisses die Administration der Republic anvertrauet war, todt sind. Es ist gewiß, daß eine iede Allianz, die mit einer Re- public oder freyen Volck geschlossen wird, sei- ner Beschaffenheit nach reell ist, und in ihrer Krafft bleibet, entweder biß auf den in der Alli- anz determinirten Termin, oder so lange die Conjuncturen und Absichten beyderley Lan- des-Herrschafften überein bleiben, ob gleich die hohen Obrigkeitlichen Personen, durch deren Interposition das Bündniß zu Stande kom- men, todt oder verändert sind.
§. 6. Welche Allianzen nach Abgang de- rer, die sie aufgerichtet, beständig bleiben, oder aber ausgehen sollen, ist theils aus den Jnstru- menten der getroffenen Bündnisse, theils auch aus den Umständen zu beurtheilen; Bißweilen wird eine gewisse Zeit exprimiret, z. E. biß der oder jener Krieg geendiget, oder diese und jene Absicht erreichet, manchmahl wird auch die Clausul hinein gesetzt, daß sie mit den Regenten und allen seinen Nachkommen beständig geschlos- sen seyn sollen, u. s. w. Zu Zeiten sind auch die Regenten einiger Reiche vor ihre Person so ver-
traute
Y y y y 3
genten, als vielmehr aus Conſideration vor das gantze Reich und die ſaͤmtliche Republic ge- troffen, und in ihrer Vigeur verbleiben, ob gleich die Regenten des Volcks, denen zur Zeit des ge- ſchloſſenen Buͤndniſſes die Adminiſtration der Republic anvertrauet war, todt ſind. Es iſt gewiß, daß eine iede Allianz, die mit einer Re- public oder freyen Volck geſchloſſen wird, ſei- ner Beſchaffenheit nach reell iſt, und in ihrer Krafft bleibet, entweder biß auf den in der Alli- anz determinirten Termin, oder ſo lange die Conjuncturen und Abſichten beyderley Lan- des-Herrſchafften uͤberein bleiben, ob gleich die hohen Obrigkeitlichen Perſonen, durch deren Interpoſition das Buͤndniß zu Stande kom- men, todt oder veraͤndert ſind.
§. 6. Welche Allianzen nach Abgang de- rer, die ſie aufgerichtet, beſtaͤndig bleiben, oder aber ausgehen ſollen, iſt theils aus den Jnſtru- menten der getroffenen Buͤndniſſe, theils auch aus den Umſtaͤnden zu beurtheilen; Bißweilen wird eine gewiſſe Zeit exprimiret, z. E. biß der oder jener Krieg geendiget, oder dieſe und jene Abſicht erreichet, manchmahl wird auch die Clauſul hinein geſetzt, daß ſie mit den Regenten und allen ſeinen Nachkom̃en beſtaͤndig geſchloſ- ſen ſeyn ſollen, u. ſ. w. Zu Zeiten ſind auch die Regenten einiger Reiche vor ihre Perſon ſo ver-
traute
Y y y y 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f1465"n="1445"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> genten, als vielmehr aus <hirendition="#aq">Conſideration</hi> vor<lb/>
das gantze Reich und die ſaͤmtliche <hirendition="#aq">Republic</hi> ge-<lb/>
troffen, und in ihrer <hirendition="#aq">Vigeur</hi> verbleiben, ob gleich<lb/>
die Regenten des Volcks, denen zur Zeit des ge-<lb/>ſchloſſenen Buͤndniſſes die <hirendition="#aq">Adminiſtration</hi> der<lb/><hirendition="#aq">Republic</hi> anvertrauet war, todt ſind. Es iſt<lb/>
gewiß, daß eine iede <hirendition="#aq">Allianz,</hi> die mit einer <hirendition="#aq">Re-<lb/>
public</hi> oder freyen Volck geſchloſſen wird, ſei-<lb/>
ner Beſchaffenheit nach <hirendition="#aq">reell</hi> iſt, und in ihrer<lb/>
Krafft bleibet, entweder biß auf den in der <hirendition="#aq">Alli-<lb/>
anz determini</hi>rten Termin, oder ſo lange die<lb/><hirendition="#aq">Conjunctur</hi>en und Abſichten beyderley Lan-<lb/>
des-Herrſchafften uͤberein bleiben, ob gleich die<lb/>
hohen Obrigkeitlichen Perſonen, durch deren<lb/><hirendition="#aq">Interpoſition</hi> das Buͤndniß zu Stande kom-<lb/>
men, todt oder veraͤndert ſind.</p><lb/><p>§. 6. Welche <hirendition="#aq">Allianz</hi>en nach Abgang de-<lb/>
rer, die ſie aufgerichtet, beſtaͤndig bleiben, oder<lb/>
aber ausgehen ſollen, iſt theils aus den Jnſtru-<lb/>
menten der getroffenen Buͤndniſſe, theils auch<lb/>
aus den Umſtaͤnden zu beurtheilen; Bißweilen<lb/>
wird eine gewiſſe Zeit <hirendition="#aq">exprimi</hi>ret, z. E. biß der<lb/>
oder jener Krieg geendiget, oder dieſe und jene<lb/>
Abſicht erreichet, manchmahl wird auch die<lb/>
Clauſul hinein geſetzt, daß ſie mit den Regenten<lb/>
und allen ſeinen Nachkom̃en beſtaͤndig geſchloſ-<lb/>ſen ſeyn ſollen, u. ſ. w. Zu Zeiten ſind auch die<lb/>
Regenten einiger Reiche vor ihre Perſon ſo ver-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Y y y y 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">traute</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[1445/1465]
genten, als vielmehr aus Conſideration vor
das gantze Reich und die ſaͤmtliche Republic ge-
troffen, und in ihrer Vigeur verbleiben, ob gleich
die Regenten des Volcks, denen zur Zeit des ge-
ſchloſſenen Buͤndniſſes die Adminiſtration der
Republic anvertrauet war, todt ſind. Es iſt
gewiß, daß eine iede Allianz, die mit einer Re-
public oder freyen Volck geſchloſſen wird, ſei-
ner Beſchaffenheit nach reell iſt, und in ihrer
Krafft bleibet, entweder biß auf den in der Alli-
anz determinirten Termin, oder ſo lange die
Conjuncturen und Abſichten beyderley Lan-
des-Herrſchafften uͤberein bleiben, ob gleich die
hohen Obrigkeitlichen Perſonen, durch deren
Interpoſition das Buͤndniß zu Stande kom-
men, todt oder veraͤndert ſind.
§. 6. Welche Allianzen nach Abgang de-
rer, die ſie aufgerichtet, beſtaͤndig bleiben, oder
aber ausgehen ſollen, iſt theils aus den Jnſtru-
menten der getroffenen Buͤndniſſe, theils auch
aus den Umſtaͤnden zu beurtheilen; Bißweilen
wird eine gewiſſe Zeit exprimiret, z. E. biß der
oder jener Krieg geendiget, oder dieſe und jene
Abſicht erreichet, manchmahl wird auch die
Clauſul hinein geſetzt, daß ſie mit den Regenten
und allen ſeinen Nachkom̃en beſtaͤndig geſchloſ-
ſen ſeyn ſollen, u. ſ. w. Zu Zeiten ſind auch die
Regenten einiger Reiche vor ihre Perſon ſo ver-
traute
Y y y y 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1465>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.