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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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schafft nur schwer und unangenehm machen
würden, sondern die Raisons sind ihm bey ei-
nem ieden Problemate oder Theoremate kurtz
und deutlich zu sagen. Es sind ihm lauter
Practica, die einen evidenten und handgreiffli-
chen Nutzen in dem menschlichen Leben haben,
beyzubringen, und keine andere Theoretica
mit einzumischen, als in soweit die Praxis aus
derselben nothwendig herfliesset, und ohne wel-
che sie nicht wohl von Statten gehet. Die Ana-
lysis
ist zwar vor einen, der in der höhern Geo-
metrie
etwas rechts zu thun gesonnen, unent-
behrlich, aber einem Printzen unnöthig, die-
weil sie mehr auf Speculationes als auf Pra-
ctica
gerichtet ist. Siehe hiervon mit meh-
rern mein Tractätgen von der Beschaffenheit
und Nutzen der Mathematischen Wissen-
schafften.

§. 23. Da auch die Printzen nicht allezeit
serieuse Sachen tractiren, sondern bißweilen
einiger Veränderung und Vergnügung nach
ihren ordentlichen Verrichtungen und Studiis
vonnöthen haben, so sind ihnen allerdings auch
einige Ergötzlichkeiten zu gönnen, iedoch allezeit
so einzurichten, daß sie nicht allzuviel Zeit damit
zubringen, sich oder andern keinen Schaden
darbey zufügen, und, so viel als möglich, auch
etwas bey denselben profitiren. Es bestehen

sonst
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ſchafft nur ſchwer und unangenehm machen
wuͤrden, ſondern die Raiſons ſind ihm bey ei-
nem ieden Problemate oder Theoremate kurtz
und deutlich zu ſagen. Es ſind ihm lauter
Practica, die einen evidenten und handgreiffli-
chen Nutzen in dem menſchlichen Leben haben,
beyzubringen, und keine andere Theoretica
mit einzumiſchen, als in ſoweit die Praxis aus
derſelben nothwendig herflieſſet, und ohne wel-
che ſie nicht wohl von Statten gehet. Die Ana-
lyſis
iſt zwar vor einen, der in der hoͤhern Geo-
metrie
etwas rechts zu thun geſonnen, unent-
behrlich, aber einem Printzen unnoͤthig, die-
weil ſie mehr auf Speculationes als auf Pra-
ctica
gerichtet iſt. Siehe hiervon mit meh-
rern mein Tractaͤtgen von der Beſchaffenheit
und Nutzen der Mathematiſchen Wiſſen-
ſchafften.

§. 23. Da auch die Printzen nicht allezeit
ſerieuſe Sachen tractiren, ſondern bißweilen
einiger Veraͤnderung und Vergnuͤgung nach
ihren ordentlichen Verrichtungen und Studiis
vonnoͤthen haben, ſo ſind ihnen allerdings auch
einige Ergoͤtzlichkeiten zu goͤnnen, iedoch allezeit
ſo einzurichten, daß ſie nicht allzuviel Zeit damit
zubringen, ſich oder andern keinen Schaden
darbey zufuͤgen, und, ſo viel als moͤglich, auch
etwas bey denſelben profitiren. Es beſtehen

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[163/0183] ſchafft nur ſchwer und unangenehm machen wuͤrden, ſondern die Raiſons ſind ihm bey ei- nem ieden Problemate oder Theoremate kurtz und deutlich zu ſagen. Es ſind ihm lauter Practica, die einen evidenten und handgreiffli- chen Nutzen in dem menſchlichen Leben haben, beyzubringen, und keine andere Theoretica mit einzumiſchen, als in ſoweit die Praxis aus derſelben nothwendig herflieſſet, und ohne wel- che ſie nicht wohl von Statten gehet. Die Ana- lyſis iſt zwar vor einen, der in der hoͤhern Geo- metrie etwas rechts zu thun geſonnen, unent- behrlich, aber einem Printzen unnoͤthig, die- weil ſie mehr auf Speculationes als auf Pra- ctica gerichtet iſt. Siehe hiervon mit meh- rern mein Tractaͤtgen von der Beſchaffenheit und Nutzen der Mathematiſchen Wiſſen- ſchafften. §. 23. Da auch die Printzen nicht allezeit ſerieuſe Sachen tractiren, ſondern bißweilen einiger Veraͤnderung und Vergnuͤgung nach ihren ordentlichen Verrichtungen und Studiis vonnoͤthen haben, ſo ſind ihnen allerdings auch einige Ergoͤtzlichkeiten zu goͤnnen, iedoch allezeit ſo einzurichten, daß ſie nicht allzuviel Zeit damit zubringen, ſich oder andern keinen Schaden darbey zufuͤgen, und, ſo viel als moͤglich, auch etwas bey denſelben profitiren. Es beſtehen ſonſt L 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/183>, abgerufen am 21.11.2024.