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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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cession aus einem Testamente ist niemahls gar
zu sicher gewesen, so offt der Reichs-Folger die
Macht gehabt, sein Recht zu prosequiren, wel-
ches aus dem Exempel Käysers Ludovicil. er-
hellet, dessen Verordnung unter seinen Kindern
gantz umsonst und vergeblich war. Andere
Exempel der von Fürsten vergebener Weise
verfertigten Testamente kan man bey dem Gro-
tio
nachlesen de J. B. & P. lib. I. §. 13. in not.
Daher haben Fürstl. Personen, wenn sie ihre
Reiche andern gönnen wollen, auff die Testa-
mente sich nicht verlassen, sondern andere Mit-
tel und Wege hervor gesucht. Einige haben
noch bey ihren Lebzeiten diejenigen, denen sie
das Reich destiniret, zu Landes-Herren ge-
macht. Andere durch die Autorität des
Volckes oder der Reichs- und Land-Stände
die Testamente bestärcken und befestigen
lassen.

§. 3. Es hindert nichts, daß man in den
Geschichten gar viel Exempel der Fürstl. Testa-
mente antrifft. Denn es ist zweyerley hier-
auff zu antworten. Man hat entweder in An-
sehung der Meriten des vorigen Regenten und
aus Andencken vor seine Person seine Testa-
mente respectiret, und zwar aus freyen Willen,
oder aus Furcht vor der Gewalt demselben nicht
contradiciret. Ja, es ist auch in manchen

Rei-
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ceſſion aus einem Teſtamente iſt niemahls gar
zu ſicher geweſen, ſo offt der Reichs-Folger die
Macht gehabt, ſein Recht zu proſequiren, wel-
ches aus dem Exempel Kaͤyſers Ludovicil. er-
hellet, deſſen Verordnung unter ſeinen Kindern
gantz umſonſt und vergeblich war. Andere
Exempel der von Fuͤrſten vergebener Weiſe
verfertigten Teſtamente kan man bey dem Gro-
tio
nachleſen de J. B. & P. lib. I. §. 13. in not.
Daher haben Fuͤrſtl. Perſonen, wenn ſie ihre
Reiche andern goͤnnen wollen, auff die Teſta-
mente ſich nicht verlaſſen, ſondern andere Mit-
tel und Wege hervor geſucht. Einige haben
noch bey ihren Lebzeiten diejenigen, denen ſie
das Reich deſtiniret, zu Landes-Herren ge-
macht. Andere durch die Autoritaͤt des
Volckes oder der Reichs- und Land-Staͤnde
die Teſtamente beſtaͤrcken und befeſtigen
laſſen.

§. 3. Es hindert nichts, daß man in den
Geſchichten gar viel Exempel der Fuͤrſtl. Teſta-
mente antrifft. Denn es iſt zweyerley hier-
auff zu antworten. Man hat entweder in An-
ſehung der Meriten des vorigen Regenten und
aus Andencken vor ſeine Perſon ſeine Teſta-
mente reſpectiret, und zwar aus freyen Willen,
oder aus Furcht vor der Gewalt demſelben nicht
contradiciret. Ja, es iſt auch in manchen

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[169/0189] ceſſion aus einem Teſtamente iſt niemahls gar zu ſicher geweſen, ſo offt der Reichs-Folger die Macht gehabt, ſein Recht zu proſequiren, wel- ches aus dem Exempel Kaͤyſers Ludovicil. er- hellet, deſſen Verordnung unter ſeinen Kindern gantz umſonſt und vergeblich war. Andere Exempel der von Fuͤrſten vergebener Weiſe verfertigten Teſtamente kan man bey dem Gro- tio nachleſen de J. B. & P. lib. I. §. 13. in not. Daher haben Fuͤrſtl. Perſonen, wenn ſie ihre Reiche andern goͤnnen wollen, auff die Teſta- mente ſich nicht verlaſſen, ſondern andere Mit- tel und Wege hervor geſucht. Einige haben noch bey ihren Lebzeiten diejenigen, denen ſie das Reich deſtiniret, zu Landes-Herren ge- macht. Andere durch die Autoritaͤt des Volckes oder der Reichs- und Land-Staͤnde die Teſtamente beſtaͤrcken und befeſtigen laſſen. §. 3. Es hindert nichts, daß man in den Geſchichten gar viel Exempel der Fuͤrſtl. Teſta- mente antrifft. Denn es iſt zweyerley hier- auff zu antworten. Man hat entweder in An- ſehung der Meriten des vorigen Regenten und aus Andencken vor ſeine Perſon ſeine Teſta- mente reſpectiret, und zwar aus freyen Willen, oder aus Furcht vor der Gewalt demſelben nicht contradiciret. Ja, es iſt auch in manchen Rei- L 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/189>, abgerufen am 21.11.2024.