Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



rechtmäßige Richter ist, wenn das Successions-
Negotium
einmahl ventiliret werden wird,
welches aber ein Regent bey seinem Leben nicht
seyn kan. Alle diejenigen, die nach seinem
Tode über die Succession streiten, werden ihn
im geringsten nicht in dieser Successions-Sa-
che vor ihren Richter erkennen. Sie werden
meinen, sie seyn so gut als er, und haben eben so
viel Befugniß und Recht, seinen Verordnungen
zu contradiciren und etwas anders zu ordnen,
denn er Macht gehabt zu disponiren.

§. 15. Die Testamentliche Succession
scheinet in den Territoriis in Teutschland nicht
sonderlichen Nutzen zuhaben, indem diese insge-
mein von der Beschaffenheit sind, daß des an-
dern zustehende Recht die freye Macht zu testi-
ren verhindere. Es fallen also die Testamen-
te bey den Churfürstenthümern und andern
Lehnen, die dem Recht der Primogenitur un-
terworfen sind, weg, bey den theilbaren Lehnen
gelten die Testamente nicht, als mit Einwilli-
gung der Agnaten, denn da diesen durch die Fun-
damental-
Gesetze das Successions-Recht mit
getheilet ist; so mag es ihnen wider ihren Wil-
len nicht entzogen werden. Jedoch scheinet
es, daß ein Vater unter seinen Kindern mit et-
was freyerer Macht zu theilen testiren könne.
S. Itter de F. J. c. 13. §. 16. Wenn die Pro-

vintzen



rechtmaͤßige Richter iſt, wenn das Succeſſions-
Negotium
einmahl ventiliret werden wird,
welches aber ein Regent bey ſeinem Leben nicht
ſeyn kan. Alle diejenigen, die nach ſeinem
Tode uͤber die Succeſſion ſtreiten, werden ihn
im geringſten nicht in dieſer Succeſſions-Sa-
che vor ihren Richter erkennen. Sie werden
meinen, ſie ſeyn ſo gut als er, und haben eben ſo
viel Befugniß und Recht, ſeinen Verordnungen
zu contradiciren und etwas anders zu ordnen,
denn er Macht gehabt zu diſponiren.

§. 15. Die Teſtamentliche Succesſion
ſcheinet in den Territoriis in Teutſchland nicht
ſonderlichen Nutzen zuhaben, indem dieſe insge-
mein von der Beſchaffenheit ſind, daß des an-
dern zuſtehende Recht die freye Macht zu teſti-
ren verhindere. Es fallen alſo die Teſtamen-
te bey den Churfuͤrſtenthuͤmern und andern
Lehnen, die dem Recht der Primogenitur un-
terworfen ſind, weg, bey den theilbaren Lehnen
gelten die Teſtamente nicht, als mit Einwilli-
gung der Agnaten, denn da dieſen durch die Fun-
damental-
Geſetze das Succesſions-Recht mit
getheilet iſt; ſo mag es ihnen wider ihren Wil-
len nicht entzogen werden. Jedoch ſcheinet
es, daß ein Vater unter ſeinen Kindern mit et-
was freyerer Macht zu theilen teſtiren koͤnne.
S. Itter de F. J. c. 13. §. 16. Wenn die Pro-

vintzen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0202" n="182"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> rechtma&#x0364;ßige Richter i&#x017F;t, wenn das <hi rendition="#aq">Succe&#x017F;&#x017F;ions-<lb/>
Negotium</hi> einmahl <hi rendition="#aq">ventili</hi>ret werden wird,<lb/>
welches aber ein Regent bey &#x017F;einem Leben nicht<lb/>
&#x017F;eyn kan. Alle diejenigen, die nach &#x017F;einem<lb/>
Tode u&#x0364;ber die <hi rendition="#aq">Succe&#x017F;&#x017F;ion</hi> &#x017F;treiten, werden ihn<lb/>
im gering&#x017F;ten nicht in die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Succe&#x017F;&#x017F;ions-</hi>Sa-<lb/>
che vor ihren Richter erkennen. Sie werden<lb/>
meinen, &#x017F;ie &#x017F;eyn &#x017F;o gut als er, und haben eben &#x017F;o<lb/>
viel Befugniß und Recht, &#x017F;einen Verordnungen<lb/>
zu <hi rendition="#aq">contradici</hi>ren und etwas anders zu ordnen,<lb/>
denn er Macht gehabt zu <hi rendition="#aq">di&#x017F;poni</hi>ren.</p><lb/>
        <p>§. 15. Die Te&#x017F;tamentliche <hi rendition="#aq">Succes&#x017F;ion</hi><lb/>
&#x017F;cheinet in den <hi rendition="#aq">Territoriis</hi> in Teut&#x017F;chland nicht<lb/>
&#x017F;onderlichen Nutzen zuhaben, indem die&#x017F;e insge-<lb/>
mein von der Be&#x017F;chaffenheit &#x017F;ind, daß des an-<lb/>
dern zu&#x017F;tehende Recht die freye Macht zu <hi rendition="#aq">te&#x017F;ti-</hi><lb/>
ren verhindere. Es fallen al&#x017F;o die Te&#x017F;tamen-<lb/>
te bey den Churfu&#x0364;r&#x017F;tenthu&#x0364;mern und andern<lb/>
Lehnen, die dem Recht der <hi rendition="#aq">Primogenitur</hi> un-<lb/>
terworfen &#x017F;ind, weg, bey den theilbaren Lehnen<lb/>
gelten die Te&#x017F;tamente nicht, als mit Einwilli-<lb/>
gung der <hi rendition="#aq">Agnaten,</hi> denn da die&#x017F;en durch die <hi rendition="#aq">Fun-<lb/>
damental-</hi>Ge&#x017F;etze das <hi rendition="#aq">Succes&#x017F;ions-</hi>Recht mit<lb/>
getheilet i&#x017F;t; &#x017F;o mag es ihnen wider ihren Wil-<lb/>
len nicht entzogen werden. Jedoch &#x017F;cheinet<lb/>
es, daß ein Vater unter &#x017F;einen Kindern mit et-<lb/>
was freyerer Macht zu theilen <hi rendition="#aq">te&#x017F;ti</hi>ren ko&#x0364;nne.<lb/><hi rendition="#aq">S. Itter de F. J. c.</hi> 13. §. 16. Wenn die Pro-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vintzen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0202] rechtmaͤßige Richter iſt, wenn das Succeſſions- Negotium einmahl ventiliret werden wird, welches aber ein Regent bey ſeinem Leben nicht ſeyn kan. Alle diejenigen, die nach ſeinem Tode uͤber die Succeſſion ſtreiten, werden ihn im geringſten nicht in dieſer Succeſſions-Sa- che vor ihren Richter erkennen. Sie werden meinen, ſie ſeyn ſo gut als er, und haben eben ſo viel Befugniß und Recht, ſeinen Verordnungen zu contradiciren und etwas anders zu ordnen, denn er Macht gehabt zu diſponiren. §. 15. Die Teſtamentliche Succesſion ſcheinet in den Territoriis in Teutſchland nicht ſonderlichen Nutzen zuhaben, indem dieſe insge- mein von der Beſchaffenheit ſind, daß des an- dern zuſtehende Recht die freye Macht zu teſti- ren verhindere. Es fallen alſo die Teſtamen- te bey den Churfuͤrſtenthuͤmern und andern Lehnen, die dem Recht der Primogenitur un- terworfen ſind, weg, bey den theilbaren Lehnen gelten die Teſtamente nicht, als mit Einwilli- gung der Agnaten, denn da dieſen durch die Fun- damental-Geſetze das Succesſions-Recht mit getheilet iſt; ſo mag es ihnen wider ihren Wil- len nicht entzogen werden. Jedoch ſcheinet es, daß ein Vater unter ſeinen Kindern mit et- was freyerer Macht zu theilen teſtiren koͤnne. S. Itter de F. J. c. 13. §. 16. Wenn die Pro- vintzen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/202
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/202>, abgerufen am 24.11.2024.