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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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§. 15. Bißweilen pflegt ein Regent eine
absolute und souveraine Regierung und freye
Gewalt, bißweilen aber auch eine einge-
schränckte Regierung zu haben. Eine souve-
raine
Regierung wird von demjenigen exer-
ci
rt, der das Regiment nach eignen Gefallen
administriren kan, wie es entweder sein Wille
oder die Conjuncturen mit sich bringen und
nicht nöthig hat, der Vorschrifft gewisser fun-
damental-
Gesetze nachzugehen. Da aber der
Verstand eines Menschen von Jrrthümern
nicht frey ist, und der Wille bey einer so grossen
Freyheit sich gar leicht zum Bösen lencken läst,
so haben einige Völcker vor dienlich erachtet,
der freyen und ungebundenen Regierung einiger
Regenten in manchen Stücken Ziel und Maaße
zu setzen. Und haben die Regenten gleich bey
Antritt ihrer Regierung denen Reichs- und
Landes-Ständen versprechen müssen, daß sie in
wichtigen Angelegenheiten ohne Vorbewust
und Genehmhaltung der Stände nichts unter-
nehmen wollen, damit der Wohlfahrt der Un-
terthanen auff die Art besser prospiciret
würde.

§. 16. Es erweiset sich die Landes-Fürstl.
Hoheit und daher entstehende Regierung zu
dem Zweck des gemeinen Nutzens und Wohl-
standes vornemlich in folgenden Puncten. Als

erstlich


§. 15. Bißweilen pflegt ein Regent eine
abſolute und ſouveraine Regierung und freye
Gewalt, bißweilen aber auch eine einge-
ſchraͤnckte Regierung zu haben. Eine ſouve-
raine
Regierung wird von demjenigen exer-
ci
rt, der das Regiment nach eignen Gefallen
adminiſtriren kan, wie es entweder ſein Wille
oder die Conjuncturen mit ſich bringen und
nicht noͤthig hat, der Vorſchrifft gewiſſer fun-
damental-
Geſetze nachzugehen. Da aber der
Verſtand eines Menſchen von Jrrthuͤmern
nicht frey iſt, und der Wille bey einer ſo groſſen
Freyheit ſich gar leicht zum Boͤſen lencken laͤſt,
ſo haben einige Voͤlcker vor dienlich erachtet,
der freyen und ungebundenen Regierung einiger
Regenten in manchen Stuͤcken Ziel und Maaße
zu ſetzen. Und haben die Regenten gleich bey
Antritt ihrer Regierung denen Reichs- und
Landes-Staͤnden verſprechen muͤſſen, daß ſie in
wichtigen Angelegenheiten ohne Vorbewuſt
und Genehmhaltung der Staͤnde nichts unter-
nehmen wollen, damit der Wohlfahrt der Un-
terthanen auff die Art beſſer proſpiciret
wuͤrde.

§. 16. Es erweiſet ſich die Landes-Fuͤrſtl.
Hoheit und daher entſtehende Regierung zu
dem Zweck des gemeinen Nutzens und Wohl-
ſtandes vornemlich in folgenden Puncten. Als

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[255/0275] §. 15. Bißweilen pflegt ein Regent eine abſolute und ſouveraine Regierung und freye Gewalt, bißweilen aber auch eine einge- ſchraͤnckte Regierung zu haben. Eine ſouve- raine Regierung wird von demjenigen exer- cirt, der das Regiment nach eignen Gefallen adminiſtriren kan, wie es entweder ſein Wille oder die Conjuncturen mit ſich bringen und nicht noͤthig hat, der Vorſchrifft gewiſſer fun- damental-Geſetze nachzugehen. Da aber der Verſtand eines Menſchen von Jrrthuͤmern nicht frey iſt, und der Wille bey einer ſo groſſen Freyheit ſich gar leicht zum Boͤſen lencken laͤſt, ſo haben einige Voͤlcker vor dienlich erachtet, der freyen und ungebundenen Regierung einiger Regenten in manchen Stuͤcken Ziel und Maaße zu ſetzen. Und haben die Regenten gleich bey Antritt ihrer Regierung denen Reichs- und Landes-Staͤnden verſprechen muͤſſen, daß ſie in wichtigen Angelegenheiten ohne Vorbewuſt und Genehmhaltung der Staͤnde nichts unter- nehmen wollen, damit der Wohlfahrt der Un- terthanen auff die Art beſſer proſpiciret wuͤrde. §. 16. Es erweiſet ſich die Landes-Fuͤrſtl. Hoheit und daher entſtehende Regierung zu dem Zweck des gemeinen Nutzens und Wohl- ſtandes vornemlich in folgenden Puncten. Als erſtlich

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/275>, abgerufen am 21.11.2024.