Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



derlich ist, kanst du nach Gefallen thun oder un-
terlassen.

§. 7. Es ist auch die Klugheit einzutheilen
in die Klugheit der Privat-Personen und der
Landes-Fürsten. Die Privat-Klugheit
schreibt Privat-Personen gewisse Regeln und
Maximen vor, wie sie ihre actiones zu Beför-
derung oder Erhaltung ihrer zeitlichen Glück-
seeligkeit vernünfftig anstellen sollen. Sie
weiset, wie man sich im Heyrathen bey Erzie-
hung der Kinder, in seinen Ehren-Aemtern, in
Glück und Unglück, u. s. w. zu bezeigen habe,
daß man durch seine Handlungen das Gute,
so man sich vorgesetzt, erlangen, und alles Ubel,
so viel als möglich, von sich abwenden möge.
Manche actiones scheinen andern Leuten, die
nicht fähig sind, accurat genung davon zu ur-
theilen, weise zu seyn, sind aber in der That
thöricht, und diese muß man unterlassen. Hin-
gegen einige scheinen andern, die nicht alle un-
sere Raisons wissen, warum wir dieses thun
wollen oder müssen, wunderlich, sind aber in
der That klug, und diese müssen wir thun, ande-
re Leute mögen davon raisonniren, was sie wol-
len. Was bey der Privat-Klugheit anzu-
mercken, ist in meiner Einleitung zur Klugheit
zu leben weitläufftiger ausgeführet.

§. 8.



derlich iſt, kanſt du nach Gefallen thun oder un-
terlaſſen.

§. 7. Es iſt auch die Klugheit einzutheilen
in die Klugheit der Privat-Perſonen und der
Landes-Fuͤrſten. Die Privat-Klugheit
ſchreibt Privat-Perſonen gewiſſe Regeln und
Maximen vor, wie ſie ihre actiones zu Befoͤr-
derung oder Erhaltung ihrer zeitlichen Gluͤck-
ſeeligkeit vernuͤnfftig anſtellen ſollen. Sie
weiſet, wie man ſich im Heyrathen bey Erzie-
hung der Kinder, in ſeinen Ehren-Aemtern, in
Gluͤck und Ungluͤck, u. ſ. w. zu bezeigen habe,
daß man durch ſeine Handlungen das Gute,
ſo man ſich vorgeſetzt, erlangen, und alles Ubel,
ſo viel als moͤglich, von ſich abwenden moͤge.
Manche actiones ſcheinen andern Leuten, die
nicht faͤhig ſind, accurat genung davon zu ur-
theilen, weiſe zu ſeyn, ſind aber in der That
thoͤricht, und dieſe muß man unterlaſſen. Hin-
gegen einige ſcheinen andern, die nicht alle un-
ſere Raiſons wiſſen, warum wir dieſes thun
wollen oder muͤſſen, wunderlich, ſind aber in
der That klug, und dieſe muͤſſen wir thun, ande-
re Leute moͤgen davon raiſonniren, was ſie wol-
len. Was bey der Privat-Klugheit anzu-
mercken, iſt in meiner Einleitung zur Klugheit
zu leben weitlaͤufftiger ausgefuͤhret.

§. 8.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0030" n="10"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> derlich i&#x017F;t, kan&#x017F;t du nach Gefallen thun oder un-<lb/>
terla&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>§. 7. Es i&#x017F;t auch die Klugheit einzutheilen<lb/>
in die Klugheit der Privat-Per&#x017F;onen und der<lb/>
Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;ten. Die Privat-Klugheit<lb/>
&#x017F;chreibt Privat-Per&#x017F;onen gewi&#x017F;&#x017F;e Regeln und<lb/><hi rendition="#aq">Maxim</hi>en vor, wie &#x017F;ie ihre <hi rendition="#aq">actiones</hi> zu Befo&#x0364;r-<lb/>
derung oder Erhaltung ihrer zeitlichen Glu&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;eeligkeit vernu&#x0364;nfftig an&#x017F;tellen &#x017F;ollen. Sie<lb/>
wei&#x017F;et, wie man &#x017F;ich im Heyrathen bey Erzie-<lb/>
hung der Kinder, in &#x017F;einen Ehren-Aemtern, in<lb/>
Glu&#x0364;ck und Unglu&#x0364;ck, u. &#x017F;. w. zu bezeigen habe,<lb/>
daß man durch &#x017F;eine Handlungen das Gute,<lb/>
&#x017F;o man &#x017F;ich vorge&#x017F;etzt, erlangen, und alles Ubel,<lb/>
&#x017F;o viel als mo&#x0364;glich, von &#x017F;ich abwenden mo&#x0364;ge.<lb/>
Manche <hi rendition="#aq">actiones</hi> &#x017F;cheinen andern Leuten, die<lb/>
nicht fa&#x0364;hig &#x017F;ind, <hi rendition="#aq">accurat</hi> genung davon zu ur-<lb/>
theilen, wei&#x017F;e zu &#x017F;eyn, &#x017F;ind aber in der That<lb/>
tho&#x0364;richt, und die&#x017F;e muß man unterla&#x017F;&#x017F;en. Hin-<lb/>
gegen einige &#x017F;cheinen andern, die nicht alle un-<lb/>
&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Rai&#x017F;ons</hi> wi&#x017F;&#x017F;en, warum wir die&#x017F;es thun<lb/>
wollen oder mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wunderlich, &#x017F;ind aber in<lb/>
der That klug, und die&#x017F;e mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir thun, ande-<lb/>
re Leute mo&#x0364;gen davon <hi rendition="#aq">rai&#x017F;onni</hi>ren, was &#x017F;ie wol-<lb/>
len. Was bey der Privat-Klugheit anzu-<lb/>
mercken, i&#x017F;t in meiner Einleitung zur Klugheit<lb/>
zu leben weitla&#x0364;ufftiger ausgefu&#x0364;hret.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 8.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0030] derlich iſt, kanſt du nach Gefallen thun oder un- terlaſſen. §. 7. Es iſt auch die Klugheit einzutheilen in die Klugheit der Privat-Perſonen und der Landes-Fuͤrſten. Die Privat-Klugheit ſchreibt Privat-Perſonen gewiſſe Regeln und Maximen vor, wie ſie ihre actiones zu Befoͤr- derung oder Erhaltung ihrer zeitlichen Gluͤck- ſeeligkeit vernuͤnfftig anſtellen ſollen. Sie weiſet, wie man ſich im Heyrathen bey Erzie- hung der Kinder, in ſeinen Ehren-Aemtern, in Gluͤck und Ungluͤck, u. ſ. w. zu bezeigen habe, daß man durch ſeine Handlungen das Gute, ſo man ſich vorgeſetzt, erlangen, und alles Ubel, ſo viel als moͤglich, von ſich abwenden moͤge. Manche actiones ſcheinen andern Leuten, die nicht faͤhig ſind, accurat genung davon zu ur- theilen, weiſe zu ſeyn, ſind aber in der That thoͤricht, und dieſe muß man unterlaſſen. Hin- gegen einige ſcheinen andern, die nicht alle un- ſere Raiſons wiſſen, warum wir dieſes thun wollen oder muͤſſen, wunderlich, ſind aber in der That klug, und dieſe muͤſſen wir thun, ande- re Leute moͤgen davon raiſonniren, was ſie wol- len. Was bey der Privat-Klugheit anzu- mercken, iſt in meiner Einleitung zur Klugheit zu leben weitlaͤufftiger ausgefuͤhret. §. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/30
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/30>, abgerufen am 03.12.2024.