schaden, als wenn ein geschickter Medicus Gifft zu einer Artzeney nimmt, dessen Krafft zu scha- den durch die Würckungen der andern köstlichen ingredientien, die der operation des Giffts im Wege sind, gehindert wird. Es verdringet die helle Sonne der Christl. Wahrheit diese Nebel, die sich vor dieselbige setzen wollen, und wenn diese falschen Schein-Gründe der Ge- gner auff den Probierstein der Heil. Schrifft und der gesunden Vernunfft gestrichen werden, so erkennt man, daß dieselbigen nicht Stich hal- ten; Und also werden die Zuhörer hierdurch im geringsten in keine Scrupel gesetzt, sondern viel- mehr in der Wahrheit der Christl. Lehre befe- stiget. Ja, wenn es nicht hin und wieder in den heutigen Zeiten solche böse Leute gäbe, die aller- hand Einwürffe wider solche Grund-Wahrhei- ten zu machen pflegten, so wolte ich zu geben, daß es eben nicht nöthig wäre, daß die Priester Gelegenheit nähmen, dergleichen Erwehnung zu thun, weil sie gewiß wüsten, daß alles dieses, was sie auff den Cantzeln vorbrächten, genera- lement als wahr vorausgesetzt würde. Da aber andere Leute ihren Zuhörern objectiones machen, so müssen sie ihnen auch die Mittel zeigen, wie sie dieselben beantworten sollen und können.
§. 53. Hieher gehöret auch die Lehre de In-
diffe-
ſchaden, als wenn ein geſchickter Medicus Gifft zu einer Artzeney nimmt, deſſen Krafft zu ſcha- den durch die Wuͤrckungen der andern koͤſtlichen ingredientien, die der operation des Giffts im Wege ſind, gehindert wird. Es verdringet die helle Sonne der Chriſtl. Wahrheit dieſe Nebel, die ſich vor dieſelbige ſetzen wollen, und wenn dieſe falſchen Schein-Gruͤnde der Ge- gner auff den Probierſtein der Heil. Schrifft und der geſunden Vernunfft geſtrichen werden, ſo erkennt man, daß dieſelbigen nicht Stich hal- ten; Und alſo werden die Zuhoͤrer hierdurch im geringſten in keine Scrupel geſetzt, ſondern viel- mehr in der Wahrheit der Chriſtl. Lehre befe- ſtiget. Ja, wenn es nicht hin und wieder in den heutigen Zeiten ſolche boͤſe Leute gaͤbe, die aller- hand Einwuͤrffe wider ſolche Grund-Wahrhei- ten zu machen pflegten, ſo wolte ich zu geben, daß es eben nicht noͤthig waͤre, daß die Prieſter Gelegenheit naͤhmen, dergleichen Erwehnung zu thun, weil ſie gewiß wuͤſten, daß alles dieſes, was ſie auff den Cantzeln vorbraͤchten, genera- lement als wahr vorausgeſetzt wuͤrde. Da aber andere Leute ihren Zuhoͤrern objectiones machen, ſo muͤſſen ſie ihnen auch die Mittel zeigen, wie ſie dieſelben beantworten ſollen und koͤnnen.
§. 53. Hieher gehoͤret auch die Lehre de In-
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ſchaden, als wenn ein geſchickter Medicus Gifft
zu einer Artzeney nimmt, deſſen Krafft zu ſcha-
den durch die Wuͤrckungen der andern koͤſtlichen
ingredientien, die der operation des Giffts im
Wege ſind, gehindert wird. Es verdringet
die helle Sonne der Chriſtl. Wahrheit dieſe
Nebel, die ſich vor dieſelbige ſetzen wollen, und
wenn dieſe falſchen Schein-Gruͤnde der Ge-
gner auff den Probierſtein der Heil. Schrifft
und der geſunden Vernunfft geſtrichen werden,
ſo erkennt man, daß dieſelbigen nicht Stich hal-
ten; Und alſo werden die Zuhoͤrer hierdurch im
geringſten in keine Scrupel geſetzt, ſondern viel-
mehr in der Wahrheit der Chriſtl. Lehre befe-
ſtiget. Ja, wenn es nicht hin und wieder in den
heutigen Zeiten ſolche boͤſe Leute gaͤbe, die aller-
hand Einwuͤrffe wider ſolche Grund-Wahrhei-
ten zu machen pflegten, ſo wolte ich zu geben,
daß es eben nicht noͤthig waͤre, daß die Prieſter
Gelegenheit naͤhmen, dergleichen Erwehnung
zu thun, weil ſie gewiß wuͤſten, daß alles dieſes,
was ſie auff den Cantzeln vorbraͤchten, genera-
lement als wahr vorausgeſetzt wuͤrde. Da
aber andere Leute ihren Zuhoͤrern objectiones
machen, ſo muͤſſen ſie ihnen auch die Mittel
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koͤnnen.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/328>, abgerufen am 22.11.2024.
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