Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Leben gekommen; Derer ruchlosen Sünder,
an denen der grosse GOtt bey ihrem Absterben
seine Rache erwiesen; Derer boßhafftigen
und muthwilligen Sünder, die fast gewaltsam
von unsern HErre GOTT bekehret worden;
Derer Frommen, denen GOtt im Leben und
Tode Wohlthaten angethan; Derer die in
einer gewissen Tugend etwas Heroisches und
sonderbahres praestiret; Derer, die in abscheu-
lichsten und ärgsten Lastern gelebet biß in den
Tod. Es müste auch allezeit mit annectiret
werden, welche Ursachen und Umstände proba-
biliter
zu ihrer Veränderung Gelegenheit ge-
geben, u. s. w. Es würde dieses seinen guten
Nutzen haben. Man würde die Göttliche
Providenz und Direction, wenn man hierauf
Acht hätte, gar deutlich erkennen und aus der
Erfahrung die Eigenschafften GOttes, seine
Weißheit, Liebe, Gerechtigkeit und Wahrheit
verstehen lernen, und also durch solche Exempel,
wenn sie getreulich und aufrichtig mit allen Um-
ständen auf notiret würden, diejenigen, die
sich GOTT als ein müßiges Wesen vorstellen,
gar deutlich überführen, daß er nicht allein im
Himmel, sondern auch hier bey uns auf Erden
lebe, herrsche und regiere. Es würde die Gött-
liche Wahrheit der Heil. Schrifft a posteriori
verifici
ret werden aus der Erfahrung. Wir

haben
U 5



Leben gekommen; Derer ruchloſen Suͤnder,
an denen der groſſe GOtt bey ihrem Abſterben
ſeine Rache erwieſen; Derer boßhafftigen
und muthwilligen Suͤnder, die faſt gewaltſam
von unſern HErre GOTT bekehret worden;
Derer Frommen, denen GOtt im Leben und
Tode Wohlthaten angethan; Derer die in
einer gewiſſen Tugend etwas Heroiſches und
ſonderbahres præſtiret; Derer, die in abſcheu-
lichſten und aͤrgſten Laſtern gelebet biß in den
Tod. Es muͤſte auch allezeit mit annectiret
werden, welche Urſachen und Umſtaͤnde proba-
biliter
zu ihrer Veraͤnderung Gelegenheit ge-
geben, u. ſ. w. Es wuͤrde dieſes ſeinen guten
Nutzen haben. Man wuͤrde die Goͤttliche
Providenz und Direction, wenn man hierauf
Acht haͤtte, gar deutlich erkennen und aus der
Erfahrung die Eigenſchafften GOttes, ſeine
Weißheit, Liebe, Gerechtigkeit und Wahrheit
verſtehen lernen, und alſo durch ſolche Exempel,
wenn ſie getreulich und aufrichtig mit allen Um-
ſtaͤnden auf notiret wuͤrden, diejenigen, die
ſich GOTT als ein muͤßiges Weſen vorſtellen,
gar deutlich uͤberfuͤhren, daß er nicht allein im
Himmel, ſondern auch hier bey uns auf Erden
lebe, herrſche und regiere. Es wuͤrde die Goͤtt-
liche Wahrheit der Heil. Schrifft a poſteriori
verifici
ret werden aus der Erfahrung. Wir

haben
U 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0333" n="313"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Leben gekommen; Derer ruchlo&#x017F;en Su&#x0364;nder,<lb/>
an denen der gro&#x017F;&#x017F;e GOtt bey ihrem Ab&#x017F;terben<lb/>
&#x017F;eine Rache erwie&#x017F;en; Derer boßhafftigen<lb/>
und muthwilligen Su&#x0364;nder, die fa&#x017F;t gewalt&#x017F;am<lb/>
von un&#x017F;ern HErre GOTT bekehret worden;<lb/>
Derer Frommen, denen GOtt im Leben und<lb/>
Tode Wohlthaten angethan; Derer die in<lb/>
einer gewi&#x017F;&#x017F;en Tugend etwas Heroi&#x017F;ches und<lb/>
&#x017F;onderbahres <hi rendition="#aq">præ&#x017F;ti</hi>ret; Derer, die in ab&#x017F;cheu-<lb/>
lich&#x017F;ten und a&#x0364;rg&#x017F;ten La&#x017F;tern gelebet biß in den<lb/>
Tod. Es mu&#x0364;&#x017F;te auch allezeit mit <hi rendition="#aq">annecti</hi>ret<lb/>
werden, welche Ur&#x017F;achen und Um&#x017F;ta&#x0364;nde <hi rendition="#aq">proba-<lb/>
biliter</hi> zu ihrer Vera&#x0364;nderung Gelegenheit ge-<lb/>
geben, u. &#x017F;. w. Es wu&#x0364;rde die&#x017F;es &#x017F;einen guten<lb/>
Nutzen haben. Man wu&#x0364;rde die Go&#x0364;ttliche<lb/><hi rendition="#aq">Providenz</hi> und <hi rendition="#aq">Direction,</hi> wenn man hierauf<lb/>
Acht ha&#x0364;tte, gar deutlich erkennen und aus der<lb/>
Erfahrung die Eigen&#x017F;chafften GOttes, &#x017F;eine<lb/>
Weißheit, Liebe, Gerechtigkeit und Wahrheit<lb/>
ver&#x017F;tehen lernen, und al&#x017F;o durch &#x017F;olche Exempel,<lb/>
wenn &#x017F;ie getreulich und aufrichtig mit allen Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden auf <hi rendition="#aq">noti</hi>ret wu&#x0364;rden, diejenigen, die<lb/>
&#x017F;ich GOTT als ein mu&#x0364;ßiges We&#x017F;en vor&#x017F;tellen,<lb/>
gar deutlich u&#x0364;berfu&#x0364;hren, daß er nicht allein im<lb/>
Himmel, &#x017F;ondern auch hier bey uns auf Erden<lb/>
lebe, herr&#x017F;che und regiere. Es wu&#x0364;rde die Go&#x0364;tt-<lb/>
liche Wahrheit der Heil. Schrifft <hi rendition="#aq">a po&#x017F;teriori<lb/>
verifici</hi>ret werden aus der Erfahrung. Wir<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 5</fw><fw place="bottom" type="catch">haben</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[313/0333] Leben gekommen; Derer ruchloſen Suͤnder, an denen der groſſe GOtt bey ihrem Abſterben ſeine Rache erwieſen; Derer boßhafftigen und muthwilligen Suͤnder, die faſt gewaltſam von unſern HErre GOTT bekehret worden; Derer Frommen, denen GOtt im Leben und Tode Wohlthaten angethan; Derer die in einer gewiſſen Tugend etwas Heroiſches und ſonderbahres præſtiret; Derer, die in abſcheu- lichſten und aͤrgſten Laſtern gelebet biß in den Tod. Es muͤſte auch allezeit mit annectiret werden, welche Urſachen und Umſtaͤnde proba- biliter zu ihrer Veraͤnderung Gelegenheit ge- geben, u. ſ. w. Es wuͤrde dieſes ſeinen guten Nutzen haben. Man wuͤrde die Goͤttliche Providenz und Direction, wenn man hierauf Acht haͤtte, gar deutlich erkennen und aus der Erfahrung die Eigenſchafften GOttes, ſeine Weißheit, Liebe, Gerechtigkeit und Wahrheit verſtehen lernen, und alſo durch ſolche Exempel, wenn ſie getreulich und aufrichtig mit allen Um- ſtaͤnden auf notiret wuͤrden, diejenigen, die ſich GOTT als ein muͤßiges Weſen vorſtellen, gar deutlich uͤberfuͤhren, daß er nicht allein im Himmel, ſondern auch hier bey uns auf Erden lebe, herrſche und regiere. Es wuͤrde die Goͤtt- liche Wahrheit der Heil. Schrifft a poſteriori verificiret werden aus der Erfahrung. Wir haben U 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/333
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/333>, abgerufen am 01.06.2024.