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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Steurung der Unwissenheit billig anbefehlen,
daß ein jeder Hauß-Vater so wohl in Städten
als auf den Dörffern sich das heilige Bibel-
Buch, welches heutigs Tags durch die höchst-
rühmlichst gemachte Anstalt des Herrn Baron
von Canstein zu Halle in dem Buchladen des
Wäysen-Hauses vor ein geringe Geld zu kauf-
fen ist, anschaffen solte. Und bey wem es nicht
angetroffen würde, müste bey der jährlichen
Visitation, die von dem Superintendenten ge-
halten würde, dißfalls bestrafft werden, die aber
so unvermögend wären, daß sie vor sich und die
Jhrigen nicht das Brod schaffen könten, müsten
aus der gemeinen Cassa so viel bekommen, daß
sie sich solches davor kauffen möchten. Da es
aber nicht gnug wäre, daß sie die Heil. Schrifft
in ihrem Hause hätten, und sie davon schlechten
Nutzen haben würden, wenn sie nicht fleißig
darinnen lesen und forschten, als müste allen
Hauß-Vätern und Hauß-Müttern, die lesen
könten, von dem Landes-Herrn auff das schärff-
ste anbefohlen werden, alle Abend und Morgen
einige Capitul daraus zu lesen, und wo sie et-
was nicht verstünden, ihre Pfarrer darum zu
befragen, und Erklärung deshalb von ihnen zu
verlangen. Jch glaube, daß diese Erinnerung
auch mit unter diejenigen gehören wird, davon
einige Politici gedencken werden, die Sorge

eines



Steurung der Unwiſſenheit billig anbefehlen,
daß ein jeder Hauß-Vater ſo wohl in Staͤdten
als auf den Doͤrffern ſich das heilige Bibel-
Buch, welches heutigs Tags durch die hoͤchſt-
ruͤhmlichſt gemachte Anſtalt des Herrn Baron
von Canſtein zu Halle in dem Buchladen des
Waͤyſen-Hauſes vor ein geringe Geld zu kauf-
fen iſt, anſchaffen ſolte. Und bey wem es nicht
angetroffen wuͤrde, muͤſte bey der jaͤhrlichen
Viſitation, die von dem Superintendenten ge-
halten wuͤrde, dißfalls beſtrafft werden, die aber
ſo unvermoͤgend waͤren, daß ſie vor ſich und die
Jhrigen nicht das Brod ſchaffen koͤnten, muͤſten
aus der gemeinen Caſſa ſo viel bekommen, daß
ſie ſich ſolches davor kauffen moͤchten. Da es
aber nicht gnug waͤre, daß ſie die Heil. Schrifft
in ihrem Hauſe haͤtten, und ſie davon ſchlechten
Nutzen haben wuͤrden, wenn ſie nicht fleißig
darinnen leſen und forſchten, als muͤſte allen
Hauß-Vaͤtern und Hauß-Muͤttern, die leſen
koͤnten, von dem Landes-Herrn auff das ſchaͤrff-
ſte anbefohlen werden, alle Abend und Morgen
einige Capitul daraus zu leſen, und wo ſie et-
was nicht verſtuͤnden, ihre Pfarrer darum zu
befragen, und Erklaͤrung deshalb von ihnen zu
verlangen. Jch glaube, daß dieſe Erinnerung
auch mit unter diejenigen gehoͤren wird, davon
einige Politici gedencken werden, die Sorge

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[318/0338] Steurung der Unwiſſenheit billig anbefehlen, daß ein jeder Hauß-Vater ſo wohl in Staͤdten als auf den Doͤrffern ſich das heilige Bibel- Buch, welches heutigs Tags durch die hoͤchſt- ruͤhmlichſt gemachte Anſtalt des Herrn Baron von Canſtein zu Halle in dem Buchladen des Waͤyſen-Hauſes vor ein geringe Geld zu kauf- fen iſt, anſchaffen ſolte. Und bey wem es nicht angetroffen wuͤrde, muͤſte bey der jaͤhrlichen Viſitation, die von dem Superintendenten ge- halten wuͤrde, dißfalls beſtrafft werden, die aber ſo unvermoͤgend waͤren, daß ſie vor ſich und die Jhrigen nicht das Brod ſchaffen koͤnten, muͤſten aus der gemeinen Caſſa ſo viel bekommen, daß ſie ſich ſolches davor kauffen moͤchten. Da es aber nicht gnug waͤre, daß ſie die Heil. Schrifft in ihrem Hauſe haͤtten, und ſie davon ſchlechten Nutzen haben wuͤrden, wenn ſie nicht fleißig darinnen leſen und forſchten, als muͤſte allen Hauß-Vaͤtern und Hauß-Muͤttern, die leſen koͤnten, von dem Landes-Herrn auff das ſchaͤrff- ſte anbefohlen werden, alle Abend und Morgen einige Capitul daraus zu leſen, und wo ſie et- was nicht verſtuͤnden, ihre Pfarrer darum zu befragen, und Erklaͤrung deshalb von ihnen zu verlangen. Jch glaube, daß dieſe Erinnerung auch mit unter diejenigen gehoͤren wird, davon einige Politici gedencken werden, die Sorge eines

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/338>, abgerufen am 21.11.2024.