unruhiget, in Ruhe gelassen, da es doch höchst- billich gewesen, daß man den Druck und die publication ihrer gottlosen Schrifften inhibi- ret oder sie zur revocation angehalten hätte, und wo sie solches nicht hätten thun wollen, mit dergleichen Straffen, die ich ietzt exprimiret, wider sie verfahren wäre. Wäre diß gesche- hen, so bin ich gut davor, es würde sich mancher zum Zweck geleget, und andere, wenn sie gesehen, wie es diesen ergangen wäre, von dergleichen gottlosen und verführischen Schreib-Art von selbst abgelassen haben. Bey manchen von solchen Schwärmern ist eine Begierde, neue Meynungen auf die Bahn zu bringen und zu vertheidigen. Bey einigen ein Ehrgeitz, daß sie in der Kirchen die vorige Verfassung um- stossen wollen, bey andern ein Haß und Neid gegen das sämtliche Ministerium. Manche schreiben und sagen etwas her aus einer Einfalt, Unwissenheit und verderbten Phantasie, welches andere aus Vorsatz und Boßheit thun. Man- che wissen es nicht besser und glauben, sie haben recht und vermeynen, sie thun GOtt einen Dienst daran, andere hingegen thun es aus ei- ner andern Absicht, bißweilen auch aus Inter- esse. Es können sich alle diese mit der Unwis- senheit, daß dergleichen Sachen verbothen seyn solten, nicht entschuldigen, indem wir GOtt Lob!
wohl
unruhiget, in Ruhe gelaſſen, da es doch hoͤchſt- billich geweſen, daß man den Druck und die publication ihrer gottloſen Schrifften inhibi- ret oder ſie zur revocation angehalten haͤtte, und wo ſie ſolches nicht haͤtten thun wollen, mit dergleichen Straffen, die ich ietzt exprimiret, wider ſie verfahren waͤre. Waͤre diß geſche- hen, ſo bin ich gut davor, es wuͤrde ſich mancher zum Zweck geleget, und andere, wenn ſie geſehen, wie es dieſen ergangen waͤre, von dergleichen gottloſen und verfuͤhriſchen Schreib-Art von ſelbſt abgelaſſen haben. Bey manchen von ſolchen Schwaͤrmern iſt eine Begierde, neue Meynungen auf die Bahn zu bringen und zu vertheidigen. Bey einigen ein Ehrgeitz, daß ſie in der Kirchen die vorige Verfaſſung um- ſtoſſen wollen, bey andern ein Haß und Neid gegen das ſaͤmtliche Miniſterium. Manche ſchreiben und ſagen etwas her aus einer Einfalt, Unwiſſenheit und verderbten Phantaſie, welches andere aus Vorſatz und Boßheit thun. Man- che wiſſen es nicht beſſer und glauben, ſie haben recht und vermeynen, ſie thun GOtt einen Dienſt daran, andere hingegen thun es aus ei- ner andern Abſicht, bißweilen auch aus Inter- eſſe. Es koͤnnen ſich alle dieſe mit der Unwiſ- ſenheit, daß dergleichen Sachen verbothen ſeyn ſolten, nicht entſchuldigen, indem wir GOtt Lob!
wohl
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[331/0351]
unruhiget, in Ruhe gelaſſen, da es doch hoͤchſt-
billich geweſen, daß man den Druck und die
publication ihrer gottloſen Schrifften inhibi-
ret oder ſie zur revocation angehalten haͤtte,
und wo ſie ſolches nicht haͤtten thun wollen, mit
dergleichen Straffen, die ich ietzt exprimiret,
wider ſie verfahren waͤre. Waͤre diß geſche-
hen, ſo bin ich gut davor, es wuͤrde ſich mancher
zum Zweck geleget, und andere, wenn ſie geſehen,
wie es dieſen ergangen waͤre, von dergleichen
gottloſen und verfuͤhriſchen Schreib-Art von
ſelbſt abgelaſſen haben. Bey manchen von
ſolchen Schwaͤrmern iſt eine Begierde, neue
Meynungen auf die Bahn zu bringen und zu
vertheidigen. Bey einigen ein Ehrgeitz, daß
ſie in der Kirchen die vorige Verfaſſung um-
ſtoſſen wollen, bey andern ein Haß und Neid
gegen das ſaͤmtliche Miniſterium. Manche
ſchreiben und ſagen etwas her aus einer Einfalt,
Unwiſſenheit und verderbten Phantaſie, welches
andere aus Vorſatz und Boßheit thun. Man-
che wiſſen es nicht beſſer und glauben, ſie haben
recht und vermeynen, ſie thun GOtt einen
Dienſt daran, andere hingegen thun es aus ei-
ner andern Abſicht, bißweilen auch aus Inter-
eſſe. Es koͤnnen ſich alle dieſe mit der Unwiſ-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/351>, abgerufen am 22.11.2024.
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