weil sie wissen, daß sie so scharffe Observato- res um sich haben, zu mehrern Eyfer in ihrem Amt und zu einer grössern Frömmigkeit und exemplarischen Leben aufgemuntert. Es ist auch sonst von den Pietisten eines und das an- dere gutes abzulernen und zu imitiren, zum Exempel, die Schulen, die sie allenthalben, wo sie Gelegenheit darzu haben, anrichten, und die Mühe, die sie sich bey den Catechismus- Ubungen mit den Untergebenen geben, damit sie bey Zeiten wiederum Recrouten haben, die in der Alten ihre Fußtapffen treten und also die pietistischen Lehren ja weiter fortgepflantzet werden, u. s. w. Die rechtgläubigen Evan- gelischen möchten es ihnen in diesem Stück bil- lig nachthun, damit die reine Lehre auch mit sonderbahren Fleiß auf die Nachkommen transferiret würde. Was gut ist, muß man auch an seinen Feinden loben.
§. 20. Wann ich mich in die specialen Controversien, die bey Gelegenheit des Pic- tismi erreget worden, einlassen solte, so würde eine sehr weitläufftige Arbeit über mich neh- men. Weil aber solches von andern vor mir bereits zur Gnüge abgehandelt worden, so wer- de mich hierbey nicht aufhalten, indessen wolt ich nur wünschen, daß die Evangelisch-Lutheri- schen Potentaten des Pietismi wegen ein allge-
mei-
Z
weil ſie wiſſen, daß ſie ſo ſcharffe Obſervato- res um ſich haben, zu mehrern Eyfer in ihrem Amt und zu einer groͤſſern Froͤmmigkeit und exemplariſchen Leben aufgemuntert. Es iſt auch ſonſt von den Pietiſten eines und das an- dere gutes abzulernen und zu imitiren, zum Exempel, die Schulen, die ſie allenthalben, wo ſie Gelegenheit darzu haben, anrichten, und die Muͤhe, die ſie ſich bey den Catechiſmus- Ubungen mit den Untergebenen geben, damit ſie bey Zeiten wiederum Recrouten haben, die in der Alten ihre Fußtapffen treten und alſo die pietiſtiſchen Lehren ja weiter fortgepflantzet werden, u. ſ. w. Die rechtglaͤubigen Evan- geliſchen moͤchten es ihnen in dieſem Stuͤck bil- lig nachthun, damit die reine Lehre auch mit ſonderbahren Fleiß auf die Nachkommen transferiret wuͤꝛde. Was gut iſt, muß man auch an ſeinen Feinden loben.
§. 20. Wann ich mich in die ſpecialen Controverſien, die bey Gelegenheit des Pic- tiſmi erreget worden, einlaſſen ſolte, ſo wuͤrde eine ſehr weitlaͤufftige Arbeit uͤber mich neh- men. Weil aber ſolches von andern vor mir bereits zur Gnuͤge abgehandelt worden, ſo wer- de mich hierbey nicht aufhalten, indeſſen wolt ich nur wuͤnſchen, daß die Evangeliſch-Lutheri- ſchen Potentaten des Pietiſmi wegen ein allge-
mei-
Z
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0373"n="353"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> weil ſie wiſſen, daß ſie ſo ſcharffe <hirendition="#aq">Obſervato-<lb/>
res</hi> um ſich haben, zu mehrern Eyfer in ihrem<lb/>
Amt und zu einer groͤſſern Froͤmmigkeit und<lb/><hirendition="#aq">exemplari</hi>ſchen Leben aufgemuntert. Es iſt<lb/>
auch ſonſt von den Pietiſten eines und das an-<lb/>
dere gutes abzulernen und zu <hirendition="#aq">imiti</hi>ren, zum<lb/>
Exempel, die Schulen, die ſie allenthalben, wo<lb/>ſie Gelegenheit darzu haben, anrichten, und<lb/>
die Muͤhe, die ſie ſich bey den Catechiſmus-<lb/>
Ubungen mit den Untergebenen geben, damit<lb/>ſie bey Zeiten wiederum <hirendition="#aq">Recrout</hi>en haben, die<lb/>
in der Alten ihre Fußtapffen treten und alſo<lb/>
die pietiſtiſchen Lehren ja weiter fortgepflantzet<lb/>
werden, u. ſ. w. Die rechtglaͤubigen Evan-<lb/>
geliſchen moͤchten es ihnen in dieſem Stuͤck bil-<lb/>
lig nachthun, damit die reine Lehre auch mit<lb/>ſonderbahren Fleiß auf die Nachkommen<lb/><hirendition="#aq">transferi</hi>ret wuͤꝛde. Was gut iſt, muß man auch<lb/>
an ſeinen Feinden loben.</p><lb/><p>§. 20. Wann ich mich in die <hirendition="#aq">ſpecial</hi>en<lb/><hirendition="#aq">Controverſi</hi>en, die bey Gelegenheit des <hirendition="#aq">Pic-<lb/>
tiſmi</hi> erreget worden, einlaſſen ſolte, ſo wuͤrde<lb/>
eine ſehr weitlaͤufftige Arbeit uͤber mich neh-<lb/>
men. Weil aber ſolches von andern vor mir<lb/>
bereits zur Gnuͤge abgehandelt worden, ſo wer-<lb/>
de mich hierbey nicht aufhalten, indeſſen wolt<lb/>
ich nur wuͤnſchen, daß die Evangeliſch-Lutheri-<lb/>ſchen Potentaten des <hirendition="#aq">Pietiſmi</hi> wegen ein allge-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z</fw><fwplace="bottom"type="catch">mei-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[353/0373]
weil ſie wiſſen, daß ſie ſo ſcharffe Obſervato-
res um ſich haben, zu mehrern Eyfer in ihrem
Amt und zu einer groͤſſern Froͤmmigkeit und
exemplariſchen Leben aufgemuntert. Es iſt
auch ſonſt von den Pietiſten eines und das an-
dere gutes abzulernen und zu imitiren, zum
Exempel, die Schulen, die ſie allenthalben, wo
ſie Gelegenheit darzu haben, anrichten, und
die Muͤhe, die ſie ſich bey den Catechiſmus-
Ubungen mit den Untergebenen geben, damit
ſie bey Zeiten wiederum Recrouten haben, die
in der Alten ihre Fußtapffen treten und alſo
die pietiſtiſchen Lehren ja weiter fortgepflantzet
werden, u. ſ. w. Die rechtglaͤubigen Evan-
geliſchen moͤchten es ihnen in dieſem Stuͤck bil-
lig nachthun, damit die reine Lehre auch mit
ſonderbahren Fleiß auf die Nachkommen
transferiret wuͤꝛde. Was gut iſt, muß man auch
an ſeinen Feinden loben.
§. 20. Wann ich mich in die ſpecialen
Controverſien, die bey Gelegenheit des Pic-
tiſmi erreget worden, einlaſſen ſolte, ſo wuͤrde
eine ſehr weitlaͤufftige Arbeit uͤber mich neh-
men. Weil aber ſolches von andern vor mir
bereits zur Gnuͤge abgehandelt worden, ſo wer-
de mich hierbey nicht aufhalten, indeſſen wolt
ich nur wuͤnſchen, daß die Evangeliſch-Lutheri-
ſchen Potentaten des Pietiſmi wegen ein allge-
mei-
Z
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/373>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.