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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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bereden. Hierauff muß man einem jedwe-
den auff gewisse Umstände befragen, z. E. wes
Alters und Profession er sey? was er gelernet?
was seine Lebens-Art? wovon er sich sonst er-
nehret, und noch ernehre? wo er sich auffge-
halten? bey was vor Gelegenheit er unter die-
se baude gekommen? wenn er angefangen ha-
be, Aussprachen zu haben? wie lange er drun-
ter sey? und andere Fragen mehr. Alsdenn
muß man diese Aussagen gegen einander hal-
ten, damit man sehe, ob sie variiren oder in An-
sehung gewisser Umstände, darüber sie befraget
werden, zusammen einstimmig sind. Man
kan sich auch nach ihrem Christenthum erkun-
digen, daß mandarhinter kommt, was sie in
der Religion vor Hypotheses hegen? und wie
weit sie in derselben gegründet, auch ihnen an-
dere Fragen vorlegen, daß man ihre Gemüths-
Neigungen einiger Maßen daraus erkenne und
die Eigenschafften ihres Willens und Verstan-
des abnehmen lerne. Endlich müssen gelehr-
te Theologi und Medici von einem jedweden
ihr judicium fällen, ob er sonst guten Verstand
habe, und ob sie glauben, daß er bißher aus Boß-
heit und Leichfertigkeit solche Aussprachen si-
muli
re oder eines melancholischen Tempe-
raments
sey, und entweder seine innerliche
Constitution durch gewisse Medicamenta sey

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bereden. Hierauff muß man einem jedwe-
den auff gewiſſe Umſtaͤnde befragen, z. E. wes
Alters und Profeſſion er ſey? was er gelernet?
was ſeine Lebens-Art? wovon er ſich ſonſt er-
nehret, und noch ernehre? wo er ſich auffge-
halten? bey was vor Gelegenheit er unter die-
ſe baude gekommen? wenn er angefangen ha-
be, Ausſprachen zu haben? wie lange er drun-
ter ſey? und andere Fragen mehr. Alsdenn
muß man dieſe Ausſagen gegen einander hal-
ten, damit man ſehe, ob ſie variiren oder in An-
ſehung gewiſſer Umſtaͤnde, daruͤber ſie befraget
werden, zuſammen einſtimmig ſind. Man
kan ſich auch nach ihrem Chriſtenthum erkun-
digen, daß mandarhinter kommt, was ſie in
der Religion vor Hypotheſes hegen? und wie
weit ſie in derſelben gegruͤndet, auch ihnen an-
dere Fragen vorlegen, daß man ihre Gemuͤths-
Neigungen einiger Maßen daraus erkenne und
die Eigenſchafften ihres Willens und Verſtan-
des abnehmen lerne. Endlich muͤſſen gelehr-
te Theologi und Medici von einem jedweden
ihr judicium faͤllen, ob er ſonſt guten Verſtand
habe, und ob ſie glauben, daß er bißher aus Boß-
heit und Leichfertigkeit ſolche Ausſprachen ſi-
muli
re oder eines melancholiſchen Tempe-
raments
ſey, und entweder ſeine innerliche
Conſtitution durch gewiſſe Medicamenta ſey

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[361/0381] bereden. Hierauff muß man einem jedwe- den auff gewiſſe Umſtaͤnde befragen, z. E. wes Alters und Profeſſion er ſey? was er gelernet? was ſeine Lebens-Art? wovon er ſich ſonſt er- nehret, und noch ernehre? wo er ſich auffge- halten? bey was vor Gelegenheit er unter die- ſe baude gekommen? wenn er angefangen ha- be, Ausſprachen zu haben? wie lange er drun- ter ſey? und andere Fragen mehr. Alsdenn muß man dieſe Ausſagen gegen einander hal- ten, damit man ſehe, ob ſie variiren oder in An- ſehung gewiſſer Umſtaͤnde, daruͤber ſie befraget werden, zuſammen einſtimmig ſind. Man kan ſich auch nach ihrem Chriſtenthum erkun- digen, daß mandarhinter kommt, was ſie in der Religion vor Hypotheſes hegen? und wie weit ſie in derſelben gegruͤndet, auch ihnen an- dere Fragen vorlegen, daß man ihre Gemuͤths- Neigungen einiger Maßen daraus erkenne und die Eigenſchafften ihres Willens und Verſtan- des abnehmen lerne. Endlich muͤſſen gelehr- te Theologi und Medici von einem jedweden ihr judicium faͤllen, ob er ſonſt guten Verſtand habe, und ob ſie glauben, daß er bißher aus Boß- heit und Leichfertigkeit ſolche Ausſprachen ſi- mulire oder eines melancholiſchen Tempe- raments ſey, und entweder ſeine innerliche Conſtitution durch gewiſſe Medicamenta ſey cor- Z 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/381>, abgerufen am 21.11.2024.