so weit, daß sie unsere Schulen Mord-Gruben und die Studia acadernica leere Schalen nen- nen; Und hingegen glauben sie, daß ihre bey ihnen angelegte vor rechte Werckstädte des Heil. Geistes zu achten wären. Nun ist zwar andem, daß in den Pietistischen Schulen man- ches billig zu loben, und manche Fehler, die man bey andern antrifft, abgestellet seyn, hingegen sind auch auf ihrer Seite wiederum neue Jrr- thümer und Mißbräuche, welche anzuführen, meinem Vorhaben zuwider ist, eingeschlichen, daß also Cvangelische Lutherische Eltern, die auff die Reinigkeit der Lehre sehen, billig Ursa- che haben, Bedencken zu tragen, ihre Kinder in die von denen Pietisten aufgerichtete Schulen zu schicken.
§. 4. Demnach durch die tägliche Erfah- rung und vielfältigen Exempel bekannt, daß die von denen Evangelischen Eltern erzeugte Ju- gend, wann dieselbe bey denen Jesuiten zur Schule gehet, wo nicht sofort zur Papistischen Religion verführet, iedoch mit solchen princi- piis gemeiniglich imbuiret wird, daß dieselben hernach schlechten Eyfer in der Religion zu ha- ben, sondern mehrentheils solche wohl gar zu- verlassen und dem Pabstum anzuhängen pfle- get; Solche schwere Seelen- und Gewissens- Gefahr aber um so viel mehr zu verhüten, und
ab zu-
ſo weit, daß ſie unſere Schulen Mord-Gruben und die Studia acadernica leere Schalen nen- nen; Und hingegen glauben ſie, daß ihre bey ihnen angelegte vor rechte Werckſtaͤdte des Heil. Geiſtes zu achten waͤren. Nun iſt zwar andem, daß in den Pietiſtiſchen Schulen man- ches billig zu loben, und manche Fehler, die man bey andern antrifft, abgeſtellet ſeyn, hingegen ſind auch auf ihrer Seite wiederum neue Jrr- thuͤmer und Mißbraͤuche, welche anzufuͤhren, meinem Vorhaben zuwider iſt, eingeſchlichen, daß alſo Cvangeliſche Lutheriſche Eltern, die auff die Reinigkeit der Lehre ſehen, billig Urſa- che haben, Bedencken zu tragen, ihre Kinder in die von denen Pietiſten aufgerichtete Schulen zu ſchicken.
§. 4. Demnach durch die taͤgliche Erfah- rung und vielfaͤltigen Exempel bekannt, daß die von denen Evangeliſchen Eltern erzeugte Ju- gend, wann dieſelbe bey denen Jeſuiten zur Schule gehet, wo nicht ſofort zur Papiſtiſchen Religion verfuͤhret, iedoch mit ſolchen princi- piis gemeiniglich imbuiret wird, daß dieſelben hernach ſchlechten Eyfer in der Religion zu ha- ben, ſondern mehrentheils ſolche wohl gar zu- verlaſſen und dem Pabſtum anzuhaͤngen pfle- get; Solche ſchwere Seelen- und Gewiſſens- Gefahr aber um ſo viel mehr zu verhuͤten, und
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ſo weit, daß ſie unſere Schulen Mord-Gruben
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ihnen angelegte vor rechte Werckſtaͤdte des
Heil. Geiſtes zu achten waͤren. Nun iſt zwar
andem, daß in den Pietiſtiſchen Schulen man-
ches billig zu loben, und manche Fehler, die man
bey andern antrifft, abgeſtellet ſeyn, hingegen
ſind auch auf ihrer Seite wiederum neue Jrr-
thuͤmer und Mißbraͤuche, welche anzufuͤhren,
meinem Vorhaben zuwider iſt, eingeſchlichen,
daß alſo Cvangeliſche Lutheriſche Eltern, die
auff die Reinigkeit der Lehre ſehen, billig Urſa-
che haben, Bedencken zu tragen, ihre Kinder in
die von denen Pietiſten aufgerichtete Schulen
zu ſchicken.
§. 4. Demnach durch die taͤgliche Erfah-
rung und vielfaͤltigen Exempel bekannt, daß die
von denen Evangeliſchen Eltern erzeugte Ju-
gend, wann dieſelbe bey denen Jeſuiten zur
Schule gehet, wo nicht ſofort zur Papiſtiſchen
Religion verfuͤhret, iedoch mit ſolchen princi-
piis gemeiniglich imbuiret wird, daß dieſelben
hernach ſchlechten Eyfer in der Religion zu ha-
ben, ſondern mehrentheils ſolche wohl gar zu-
verlaſſen und dem Pabſtum anzuhaͤngen pfle-
get; Solche ſchwere Seelen- und Gewiſſens-
Gefahr aber um ſo viel mehr zu verhuͤten, und
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/388>, abgerufen am 21.11.2024.
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