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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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muß man, wenn man seinem Amte mit Repu-
tation
vorstehen will, die Staats-Wissen-
schafft gröstentheils schon zuvor sich bekandt ge-
macht haben. Es ist eben so lächerlich, wenn
man vorgiebt, daß man in Aemtern eine Wis-
senschafft lernen kan, als wenn man behaupte-
te, ein Handwercks-Mann könte sein Hand-
werck schon begreiffen, wenn er Meister würde.
Nun ist wohl auch nicht zu läugnen, daß man-
che Leute in den Aemtern dasjenige erfahren,
was sie sonst nicht gewust, und worauf sie sich
eben nicht appliciret; Allein es geschicht dieses
zu ihrer schlechten Reputation, und wenn sie
auf die Art die Staats-Klngheit studiren wol-
len, haben sie manchen Schaden und manche
Disrenommee deswegen zu erwarten; Es ist
auch ziemlicher maßen durch einen Umweg ge-
gangen, wenn man durch die Länge der Zeit
dasjenige erkennen will, hinter welches man
durch fleißiges Nachsinnen und mühsame Ap-
plication
viel eher kommen könte.

§. 17. Jn manchen Stücken kan man aus-
ser den Staats-Verrichtungen und öffentlichen
Bedienungen gewisse regulas prudentiae poli-
ticae
eher erlernen, und einige zum Staats-
Wesen gehörige Materien besser und genauer
untersuchen, als wenn man selbst zu solchen ne-
gotiis
mit gezogen wird; Und dieses wegen un-

ter-



muß man, wenn man ſeinem Amte mit Repu-
tation
vorſtehen will, die Staats-Wiſſen-
ſchafft groͤſtentheils ſchon zuvor ſich bekandt ge-
macht haben. Es iſt eben ſo laͤcherlich, wenn
man vorgiebt, daß man in Aemtern eine Wiſ-
ſenſchafft lernen kan, als wenn man behaupte-
te, ein Handwercks-Mann koͤnte ſein Hand-
werck ſchon begreiffen, wenn er Meiſter wuͤrde.
Nun iſt wohl auch nicht zu laͤugnen, daß man-
che Leute in den Aemtern dasjenige erfahren,
was ſie ſonſt nicht gewuſt, und worauf ſie ſich
eben nicht appliciret; Allein es geſchicht dieſes
zu ihrer ſchlechten Reputation, und wenn ſie
auf die Art die Staats-Klngheit ſtudiren wol-
len, haben ſie manchen Schaden und manche
Disrenommée deswegen zu erwarten; Es iſt
auch ziemlicher maßen durch einen Umweg ge-
gangen, wenn man durch die Laͤnge der Zeit
dasjenige erkennen will, hinter welches man
durch fleißiges Nachſinnen und muͤhſame Ap-
plication
viel eher kommen koͤnte.

§. 17. Jn manchen Stuͤcken kan man auſ-
ſer den Staats-Verrichtungen und oͤffentlichen
Bedienungen gewiſſe regulas prudentiæ poli-
ticæ
eher erlernen, und einige zum Staats-
Weſen gehoͤrige Materien beſſer und genauer
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[22/0042] muß man, wenn man ſeinem Amte mit Repu- tation vorſtehen will, die Staats-Wiſſen- ſchafft groͤſtentheils ſchon zuvor ſich bekandt ge- macht haben. Es iſt eben ſo laͤcherlich, wenn man vorgiebt, daß man in Aemtern eine Wiſ- ſenſchafft lernen kan, als wenn man behaupte- te, ein Handwercks-Mann koͤnte ſein Hand- werck ſchon begreiffen, wenn er Meiſter wuͤrde. Nun iſt wohl auch nicht zu laͤugnen, daß man- che Leute in den Aemtern dasjenige erfahren, was ſie ſonſt nicht gewuſt, und worauf ſie ſich eben nicht appliciret; Allein es geſchicht dieſes zu ihrer ſchlechten Reputation, und wenn ſie auf die Art die Staats-Klngheit ſtudiren wol- len, haben ſie manchen Schaden und manche Disrenommée deswegen zu erwarten; Es iſt auch ziemlicher maßen durch einen Umweg ge- gangen, wenn man durch die Laͤnge der Zeit dasjenige erkennen will, hinter welches man durch fleißiges Nachſinnen und muͤhſame Ap- plication viel eher kommen koͤnte. §. 17. Jn manchen Stuͤcken kan man auſ- ſer den Staats-Verrichtungen und oͤffentlichen Bedienungen gewiſſe regulas prudentiæ poli- ticæ eher erlernen, und einige zum Staats- Weſen gehoͤrige Materien beſſer und genauer unterſuchen, als wenn man ſelbſt zu ſolchen ne- gotiis mit gezogen wird; Und dieſes wegen un- ter-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/42>, abgerufen am 21.11.2024.