sten Leuten davor erkannt und approbiret worden, wie durch gar viele [I]nstantien zu erwei- sen stünde, und nicht alle besondern Meynun- gen, die von einigen hervor gebracht werden, ob sie gleich bey den wenigsten erstlich Beyfall finden, vor Jrrthümer. Wer seine Meynun- gen auf eine vernünfftige Auslegung der heil. Schrifft gründet, den kan man billig hören, und muß man erstlich seine Gedancken gehöri- ger Maßen untersuchen und prüfen, bevor man dieselbige disapprobiret und verwerffen will, und haben die Inquisitores haereticae pravitatis gewißlich Ursache, in Religions-Sachen bey Theologischen Büchern und derselben Censur behutsam und vorsichtig zu gehen, damit sie die Leute ohne sattsamen Grund nicht etwan verketzern.
§. 12. Bey politischen Schrifften ist man an manchen Orten allzu serupuleus. Es wer- den Staats-Geheimnisse aus Sachen ge- macht, die gar nichts heissen, man fürchtet sich bißweilen, etwas von Staats-Affairen public werden zu lassen, darzu man doch keine gnugsa- me Raison hat. An manchen Höfen wird öffters etwas secretiret, da ein andrer Hof sich eine Ehre draus machte, wenn dergleichen kun- dig würde. Daher wird an manchen Orten nicht erlaubet, daß man ein Land recht speciell
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ſten Leuten davor erkannt und approbiret worden, wie durch gar viele [I]nſtantien zu erwei- ſen ſtuͤnde, und nicht alle beſondern Meynun- gen, die von einigen hervor gebracht werden, ob ſie gleich bey den wenigſten erſtlich Beyfall finden, vor Jrrthuͤmer. Wer ſeine Meynun- gen auf eine vernuͤnfftige Auslegung der heil. Schrifft gruͤndet, den kan man billig hoͤren, und muß man erſtlich ſeine Gedancken gehoͤri- ger Maßen unterſuchen und pruͤfen, bevor man dieſelbige disapprobiret und verwerffen will, und haben die Inquiſitores hæreticæ pravitatis gewißlich Urſache, in Religions-Sachen bey Theologiſchen Buͤchern und derſelben Cenſur behutſam und vorſichtig zu gehen, damit ſie die Leute ohne ſattſamen Grund nicht etwan verketzern.
§. 12. Bey politiſchen Schrifften iſt man an manchen Orten allzu ſerupuleus. Es wer- den Staats-Geheimniſſe aus Sachen ge- macht, die gar nichts heiſſen, man fuͤrchtet ſich bißweilen, etwas von Staats-Affairen public werden zu laſſen, darzu man doch keine gnugſa- me Raiſon hat. An manchen Hoͤfen wird oͤffters etwas ſecretiret, da ein andrer Hof ſich eine Ehre draus machte, wenn dergleichen kun- dig wuͤrde. Daher wird an manchen Orten nicht erlaubet, daß man ein Land recht ſpeciell
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[451/0471]
ſten Leuten davor erkannt und approbiret
worden, wie durch gar viele Inſtantien zu erwei-
ſen ſtuͤnde, und nicht alle beſondern Meynun-
gen, die von einigen hervor gebracht werden,
ob ſie gleich bey den wenigſten erſtlich Beyfall
finden, vor Jrrthuͤmer. Wer ſeine Meynun-
gen auf eine vernuͤnfftige Auslegung der heil.
Schrifft gruͤndet, den kan man billig hoͤren,
und muß man erſtlich ſeine Gedancken gehoͤri-
ger Maßen unterſuchen und pruͤfen, bevor man
dieſelbige disapprobiret und verwerffen will,
und haben die Inquiſitores hæreticæ pravitatis
gewißlich Urſache, in Religions-Sachen bey
Theologiſchen Buͤchern und derſelben Cenſur
behutſam und vorſichtig zu gehen, damit ſie
die Leute ohne ſattſamen Grund nicht etwan
verketzern.
§. 12. Bey politiſchen Schrifften iſt man
an manchen Orten allzu ſerupuleus. Es wer-
den Staats-Geheimniſſe aus Sachen ge-
macht, die gar nichts heiſſen, man fuͤrchtet ſich
bißweilen, etwas von Staats-Affairen public
werden zu laſſen, darzu man doch keine gnugſa-
me Raiſon hat. An manchen Hoͤfen wird
oͤffters etwas ſecretiret, da ein andrer Hof ſich
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/471>, abgerufen am 22.11.2024.
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