beschreiben soll, da doch dieses eine unnöthige Sorge ist, indem diejenigen, die von dergleichen Nachrichten zum Praejudiz des Landes-Fürsten profitiren wollen, durch Geschencke alles dasje- nige, was ihnen dienlich ist, erfahren können, und wer Geld hat, und dem mit einer so specia- len Connoissance eines Landes gedienet ist, kan durch Fragen und Herumreisen alles dasje- nige erfahren, was er will, ohne daß es iemand mercke, noch von iemand verbothen werden kön- ne. Es sind auch hieher nicht zu zehlen dieje- nigen Schrifften, die bey den Gesetzen, Poli- cey-Wesen und andern Objectis der Republic gewissen Fehler und Mißbräuche anzeigen, ie- doch muß solches mit gebührender Bescheiden- heit und Moderation geschehen, und müssen sie nicht nur die Fehler und Mißbräuche entdecken, sondern auch ihre Gedancken eröffnen, wie denselben abzuhelffen, und eines und das ande- re zu verbessern wäre, auch nicht so davon spre- chen, daß die Reputation des Landes-Fürsten darunter leide. Es wird ein ieder vernünffti- ger Regente gar gerne sehen, wenn auch dieje- nigen, die sich als Privat-Personen in der Re- public aufführen und am Steuer-Ruder eben nicht mit sitzen, allerhand gute Consilia zu Be- sorgung der gemeinschafftlichen Wohlfahrt des Landes mit suppeditiren. Die die Staats-
Affai-
beſchreiben ſoll, da doch dieſes eine unnoͤthige Sorge iſt, indem diejenigen, die von dergleichen Nachrichten zum Præjudiz des Landes-Fuͤrſten profitiren wollen, durch Geſchencke alles dasje- nige, was ihnen dienlich iſt, erfahren koͤnnen, und wer Geld hat, und dem mit einer ſo ſpecia- len Connoiſſance eines Landes gedienet iſt, kan durch Fragen und Herumreiſen alles dasje- nige erfahren, was er will, ohne daß es iemand mercke, noch von iemand verbothen werden koͤn- ne. Es ſind auch hieher nicht zu zehlen dieje- nigen Schrifften, die bey den Geſetzen, Poli- cey-Weſen und andern Objectis der Republic gewiſſen Fehler und Mißbraͤuche anzeigen, ie- doch muß ſolches mit gebuͤhrender Beſcheiden- heit und Moderation geſchehen, und muͤſſen ſie nicht nur die Fehler und Mißbraͤuche entdecken, ſondern auch ihre Gedancken eroͤffnen, wie denſelben abzuhelffen, und eines und das ande- re zu verbeſſern waͤre, auch nicht ſo davon ſpre- chen, daß die Reputation des Landes-Fuͤrſten darunter leide. Es wird ein ieder vernuͤnffti- ger Regente gar gerne ſehen, wenn auch dieje- nigen, die ſich als Privat-Perſonen in der Re- public auffuͤhren und am Steuer-Ruder eben nicht mit ſitzen, allerhand gute Conſilia zu Be- ſorgung der gemeinſchafftlichen Wohlfahrt des Landes mit ſuppeditiren. Die die Staats-
Affai-
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beſchreiben ſoll, da doch dieſes eine unnoͤthige
Sorge iſt, indem diejenigen, die von dergleichen
Nachrichten zum Præjudiz des Landes-Fuͤrſten
profitiren wollen, durch Geſchencke alles dasje-
nige, was ihnen dienlich iſt, erfahren koͤnnen,
und wer Geld hat, und dem mit einer ſo ſpecia-
len Connoiſſance eines Landes gedienet iſt,
kan durch Fragen und Herumreiſen alles dasje-
nige erfahren, was er will, ohne daß es iemand
mercke, noch von iemand verbothen werden koͤn-
ne. Es ſind auch hieher nicht zu zehlen dieje-
nigen Schrifften, die bey den Geſetzen, Poli-
cey-Weſen und andern Objectis der Republic
gewiſſen Fehler und Mißbraͤuche anzeigen, ie-
doch muß ſolches mit gebuͤhrender Beſcheiden-
heit und Moderation geſchehen, und muͤſſen ſie
nicht nur die Fehler und Mißbraͤuche entdecken,
ſondern auch ihre Gedancken eroͤffnen, wie
denſelben abzuhelffen, und eines und das ande-
re zu verbeſſern waͤre, auch nicht ſo davon ſpre-
chen, daß die Reputation des Landes-Fuͤrſten
darunter leide. Es wird ein ieder vernuͤnffti-
ger Regente gar gerne ſehen, wenn auch dieje-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/472>, abgerufen am 22.11.2024.
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