Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



beschreiben soll, da doch dieses eine unnöthige
Sorge ist, indem diejenigen, die von dergleichen
Nachrichten zum Praejudiz des Landes-Fürsten
profitiren wollen, durch Geschencke alles dasje-
nige, was ihnen dienlich ist, erfahren können,
und wer Geld hat, und dem mit einer so specia-
len Connoissance eines Landes gedienet ist,
kan durch Fragen und Herumreisen alles dasje-
nige erfahren, was er will, ohne daß es iemand
mercke, noch von iemand verbothen werden kön-
ne. Es sind auch hieher nicht zu zehlen dieje-
nigen Schrifften, die bey den Gesetzen, Poli-
cey-Wesen und andern Objectis der Republic
gewissen Fehler und Mißbräuche anzeigen, ie-
doch muß solches mit gebührender Bescheiden-
heit und Moderation geschehen, und müssen sie
nicht nur die Fehler und Mißbräuche entdecken,
sondern auch ihre Gedancken eröffnen, wie
denselben abzuhelffen, und eines und das ande-
re zu verbessern wäre, auch nicht so davon spre-
chen, daß die Reputation des Landes-Fürsten
darunter leide. Es wird ein ieder vernünffti-
ger Regente gar gerne sehen, wenn auch dieje-
nigen, die sich als Privat-Personen in der Re-
public aufführen und am Steuer-Ruder eben
nicht mit sitzen, allerhand gute Consilia zu Be-
sorgung der gemeinschafftlichen Wohlfahrt
des Landes mit suppeditiren. Die die Staats-

Affai-



beſchreiben ſoll, da doch dieſes eine unnoͤthige
Sorge iſt, indem diejenigen, die von dergleichen
Nachrichten zum Præjudiz des Landes-Fuͤrſten
profitiren wollen, durch Geſchencke alles dasje-
nige, was ihnen dienlich iſt, erfahren koͤnnen,
und wer Geld hat, und dem mit einer ſo ſpecia-
len Connoiſſance eines Landes gedienet iſt,
kan durch Fragen und Herumreiſen alles dasje-
nige erfahren, was er will, ohne daß es iemand
mercke, noch von iemand verbothen werden koͤn-
ne. Es ſind auch hieher nicht zu zehlen dieje-
nigen Schrifften, die bey den Geſetzen, Poli-
cey-Weſen und andern Objectis der Republic
gewiſſen Fehler und Mißbraͤuche anzeigen, ie-
doch muß ſolches mit gebuͤhrender Beſcheiden-
heit und Moderation geſchehen, und muͤſſen ſie
nicht nur die Fehler und Mißbraͤuche entdecken,
ſondern auch ihre Gedancken eroͤffnen, wie
denſelben abzuhelffen, und eines und das ande-
re zu verbeſſern waͤre, auch nicht ſo davon ſpre-
chen, daß die Reputation des Landes-Fuͤrſten
darunter leide. Es wird ein ieder vernuͤnffti-
ger Regente gar gerne ſehen, wenn auch dieje-
nigen, die ſich als Privat-Perſonen in der Re-
public auffuͤhren und am Steuer-Ruder eben
nicht mit ſitzen, allerhand gute Conſilia zu Be-
ſorgung der gemeinſchafftlichen Wohlfahrt
des Landes mit ſuppeditiren. Die die Staats-

Affai-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0472" n="452"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> be&#x017F;chreiben &#x017F;oll, da doch die&#x017F;es eine unno&#x0364;thige<lb/>
Sorge i&#x017F;t, indem diejenigen, die von dergleichen<lb/>
Nachrichten zum <hi rendition="#aq">Præjudiz</hi> des Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#aq">profiti</hi>ren wollen, durch Ge&#x017F;chencke alles dasje-<lb/>
nige, was ihnen dienlich i&#x017F;t, erfahren ko&#x0364;nnen,<lb/>
und wer Geld hat, und dem mit einer &#x017F;o <hi rendition="#aq">&#x017F;pecia-</hi><lb/>
len <hi rendition="#aq">Connoi&#x017F;&#x017F;ance</hi> eines Landes gedienet i&#x017F;t,<lb/>
kan durch Fragen und Herumrei&#x017F;en alles dasje-<lb/>
nige erfahren, was er will, ohne daß es iemand<lb/>
mercke, noch von iemand verbothen werden ko&#x0364;n-<lb/>
ne. Es &#x017F;ind auch hieher nicht zu zehlen dieje-<lb/>
nigen Schrifften, die bey den Ge&#x017F;etzen, Poli-<lb/>
cey-We&#x017F;en und andern <hi rendition="#aq">Objectis</hi> der Republic<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;en Fehler und Mißbra&#x0364;uche anzeigen, ie-<lb/>
doch muß &#x017F;olches mit gebu&#x0364;hrender Be&#x017F;cheiden-<lb/>
heit und <hi rendition="#aq">Moderation</hi> ge&#x017F;chehen, und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie<lb/>
nicht nur die Fehler und Mißbra&#x0364;uche entdecken,<lb/>
&#x017F;ondern auch ihre Gedancken ero&#x0364;ffnen, wie<lb/>
den&#x017F;elben abzuhelffen, und eines und das ande-<lb/>
re zu verbe&#x017F;&#x017F;ern wa&#x0364;re, auch nicht &#x017F;o davon &#x017F;pre-<lb/>
chen, daß die <hi rendition="#aq">Reputation</hi> des Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
darunter leide. Es wird ein ieder vernu&#x0364;nffti-<lb/>
ger Regente gar gerne &#x017F;ehen, wenn auch dieje-<lb/>
nigen, die &#x017F;ich als Privat-Per&#x017F;onen in der Re-<lb/>
public auffu&#x0364;hren und am Steuer-Ruder eben<lb/>
nicht mit &#x017F;itzen, allerhand gute <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ilia</hi> zu Be-<lb/>
&#x017F;orgung der gemein&#x017F;chafftlichen Wohlfahrt<lb/>
des Landes mit <hi rendition="#aq">&#x017F;uppediti</hi>ren. Die die Staats-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Affai-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[452/0472] beſchreiben ſoll, da doch dieſes eine unnoͤthige Sorge iſt, indem diejenigen, die von dergleichen Nachrichten zum Præjudiz des Landes-Fuͤrſten profitiren wollen, durch Geſchencke alles dasje- nige, was ihnen dienlich iſt, erfahren koͤnnen, und wer Geld hat, und dem mit einer ſo ſpecia- len Connoiſſance eines Landes gedienet iſt, kan durch Fragen und Herumreiſen alles dasje- nige erfahren, was er will, ohne daß es iemand mercke, noch von iemand verbothen werden koͤn- ne. Es ſind auch hieher nicht zu zehlen dieje- nigen Schrifften, die bey den Geſetzen, Poli- cey-Weſen und andern Objectis der Republic gewiſſen Fehler und Mißbraͤuche anzeigen, ie- doch muß ſolches mit gebuͤhrender Beſcheiden- heit und Moderation geſchehen, und muͤſſen ſie nicht nur die Fehler und Mißbraͤuche entdecken, ſondern auch ihre Gedancken eroͤffnen, wie denſelben abzuhelffen, und eines und das ande- re zu verbeſſern waͤre, auch nicht ſo davon ſpre- chen, daß die Reputation des Landes-Fuͤrſten darunter leide. Es wird ein ieder vernuͤnffti- ger Regente gar gerne ſehen, wenn auch dieje- nigen, die ſich als Privat-Perſonen in der Re- public auffuͤhren und am Steuer-Ruder eben nicht mit ſitzen, allerhand gute Conſilia zu Be- ſorgung der gemeinſchafftlichen Wohlfahrt des Landes mit ſuppeditiren. Die die Staats- Affai-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/472
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/472>, abgerufen am 26.06.2024.