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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Affairen zu dirigiren haben, lesen dasjenige,
was ihnen anständig und practicable scheinet,
hernach aus.

§. 13. Die in der Republique des lettres ein
wenig bekannt, wissen zur Gnüge, wie off-
termahls die Autores der Schrifften, welche
doch Gelehrte seyn und heissen wollen, einander
wegen blosser Meynungen herunter machen, da
doch dem gemeinen Wesen wenig oder nichts
daran gelegen, ob man diese oder jene Meynung
behauptet, sie brauchen solche expressiones ge-
gen einander, die denen Herings- und Käse-
Crämern oder denen Schipper-Knechten in den
See-Städten anständiger sind, denn gelehrten
und vernünfftigen Leuten. Gleichwie nun
durch solche piquante und schimpffliche Re-
dens-Arten die Wahrheit nicht erforschet wird,
und die Gemüther der Autorum nur gegen ein-
ander erbittert werden, solche auch zu nichts an-
ders dienen, als einigen unverständigen Lesern
auf eine Zeitlang eine Freude und ein Gelächter
zu erwecken, die denjenigen vor den geschickte-
sten halten, der den andern am meisten mit pi-
quant
en und satyrischen Redens-Arten ange-
het; Als solten die Landes-Fürsten billig ernst-
lich anbefehlen, daß die Autores, indem sie an-
dere Meynungen widerlegen, sich keiner Perso-
nali
en oder groben satyrischen und anzüglichen

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Affairen zu dirigiren haben, leſen dasjenige,
was ihnen anſtaͤndig und practicable ſcheinet,
hernach aus.

§. 13. Die in der Republique des lettres ein
wenig bekannt, wiſſen zur Gnuͤge, wie off-
termahls die Autores der Schrifften, welche
doch Gelehrte ſeyn und heiſſen wollen, einander
wegen bloſſer Meynungen herunter machen, da
doch dem gemeinen Weſen wenig oder nichts
daran gelegen, ob man dieſe oder jene Meynung
behauptet, ſie brauchen ſolche expreſſiones ge-
gen einander, die denen Herings- und Kaͤſe-
Craͤmern oder denen Schipper-Knechten in den
See-Staͤdten anſtaͤndiger ſind, denn gelehrten
und vernuͤnfftigen Leuten. Gleichwie nun
durch ſolche piquante und ſchimpffliche Re-
dens-Arten die Wahrheit nicht erforſchet wird,
und die Gemuͤther der Autorum nur gegen ein-
ander erbittert werden, ſolche auch zu nichts an-
ders dienen, als einigen unverſtaͤndigen Leſern
auf eine Zeitlang eine Freude und ein Gelaͤchter
zu erwecken, die denjenigen vor den geſchickte-
ſten halten, der den andern am meiſten mit pi-
quant
en und ſatyriſchen Redens-Arten ange-
het; Als ſolten die Landes-Fuͤrſten billig ernſt-
lich anbefehlen, daß die Autores, indem ſie an-
dere Meynungen widerlegen, ſich keiner Perſo-
nali
en oder groben ſatyriſchen und anzuͤglichen

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[453/0473] Affairen zu dirigiren haben, leſen dasjenige, was ihnen anſtaͤndig und practicable ſcheinet, hernach aus. §. 13. Die in der Republique des lettres ein wenig bekannt, wiſſen zur Gnuͤge, wie off- termahls die Autores der Schrifften, welche doch Gelehrte ſeyn und heiſſen wollen, einander wegen bloſſer Meynungen herunter machen, da doch dem gemeinen Weſen wenig oder nichts daran gelegen, ob man dieſe oder jene Meynung behauptet, ſie brauchen ſolche expreſſiones ge- gen einander, die denen Herings- und Kaͤſe- Craͤmern oder denen Schipper-Knechten in den See-Staͤdten anſtaͤndiger ſind, denn gelehrten und vernuͤnfftigen Leuten. Gleichwie nun durch ſolche piquante und ſchimpffliche Re- dens-Arten die Wahrheit nicht erforſchet wird, und die Gemuͤther der Autorum nur gegen ein- ander erbittert werden, ſolche auch zu nichts an- ders dienen, als einigen unverſtaͤndigen Leſern auf eine Zeitlang eine Freude und ein Gelaͤchter zu erwecken, die denjenigen vor den geſchickte- ſten halten, der den andern am meiſten mit pi- quanten und ſatyriſchen Redens-Arten ange- het; Als ſolten die Landes-Fuͤrſten billig ernſt- lich anbefehlen, daß die Autores, indem ſie an- dere Meynungen widerlegen, ſich keiner Perſo- nalien oder groben ſatyriſchen und anzuͤglichen Re- F f 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/473>, abgerufen am 22.11.2024.