daß ihrer viele ein point d'honneur draus ma- chen, esprits forts genennt zu werden und der Nahme der Christen ihnen allzu gemein, ja allzu spöttisch ist. Daß aber der Atheismus unter allen Lastern das abscheulichste, und geschickt sey die Bande, damit Fürst und Unterthanen, ja die Unterthanen selbst unter einander verknüpfft, zu trennen, haben vor mir gelehrte Theologi und Politici zur Gnüge erwiesen, und ist sol- ches billig vor eine Sonnen-klare Wahrheit anzunehmen. Bey dem einreissenden Atheis- mo höret die Treue und Glauben, ja alle So- cietät auff. Excediret der Landes-Fürst in sei- nem Obrigkeitlichen Amte, so ist er, wenn er Atheisten zu Unterthanen hat, selbst auf seinem Fürsten-Stuhle nicht sicher. Ein Atheiste hat nur den Vorsatz in allen und jeden seine Lü- ste und Begierde zu erfüllen und zu thun, was seinem Hertzen gelüstet, dabey aber den weltli- chen Straffen zu entgehen. Gleichwie nun hierdurch die Socialität dissolvirt und die grö- ste Unordnung in die Republic eingeführet wird; Also haben Landes-Obrigkeiten hohe Ur- sach, dem Atheismo so viel nur möglich vorzu- beugen und die Atheisten auff das allerschärff- ste ja an Leib und Leben zu bestraffen. Es stehen zwar einige Gelehrten in den Gedan- cken, es sey unvernünfftig, ja päbstisch, die Athei-
sten
daß ihrer viele ein point d’honneur draus ma- chen, eſprits forts genennt zu werden und der Nahme der Chriſten ihnen allzu gemein, ja allzu ſpoͤttiſch iſt. Daß abeꝛ der Atheiſmus unteꝛ allen Laſtern das abſcheulichſte, und geſchickt ſey die Bande, damit Fuͤrſt und Unterthanen, ja die Unterthanen ſelbſt unter einander verknuͤpfft, zu trennen, haben vor mir gelehrte Theologi und Politici zur Gnuͤge erwieſen, und iſt ſol- ches billig vor eine Sonnen-klare Wahrheit anzunehmen. Bey dem einreiſſenden Atheis- mo hoͤret die Treue und Glauben, ja alle So- cietaͤt auff. Excediret der Landes-Fuͤrſt in ſei- nem Obrigkeitlichen Amte, ſo iſt er, wenn er Atheiſten zu Unterthanen hat, ſelbſt auf ſeinem Fuͤrſten-Stuhle nicht ſicher. Ein Atheiſte hat nur den Vorſatz in allen und jeden ſeine Luͤ- ſte und Begierde zu erfuͤllen und zu thun, was ſeinem Hertzen geluͤſtet, dabey aber den weltli- chen Straffen zu entgehen. Gleichwie nun hierdurch die Socialitaͤt diſſolvirt und die groͤ- ſte Unordnung in die Republic eingefuͤhret wird; Alſo haben Landes-Obrigkeiten hohe Ur- ſach, dem Atheiſmo ſo viel nur moͤglich vorzu- beugen und die Atheiſten auff das allerſchaͤrff- ſte ja an Leib und Leben zu beſtraffen. Es ſtehen zwar einige Gelehrten in den Gedan- cken, es ſey unvernuͤnfftig, ja paͤbſtiſch, die Athei-
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daß ihrer viele ein point d’honneur draus ma-
chen, eſprits forts genennt zu werden und der
Nahme der Chriſten ihnen allzu gemein, ja allzu
ſpoͤttiſch iſt. Daß abeꝛ der Atheiſmus unteꝛ allen
Laſtern das abſcheulichſte, und geſchickt ſey die
Bande, damit Fuͤrſt und Unterthanen, ja die
Unterthanen ſelbſt unter einander verknuͤpfft,
zu trennen, haben vor mir gelehrte Theologi
und Politici zur Gnuͤge erwieſen, und iſt ſol-
ches billig vor eine Sonnen-klare Wahrheit
anzunehmen. Bey dem einreiſſenden Atheis-
mo hoͤret die Treue und Glauben, ja alle So-
cietaͤt auff. Excediret der Landes-Fuͤrſt in ſei-
nem Obrigkeitlichen Amte, ſo iſt er, wenn er
Atheiſten zu Unterthanen hat, ſelbſt auf ſeinem
Fuͤrſten-Stuhle nicht ſicher. Ein Atheiſte
hat nur den Vorſatz in allen und jeden ſeine Luͤ-
ſte und Begierde zu erfuͤllen und zu thun, was
ſeinem Hertzen geluͤſtet, dabey aber den weltli-
chen Straffen zu entgehen. Gleichwie nun
hierdurch die Socialitaͤt diſſolvirt und die groͤ-
ſte Unordnung in die Republic eingefuͤhret
wird; Alſo haben Landes-Obrigkeiten hohe Ur-
ſach, dem Atheiſmo ſo viel nur moͤglich vorzu-
beugen und die Atheiſten auff das allerſchaͤrff-
ſte ja an Leib und Leben zu beſtraffen.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/494>, abgerufen am 22.11.2024.
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