ungeschickt machet, zu der ihnen selbst und dem gemeinen Wesen nützlichen Arbeit geführet werden, so daß, wenn sie sich bessern und mit der Zeit herauskommen, sie was rechts gelernet ha- ben, davon sie sich und die Jhrigen mit Ehren ernehren können. Zum andern, geschiehet auch solches einer Stadt und gantzem Lande zum be- sten, daß faule Müßiggänger und Tage-Diebe, it. starcke Bettler und ander dergleichen loses Gesindel mehr, welches weder arbeiten noch sonst gut thun will, andern fleißigen und hurti- gen Leuten vom Halse kommen, und ihnen oder auch den recht armen und preßhafften das Brod nicht vor dem Munde wegnehmen, gleich denen faulen Hummeln, welche sich auf der em- sig eintragenden Bienen Honig verlassen, son- dern wider ihren Willen durch Hunger und Schläge zur Arbeit und Aenderung ihres Le- bens genöthiget und angetrieben, auch dadurch gantz kirre werden mögen; Denn es schmeckt ih- nen das Essen sehr wohl auf die Raspel des Bra- silien-Holtzes, und Krancke werden dadurch wieder gesund. Drittens, obgleich die Obrig- keit ein ziemliches auf die Erhaltung solcher Leute wenden muß, so bringen sie doch mit ihrer Arbeit dasjenige was sie kosten, fast wiederum ein.
§. 26. Es sind in solche Zucht-Häuser vor-
nehm-
ungeſchickt machet, zu der ihnen ſelbſt und dem gemeinen Weſen nuͤtzlichen Arbeit gefuͤhret werden, ſo daß, wenn ſie ſich beſſern und mit der Zeit herauskommen, ſie was rechts gelernet ha- ben, davon ſie ſich und die Jhrigen mit Ehren ernehren koͤnnen. Zum andern, geſchiehet auch ſolches einer Stadt und gantzem Lande zum be- ſten, daß faule Muͤßiggaͤnger und Tage-Diebe, it. ſtarcke Bettler und ander dergleichen loſes Geſindel mehr, welches weder arbeiten noch ſonſt gut thun will, andern fleißigen und hurti- gen Leuten vom Halſe kommen, und ihnen oder auch den recht armen und preßhafften das Brod nicht vor dem Munde wegnehmen, gleich denen faulen Hummeln, welche ſich auf der em- ſig eintragenden Bienen Honig verlaſſen, ſon- dern wider ihren Willen durch Hunger und Schlaͤge zur Arbeit und Aenderung ihres Le- bens genoͤthiget und angetrieben, auch dadurch gantz kirre werden moͤgen; Denn es ſchmeckt ih- nen das Eſſen ſehr wohl auf die Raſpel des Bra- ſilien-Holtzes, und Krancke werden dadurch wieder geſund. Drittens, obgleich die Obrig- keit ein ziemliches auf die Erhaltung ſolcher Leute wenden muß, ſo bringen ſie doch mit ihrer Arbeit dasjenige was ſie koſten, faſt wiederum ein.
§. 26. Es ſind in ſolche Zucht-Haͤuſer vor-
nehm-
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ungeſchickt machet, zu der ihnen ſelbſt und dem
gemeinen Weſen nuͤtzlichen Arbeit gefuͤhret
werden, ſo daß, wenn ſie ſich beſſern und mit der
Zeit herauskommen, ſie was rechts gelernet ha-
ben, davon ſie ſich und die Jhrigen mit Ehren
ernehren koͤnnen. Zum andern, geſchiehet auch
ſolches einer Stadt und gantzem Lande zum be-
ſten, daß faule Muͤßiggaͤnger und Tage-Diebe,
it. ſtarcke Bettler und ander dergleichen loſes
Geſindel mehr, welches weder arbeiten noch
ſonſt gut thun will, andern fleißigen und hurti-
gen Leuten vom Halſe kommen, und ihnen oder
auch den recht armen und preßhafften das
Brod nicht vor dem Munde wegnehmen, gleich
denen faulen Hummeln, welche ſich auf der em-
ſig eintragenden Bienen Honig verlaſſen, ſon-
dern wider ihren Willen durch Hunger und
Schlaͤge zur Arbeit und Aenderung ihres Le-
bens genoͤthiget und angetrieben, auch dadurch
gantz kirre werden moͤgen; Denn es ſchmeckt ih-
nen das Eſſen ſehr wohl auf die Raſpel des Bra-
ſilien-Holtzes, und Krancke werden dadurch
wieder geſund. Drittens, obgleich die Obrig-
keit ein ziemliches auf die Erhaltung ſolcher
Leute wenden muß, ſo bringen ſie doch mit ihrer
Arbeit dasjenige was ſie koſten, faſt wiederum
ein.
§. 26. Es ſind in ſolche Zucht-Haͤuſer vor-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/563>, abgerufen am 22.11.2024.
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