Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



ner rechtlichen Befugnis geworden, so daß sie
durch die Gesetze legitimiret und zur Entschei-
dung gewisser Zwistigkeiten adhibiret worden,
daher sind vor diesem die Kampff-Rechte und
Kampff-Gerichte bekannt gewest. Wer wol-
te nun wohl sagen, daß ein Regente nicht ver-
bunden gewesen, diesen gottlosen Gebrauch ab-
zuschaffen? Ob wohl nicht zu läugnen, daß
bey solchen eingewurtzelten bösen Mißbräuchen
alle Behutsamkeit und Vorsichtigkeit vonnö-
then sey.

§. 10. Es entspringen ferner die innerlichen
Kranckheiten der Republic aus den verderbten
und lasterhafften Sitten der Unterthanen. Bey
deren Verbesserung muß ein Landes-Herr so
viel als möglich alle Mühe anwenden, und die-
serhalben stehen ihm unterschiedene Rechte zu,
davon in dem Capitel von den Lastern der Un-
terthanen weitläufftiger gehandelt worden.
Dieses wird ein Landes-Herr erlangen, wenn er
sich (1.) des Friedens befleisset, angesehen zu
Kriegs-Zeiten die Unterthanen gantz zu verwil-
dern pflegen. (2.) Seinen Unterthanen selbst
mit guten Exempeln vorgehet, (3.) die Grossen
vornehmlich zur Verbesserung disponiret, denn
nach diesen pflegen sich insgemein hernach ande-
re Leute immer weiter zurichten. Also kömmt
ihm auch zu, daß er auf diejenigen Ketzer, die sich

in



ner rechtlichen Befugnis geworden, ſo daß ſie
durch die Geſetze legitimiret und zur Entſchei-
dung gewiſſer Zwiſtigkeiten adhibiret worden,
daher ſind vor dieſem die Kampff-Rechte und
Kampff-Gerichte bekannt geweſt. Wer wol-
te nun wohl ſagen, daß ein Regente nicht ver-
bunden geweſen, dieſen gottloſen Gebrauch ab-
zuſchaffen? Ob wohl nicht zu laͤugnen, daß
bey ſolchen eingewurtzelten boͤſen Mißbraͤuchen
alle Behutſamkeit und Vorſichtigkeit vonnoͤ-
then ſey.

§. 10. Es entſpringen ferner die innerlichen
Kranckheiten der Republic aus den verderbten
und laſterhafften Sitten der Unterthanen. Bey
deren Verbeſſerung muß ein Landes-Herr ſo
viel als moͤglich alle Muͤhe anwenden, und die-
ſerhalben ſtehen ihm unterſchiedene Rechte zu,
davon in dem Capitel von den Laſtern der Un-
terthanen weitlaͤufftiger gehandelt worden.
Dieſes wird ein Landes-Herr erlangen, wenn er
ſich (1.) des Friedens befleiſſet, angeſehen zu
Kriegs-Zeiten die Unterthanen gantz zu verwil-
dern pflegen. (2.) Seinen Unterthanen ſelbſt
mit guten Exempeln vorgehet, (3.) die Groſſen
vornehmlich zur Verbeſſerung diſponiret, denn
nach dieſen pflegen ſich insgemein hernach ande-
re Leute immer weiter zurichten. Alſo koͤmmt
ihm auch zu, daß er auf diejenigen Ketzer, die ſich

in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0575" n="555"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> ner rechtlichen Befugnis geworden, &#x017F;o daß &#x017F;ie<lb/>
durch die Ge&#x017F;etze <hi rendition="#aq">legitimi</hi>ret und zur Ent&#x017F;chei-<lb/>
dung gewi&#x017F;&#x017F;er Zwi&#x017F;tigkeiten <hi rendition="#aq">adhibi</hi>ret worden,<lb/>
daher &#x017F;ind vor die&#x017F;em die Kampff-Rechte und<lb/>
Kampff-Gerichte bekannt gewe&#x017F;t. Wer wol-<lb/>
te nun wohl &#x017F;agen, daß ein Regente nicht ver-<lb/>
bunden gewe&#x017F;en, die&#x017F;en gottlo&#x017F;en Gebrauch ab-<lb/>
zu&#x017F;chaffen? Ob wohl nicht zu la&#x0364;ugnen, daß<lb/>
bey &#x017F;olchen eingewurtzelten bo&#x0364;&#x017F;en Mißbra&#x0364;uchen<lb/>
alle Behut&#x017F;amkeit und Vor&#x017F;ichtigkeit vonno&#x0364;-<lb/>
then &#x017F;ey.</p><lb/>
        <p>§. 10. Es ent&#x017F;pringen ferner die innerlichen<lb/>
Kranckheiten der Republic aus den verderbten<lb/>
und la&#x017F;terhafften Sitten der Unterthanen. Bey<lb/>
deren Verbe&#x017F;&#x017F;erung muß ein Landes-Herr &#x017F;o<lb/>
viel als mo&#x0364;glich alle Mu&#x0364;he anwenden, und die-<lb/>
&#x017F;erhalben &#x017F;tehen ihm unter&#x017F;chiedene Rechte zu,<lb/>
davon in dem Capitel von den La&#x017F;tern der Un-<lb/>
terthanen weitla&#x0364;ufftiger gehandelt worden.<lb/>
Die&#x017F;es wird ein Landes-Herr erlangen, wenn er<lb/>
&#x017F;ich (1.) des Friedens beflei&#x017F;&#x017F;et, ange&#x017F;ehen zu<lb/>
Kriegs-Zeiten die Unterthanen gantz zu verwil-<lb/>
dern pflegen. (2.) Seinen Unterthanen &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
mit guten Exempeln vorgehet, (3.) die Gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
vornehmlich zur Verbe&#x017F;&#x017F;erung <hi rendition="#aq">di&#x017F;poni</hi>ret, denn<lb/>
nach die&#x017F;en pflegen &#x017F;ich insgemein hernach ande-<lb/>
re Leute immer weiter zurichten. Al&#x017F;o ko&#x0364;mmt<lb/>
ihm auch zu, daß er auf diejenigen Ketzer, die &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[555/0575] ner rechtlichen Befugnis geworden, ſo daß ſie durch die Geſetze legitimiret und zur Entſchei- dung gewiſſer Zwiſtigkeiten adhibiret worden, daher ſind vor dieſem die Kampff-Rechte und Kampff-Gerichte bekannt geweſt. Wer wol- te nun wohl ſagen, daß ein Regente nicht ver- bunden geweſen, dieſen gottloſen Gebrauch ab- zuſchaffen? Ob wohl nicht zu laͤugnen, daß bey ſolchen eingewurtzelten boͤſen Mißbraͤuchen alle Behutſamkeit und Vorſichtigkeit vonnoͤ- then ſey. §. 10. Es entſpringen ferner die innerlichen Kranckheiten der Republic aus den verderbten und laſterhafften Sitten der Unterthanen. Bey deren Verbeſſerung muß ein Landes-Herr ſo viel als moͤglich alle Muͤhe anwenden, und die- ſerhalben ſtehen ihm unterſchiedene Rechte zu, davon in dem Capitel von den Laſtern der Un- terthanen weitlaͤufftiger gehandelt worden. Dieſes wird ein Landes-Herr erlangen, wenn er ſich (1.) des Friedens befleiſſet, angeſehen zu Kriegs-Zeiten die Unterthanen gantz zu verwil- dern pflegen. (2.) Seinen Unterthanen ſelbſt mit guten Exempeln vorgehet, (3.) die Groſſen vornehmlich zur Verbeſſerung diſponiret, denn nach dieſen pflegen ſich insgemein hernach ande- re Leute immer weiter zurichten. Alſo koͤmmt ihm auch zu, daß er auf diejenigen Ketzer, die ſich in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/575
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/575>, abgerufen am 26.06.2024.