Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



disputirt, ob nicht auch ein Unter-Richter be-
fugt sey über das crimen der beleidigten Maje-
stät oder der Perduellion zu erkennen, da er
sonst allerhand Verbrechen untersuchen kan.
Jch wolte dieses negiren; Denn (1.) so betrifft
dieses unmittelbar den Landes-Herrn und die
Verfassung des Landes, (2.) ist die Unter-
Obrigkeit nicht allezeit sufficient dergleichen
troublen zu schlichten, weil die Rebellen insge-
mein viel andere mit in ihre bande ziehen und
deswegen mehr zu fürchten sind denn andere
Missethäter (3.) Gehet es die gantze Republic
an, deren Beschützung bloß dem Landes-Herrn
nicht aber der Unter-Obrigkeit überlassen ist,
dem nur in einem gewissen District die Untersu-
chung und Bestraffung einiger Verbrechen an-
vertrauet wird.

§. 17. Dafern ein Regente die widerspen-
stigen Unterthanen zum Gehorsam bringen
will, so bedienet er sich nicht in eigentlichen
Verstande zu reden, des Kriegs-Rechts gegen
sie, sondern wenn sie ihm mit Gewalt resistiren
und mit gewaffneter Hand anfallen, sind sie nicht
so wohl vor Feinde als vor Rebellen zu achten.
Es muß ihnen zwar eben die Gewalt entge-
gen gesetzt werden, die man sonst gegen seinem
Feind in einem formalen Kriege gebrauchet, a-
ber mit einem gantz unterschiednen Effect, der

von



diſputirt, ob nicht auch ein Unter-Richter be-
fugt ſey uͤber das crimen der beleidigten Maje-
ſtaͤt oder der Perduellion zu erkennen, da er
ſonſt allerhand Verbrechen unterſuchen kan.
Jch wolte dieſes negiren; Denn (1.) ſo betrifft
dieſes unmittelbar den Landes-Herrn und die
Verfaſſung des Landes, (2.) iſt die Unter-
Obrigkeit nicht allezeit ſufficient dergleichen
troublen zu ſchlichten, weil die Rebellen insge-
mein viel andere mit in ihre bande ziehen und
deswegen mehr zu fuͤrchten ſind denn andere
Miſſethaͤter (3.) Gehet es die gantze Republic
an, deren Beſchuͤtzung bloß dem Landes-Herrn
nicht aber der Unter-Obrigkeit uͤberlaſſen iſt,
dem nur in einem gewiſſen Diſtrict die Unterſu-
chung und Beſtraffung einiger Verbrechen an-
vertrauet wird.

§. 17. Dafern ein Regente die widerſpen-
ſtigen Unterthanen zum Gehorſam bringen
will, ſo bedienet er ſich nicht in eigentlichen
Verſtande zu reden, des Kriegs-Rechts gegen
ſie, ſondern wenn ſie ihm mit Gewalt reſiſtiren
uñ mit gewaffneter Hand anfallen, ſind ſie nicht
ſo wohl vor Feinde als vor Rebellen zu achten.
Es muß ihnen zwar eben die Gewalt entge-
gen geſetzt werden, die man ſonſt gegen ſeinem
Feind in einem formalen Kriege gebrauchet, a-
ber mit einem gantz unterſchiednen Effect, der

von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0580" n="560"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw><hi rendition="#aq">di&#x017F;puti</hi>rt, ob nicht auch ein Unter-Richter be-<lb/>
fugt &#x017F;ey u&#x0364;ber das <hi rendition="#aq">crimen</hi> der beleidigten Maje-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;t oder der <hi rendition="#aq">Perduellion</hi> zu erkennen, da er<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t allerhand Verbrechen unter&#x017F;uchen kan.<lb/>
Jch wolte die&#x017F;es <hi rendition="#aq">negi</hi>ren; Denn (1.) &#x017F;o betrifft<lb/>
die&#x017F;es unmittelbar den Landes-Herrn und die<lb/>
Verfa&#x017F;&#x017F;ung des Landes, (2.) i&#x017F;t die Unter-<lb/>
Obrigkeit nicht allezeit <hi rendition="#aq">&#x017F;ufficient</hi> dergleichen<lb/><hi rendition="#aq">troubl</hi>en zu &#x017F;chlichten, weil die Rebellen insge-<lb/>
mein viel andere mit in ihre <hi rendition="#aq">bande</hi> ziehen und<lb/>
deswegen mehr zu fu&#x0364;rchten &#x017F;ind denn andere<lb/>
Mi&#x017F;&#x017F;etha&#x0364;ter (3.) Gehet es die gantze Republic<lb/>
an, deren Be&#x017F;chu&#x0364;tzung bloß dem Landes-Herrn<lb/>
nicht aber der Unter-Obrigkeit u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t,<lb/>
dem nur in einem gewi&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Di&#x017F;trict</hi> die Unter&#x017F;u-<lb/>
chung und Be&#x017F;traffung einiger Verbrechen an-<lb/>
vertrauet wird.</p><lb/>
        <p>§. 17. Dafern ein Regente die wider&#x017F;pen-<lb/>
&#x017F;tigen Unterthanen zum Gehor&#x017F;am bringen<lb/>
will, &#x017F;o bedienet er &#x017F;ich nicht in eigentlichen<lb/>
Ver&#x017F;tande zu reden, des Kriegs-Rechts gegen<lb/>
&#x017F;ie, &#x017F;ondern wenn &#x017F;ie ihm mit Gewalt <hi rendition="#aq">re&#x017F;i&#x017F;ti</hi>ren<lb/>
un&#x0303; mit gewaffneter Hand anfallen, &#x017F;ind &#x017F;ie nicht<lb/>
&#x017F;o wohl vor Feinde als vor Rebellen zu achten.<lb/>
Es muß ihnen zwar eben die Gewalt entge-<lb/>
gen ge&#x017F;etzt werden, die man &#x017F;on&#x017F;t gegen &#x017F;einem<lb/>
Feind in einem <hi rendition="#aq">formal</hi>en Kriege gebrauchet, a-<lb/>
ber mit einem gantz unter&#x017F;chiednen <hi rendition="#aq">Effect,</hi> der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[560/0580] diſputirt, ob nicht auch ein Unter-Richter be- fugt ſey uͤber das crimen der beleidigten Maje- ſtaͤt oder der Perduellion zu erkennen, da er ſonſt allerhand Verbrechen unterſuchen kan. Jch wolte dieſes negiren; Denn (1.) ſo betrifft dieſes unmittelbar den Landes-Herrn und die Verfaſſung des Landes, (2.) iſt die Unter- Obrigkeit nicht allezeit ſufficient dergleichen troublen zu ſchlichten, weil die Rebellen insge- mein viel andere mit in ihre bande ziehen und deswegen mehr zu fuͤrchten ſind denn andere Miſſethaͤter (3.) Gehet es die gantze Republic an, deren Beſchuͤtzung bloß dem Landes-Herrn nicht aber der Unter-Obrigkeit uͤberlaſſen iſt, dem nur in einem gewiſſen Diſtrict die Unterſu- chung und Beſtraffung einiger Verbrechen an- vertrauet wird. §. 17. Dafern ein Regente die widerſpen- ſtigen Unterthanen zum Gehorſam bringen will, ſo bedienet er ſich nicht in eigentlichen Verſtande zu reden, des Kriegs-Rechts gegen ſie, ſondern wenn ſie ihm mit Gewalt reſiſtiren uñ mit gewaffneter Hand anfallen, ſind ſie nicht ſo wohl vor Feinde als vor Rebellen zu achten. Es muß ihnen zwar eben die Gewalt entge- gen geſetzt werden, die man ſonſt gegen ſeinem Feind in einem formalen Kriege gebrauchet, a- ber mit einem gantz unterſchiednen Effect, der von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/580
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/580>, abgerufen am 26.06.2024.