Autorität in dem Fundament nicht erkennen, beständig beybehalten. Und da die meisten teutschen Lehne gantz von anderer Beschaffen- heit sind, als die Lombardischen, so haben doch die Doctores die Lehns-Streitigkeiten aus den Principiis des Lombardischen Rechts entschie- den, und dadurch grosse Verwirrung verur- sacht, worüber noch heut zu Tage, wenn solche Lombardische Urtheile und Responsa gegeben werden, öffters Klage geführet wird. Einige stehen in den Gedancken, es sey besser, wenn man an Statt der Römischen Rechte die alten Schwäbischen, Sächsischen und andern wie- der aus dem Staube hervor brächte und solche erklärte, auch ihnen eine gesetzliche Autorität beylegte, weil sie doch in Teutschland gemacht und gegeben wären, und sich also weit geschick- ter würden appliciren lassen, als die andern ausländischen. Nun ist wohl nicht zu läug- nen, daß solche alte teutsche Gesetze in einem und andern dem Staat unserer teutschen Pro- vintzen etwas näher treten möchten, denn die Römischen. Allein es ist doch auch gewiß, daß sich die alten Schwäbischen und Sächsischen Rechte, weil sie in dem dreyzehnden und vier- zehnden Seculo gemacht worden, und der Sta- tus sich in den meisten gantz und gar geändert, in den wenigsten Stücken mit guter Manier
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Autoritaͤt in dem Fundament nicht erkennen, beſtaͤndig beybehalten. Und da die meiſten teutſchen Lehne gantz von anderer Beſchaffen- heit ſind, als die Lombardiſchen, ſo haben doch die Doctores die Lehns-Streitigkeiten aus den Principiis des Lombardiſchen Rechts entſchie- den, und dadurch groſſe Verwirrung verur- ſacht, woruͤber noch heut zu Tage, wenn ſolche Lombardiſche Urtheile und Reſponſa gegeben werden, oͤffters Klage gefuͤhret wird. Einige ſtehen in den Gedancken, es ſey beſſer, wenn man an Statt der Roͤmiſchen Rechte die alten Schwaͤbiſchen, Saͤchſiſchen und andern wie- der aus dem Staube hervor braͤchte und ſolche erklaͤrte, auch ihnen eine geſetzliche Autoritaͤt beylegte, weil ſie doch in Teutſchland gemacht und gegeben waͤren, und ſich alſo weit geſchick- ter wuͤrden appliciren laſſen, als die andern auslaͤndiſchen. Nun iſt wohl nicht zu laͤug- nen, daß ſolche alte teutſche Geſetze in einem und andern dem Staat unſerer teutſchen Pro- vintzen etwas naͤher treten moͤchten, denn die Roͤmiſchen. Allein es iſt doch auch gewiß, daß ſich die alten Schwaͤbiſchen und Saͤchſiſchen Rechte, weil ſie in dem dreyzehnden und vier- zehnden Seculo gemacht worden, und der Sta- tus ſich in den meiſten gantz und gar geaͤndert, in den wenigſten Stuͤcken mit guter Manier
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Autoritaͤt in dem Fundament nicht erkennen,
beſtaͤndig beybehalten. Und da die meiſten
teutſchen Lehne gantz von anderer Beſchaffen-
heit ſind, als die Lombardiſchen, ſo haben doch
die Doctores die Lehns-Streitigkeiten aus den
Principiis des Lombardiſchen Rechts entſchie-
den, und dadurch groſſe Verwirrung verur-
ſacht, woruͤber noch heut zu Tage, wenn ſolche
Lombardiſche Urtheile und Reſponſa gegeben
werden, oͤffters Klage gefuͤhret wird. Einige
ſtehen in den Gedancken, es ſey beſſer, wenn
man an Statt der Roͤmiſchen Rechte die alten
Schwaͤbiſchen, Saͤchſiſchen und andern wie-
der aus dem Staube hervor braͤchte und ſolche
erklaͤrte, auch ihnen eine geſetzliche Autoritaͤt
beylegte, weil ſie doch in Teutſchland gemacht
und gegeben waͤren, und ſich alſo weit geſchick-
ter wuͤrden appliciren laſſen, als die andern
auslaͤndiſchen. Nun iſt wohl nicht zu laͤug-
nen, daß ſolche alte teutſche Geſetze in einem
und andern dem Staat unſerer teutſchen Pro-
vintzen etwas naͤher treten moͤchten, denn die
Roͤmiſchen. Allein es iſt doch auch gewiß, daß
ſich die alten Schwaͤbiſchen und Saͤchſiſchen
Rechte, weil ſie in dem dreyzehnden und vier-
zehnden Seculo gemacht worden, und der Sta-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/589>, abgerufen am 22.11.2024.
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