Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



empfangen, müssen die Register ihrer Verwal-
tung, Einnahme und Ausgabe jährlich schlies-
sen, und folgends auf Erfodern, wie sich das,
vermöge der Rechte, gebühret, davon klärlich
und Stück-weise, nach Rechnungs-Manier,
Rechnung thun, und wo Unordnung oder Man-
gel gespüret, solcher abgeschafft und verbessert,
derjenige aber, so sein Amt nicht treulich noch
aufrichtig verwaltet, nach Ermäßigung der
Verbrechung, wenn er es gestehet oder über-
führet, unnachläßig bestrafft werden.

§. 44. Es ist bey Besorgung des Policey-
Wesens höchst nöthig, die Abschaffung des
Wuchers und allerhand wucherlicher Contra-
cte.
Denn durch solche unbillige Handlun-
gen wird der gemeine Mann, der dem Lande
das meiste Gewerbe macht, allgemachsam aus-
gesogen, und deren Erwerb und Vermögen auf
etliche wenige Geitz-Hälse gebracht; Und sind
auch aus solchen Ursachen, um den Wucher zu
verhüten und die Handthierung derer Unter-
thanen nicht zu stopffen, entweder in dem Lande
keine Juden zu dulden, noch ihnen darinnen zu
handeln zuzulassen, dieweil nach bösen Gebrauch
ihre meiste Nahrung in Wucher bestehet, oder
wo man dieselben ja duldet, so ist in den Jüden-
Ordnungen, die ausdrücklich deswegen aufzu-
richten, eine gewisse Maaß und Ordnung zu se-

tzen,



empfangen, muͤſſen die Regiſter ihrer Verwal-
tung, Einnahme und Ausgabe jaͤhrlich ſchlieſ-
ſen, und folgends auf Erfodern, wie ſich das,
vermoͤge der Rechte, gebuͤhret, davon klaͤrlich
und Stuͤck-weiſe, nach Rechnungs-Manier,
Rechnung thun, und wo Unordnung oder Man-
gel geſpuͤret, ſolcher abgeſchafft und verbeſſert,
derjenige aber, ſo ſein Amt nicht treulich noch
aufrichtig verwaltet, nach Ermaͤßigung der
Verbrechung, wenn er es geſtehet oder uͤber-
fuͤhret, unnachlaͤßig beſtrafft werden.

§. 44. Es iſt bey Beſorgung des Policey-
Weſens hoͤchſt noͤthig, die Abſchaffung des
Wuchers und allerhand wucherlicher Contra-
cte.
Denn durch ſolche unbillige Handlun-
gen wird der gemeine Mann, der dem Lande
das meiſte Gewerbe macht, allgemachſam aus-
geſogen, und deren Erwerb und Vermoͤgen auf
etliche wenige Geitz-Haͤlſe gebracht; Und ſind
auch aus ſolchen Urſachen, um den Wucher zu
verhuͤten und die Handthierung derer Unter-
thanen nicht zu ſtopffen, entweder in dem Lande
keine Juden zu dulden, noch ihnen darinnen zu
handeln zuzulaſſen, dieweil nach boͤſen Gebrauch
ihre meiſte Nahrung in Wucher beſtehet, oder
wo man dieſelben ja duldet, ſo iſt in den Juͤden-
Ordnungen, die ausdruͤcklich deswegen aufzu-
richten, eine gewiſſe Maaß und Ordnung zu ſe-

tzen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0657" n="637"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> empfangen, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Regi&#x017F;ter ihrer Verwal-<lb/>
tung, Einnahme und Ausgabe ja&#x0364;hrlich &#x017F;chlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, und folgends auf Erfodern, wie &#x017F;ich das,<lb/>
vermo&#x0364;ge der Rechte, gebu&#x0364;hret, davon kla&#x0364;rlich<lb/>
und Stu&#x0364;ck-wei&#x017F;e, nach Rechnungs-Manier,<lb/>
Rechnung thun, und wo Unordnung oder Man-<lb/>
gel ge&#x017F;pu&#x0364;ret, &#x017F;olcher abge&#x017F;chafft und verbe&#x017F;&#x017F;ert,<lb/>
derjenige aber, &#x017F;o &#x017F;ein Amt nicht treulich noch<lb/>
aufrichtig verwaltet, nach Erma&#x0364;ßigung der<lb/>
Verbrechung, wenn er es ge&#x017F;tehet oder u&#x0364;ber-<lb/>
fu&#x0364;hret, unnachla&#x0364;ßig be&#x017F;trafft werden.</p><lb/>
        <p>§. 44. Es i&#x017F;t bey Be&#x017F;orgung des Policey-<lb/>
We&#x017F;ens ho&#x0364;ch&#x017F;t no&#x0364;thig, die Ab&#x017F;chaffung des<lb/>
Wuchers und allerhand wucherlicher <hi rendition="#aq">Contra-<lb/>
cte.</hi> Denn durch &#x017F;olche unbillige Handlun-<lb/>
gen wird der gemeine Mann, der dem Lande<lb/>
das mei&#x017F;te Gewerbe macht, allgemach&#x017F;am aus-<lb/>
ge&#x017F;ogen, und deren Erwerb und Vermo&#x0364;gen auf<lb/>
etliche wenige Geitz-Ha&#x0364;l&#x017F;e gebracht; Und &#x017F;ind<lb/>
auch aus &#x017F;olchen Ur&#x017F;achen, um den Wucher zu<lb/>
verhu&#x0364;ten und die Handthierung derer Unter-<lb/>
thanen nicht zu &#x017F;topffen, entweder in dem Lande<lb/>
keine Juden zu dulden, noch ihnen darinnen zu<lb/>
handeln zuzula&#x017F;&#x017F;en, dieweil nach bo&#x0364;&#x017F;en Gebrauch<lb/>
ihre mei&#x017F;te Nahrung in Wucher be&#x017F;tehet, oder<lb/>
wo man die&#x017F;elben ja duldet, &#x017F;o i&#x017F;t in den Ju&#x0364;den-<lb/>
Ordnungen, die ausdru&#x0364;cklich deswegen aufzu-<lb/>
richten, eine gewi&#x017F;&#x017F;e Maaß und Ordnung zu &#x017F;e-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tzen,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[637/0657] empfangen, muͤſſen die Regiſter ihrer Verwal- tung, Einnahme und Ausgabe jaͤhrlich ſchlieſ- ſen, und folgends auf Erfodern, wie ſich das, vermoͤge der Rechte, gebuͤhret, davon klaͤrlich und Stuͤck-weiſe, nach Rechnungs-Manier, Rechnung thun, und wo Unordnung oder Man- gel geſpuͤret, ſolcher abgeſchafft und verbeſſert, derjenige aber, ſo ſein Amt nicht treulich noch aufrichtig verwaltet, nach Ermaͤßigung der Verbrechung, wenn er es geſtehet oder uͤber- fuͤhret, unnachlaͤßig beſtrafft werden. §. 44. Es iſt bey Beſorgung des Policey- Weſens hoͤchſt noͤthig, die Abſchaffung des Wuchers und allerhand wucherlicher Contra- cte. Denn durch ſolche unbillige Handlun- gen wird der gemeine Mann, der dem Lande das meiſte Gewerbe macht, allgemachſam aus- geſogen, und deren Erwerb und Vermoͤgen auf etliche wenige Geitz-Haͤlſe gebracht; Und ſind auch aus ſolchen Urſachen, um den Wucher zu verhuͤten und die Handthierung derer Unter- thanen nicht zu ſtopffen, entweder in dem Lande keine Juden zu dulden, noch ihnen darinnen zu handeln zuzulaſſen, dieweil nach boͤſen Gebrauch ihre meiſte Nahrung in Wucher beſtehet, oder wo man dieſelben ja duldet, ſo iſt in den Juͤden- Ordnungen, die ausdruͤcklich deswegen aufzu- richten, eine gewiſſe Maaß und Ordnung zu ſe- tzen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/657
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/657>, abgerufen am 29.06.2024.