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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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ist gantz und gar zu verbiethen, sich in den Spin-
ne-Stuben mit einzufinden, und die darwider
handeln, sind in ernste Bestraffung zu nehmen.

§. 50. Es pflegt auf den Dörffern sowohl
bey den Hochzeiten als Kirchmessen grosse Ver-
schwendung vorzugehen, und dieselben werden
mit der grösten Uppigkeit manchmahl wohl fast
eine gantze Woche durch von einigen wohlha-
benden Leuten celebriret. Da aber das Geld,
welches auf andere Art weit nützlicher hätte
ausgegeben werden können, unnöthiger Weise
verschleudert wird, und die Gaben GOttes ge-
mißbraucht werden, so ist zu verordnen, daß sie
nicht länger als zwey oder aufs höchste drey Ta-
ge dauren, und wer darwider handelt, muß in
die Gemeinde-Casse eine Straffe zu erlegen
schuldig seyn.

§. 51. Es muß die Gemeinde keinen Schä-
fer oder Gemeinde-Hirten annehmen, der nicht
bey der Gemeinde bekannt, und wegen seines
Wohlverhaltens und guten Lebens-Wandels
ein gutes Lob habe, und dafern sie einen fremden
annehmen, so muß er gnugsame Kundschafft
bringen, daß er den vorigen Dienst ordentlich
aufgesagt und mit guten Willen daraus getre-
ten, er habe gleich den Aemtern, denen von
Adel oder Dorffschafften gedienet.

§. 52. Es ist in denen Dorff-Ordnungen

zu
T t 5



iſt gantz und gar zu verbiethen, ſich in den Spin-
ne-Stuben mit einzufinden, und die darwider
handeln, ſind in ernſte Beſtraffung zu nehmen.

§. 50. Es pflegt auf den Doͤrffern ſowohl
bey den Hochzeiten als Kirchmeſſen groſſe Ver-
ſchwendung vorzugehen, und dieſelben werden
mit der groͤſten Uppigkeit manchmahl wohl faſt
eine gantze Woche durch von einigen wohlha-
benden Leuten celebriret. Da aber das Geld,
welches auf andere Art weit nuͤtzlicher haͤtte
ausgegeben werden koͤnnen, unnoͤthiger Weiſe
verſchleudert wird, und die Gaben GOttes ge-
mißbraucht werden, ſo iſt zu verordnen, daß ſie
nicht laͤnger als zwey oder aufs hoͤchſte drey Ta-
ge dauren, und wer darwider handelt, muß in
die Gemeinde-Caſſe eine Straffe zu erlegen
ſchuldig ſeyn.

§. 51. Es muß die Gemeinde keinen Schaͤ-
fer oder Gemeinde-Hirten annehmen, der nicht
bey der Gemeinde bekannt, und wegen ſeines
Wohlverhaltens und guten Lebens-Wandels
ein gutes Lob habe, und dafern ſie einen fremden
annehmen, ſo muß er gnugſame Kundſchafft
bringen, daß er den vorigen Dienſt ordentlich
aufgeſagt und mit guten Willen daraus getre-
ten, er habe gleich den Aemtern, denen von
Adel oder Dorffſchafften gedienet.

§. 52. Es iſt in denen Dorff-Ordnungen

zu
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[665/0685] iſt gantz und gar zu verbiethen, ſich in den Spin- ne-Stuben mit einzufinden, und die darwider handeln, ſind in ernſte Beſtraffung zu nehmen. §. 50. Es pflegt auf den Doͤrffern ſowohl bey den Hochzeiten als Kirchmeſſen groſſe Ver- ſchwendung vorzugehen, und dieſelben werden mit der groͤſten Uppigkeit manchmahl wohl faſt eine gantze Woche durch von einigen wohlha- benden Leuten celebriret. Da aber das Geld, welches auf andere Art weit nuͤtzlicher haͤtte ausgegeben werden koͤnnen, unnoͤthiger Weiſe verſchleudert wird, und die Gaben GOttes ge- mißbraucht werden, ſo iſt zu verordnen, daß ſie nicht laͤnger als zwey oder aufs hoͤchſte drey Ta- ge dauren, und wer darwider handelt, muß in die Gemeinde-Caſſe eine Straffe zu erlegen ſchuldig ſeyn. §. 51. Es muß die Gemeinde keinen Schaͤ- fer oder Gemeinde-Hirten annehmen, der nicht bey der Gemeinde bekannt, und wegen ſeines Wohlverhaltens und guten Lebens-Wandels ein gutes Lob habe, und dafern ſie einen fremden annehmen, ſo muß er gnugſame Kundſchafft bringen, daß er den vorigen Dienſt ordentlich aufgeſagt und mit guten Willen daraus getre- ten, er habe gleich den Aemtern, denen von Adel oder Dorffſchafften gedienet. §. 52. Es iſt in denen Dorff-Ordnungen zu T t 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/685>, abgerufen am 22.11.2024.