N001 merkenswerth ist; am Abend in Jamyschewsk und N002 in der Nacht in Koräkowsk. Der Weg ging in der N003 Steppe fort und war ohne Interesse. Einige Abwech- N004 selung gewährten nur auf dem Irtysch die mit Laub- N005 holz und Gras bewachsenen Inseln, welche wir öfter sa- N006 hen und die von den Kosaken der anliegenden Dörfer zu N007 Heuschlägen benutzt werden, und die Kirgisen-Aulen, N008 denen wir öfter begegneten und die mit ihren grossen N009 Heerden von Pferden, Rindvieh, Schaafen, Ziegen und N010 Kameelen bei uns vorüberzogen. Pferde und Schaafe N011 waren in ihren Heerden immer in der grössten Zahl vor- N012 handen, denn der ersteren bedienen sie sich nicht al- N013 lein zum Reiten, sondern sie verzehren auch ihr Fleisch N014 und bereiten aus der Milch der Stuten ihr Lieblings- N015 getränk, den Kumis. Das Rindvieh, welches eine grosse N016 und starke Race ist, verkaufen sie meistentheils an N017 die Russen. Die Schaafe sind durch ihre Fett- N018 schwänze ausgezeichnet, auch soll ihr Fleisch sehr N019 schmackhaft sein. Sämmtliche Hausthiere müssen im N020 Winter im Freien ausdauern, nur die Kameele werden N021 dann unter Obdach gebracht.
N001 In der Nähe der beiden zuletzt genannten Orte, N002 6 Werste von Jamyschewskaja und 22 Werste von N003 Koräkowskoi, liegen die beiden berühmten und nach N004 diesen beiden Orten benannten Salzseen, die von einer N005 grossen Wichtigkeit sind, da sie den Salzbedarf für N006 das ganze westliche Sibirien liefern. Nach Pallas, N007 welcher beide besucht und beschrieben hat 1), liegen N008 beide in einer hügligen, sandigen und gänzlich baum- N009 losen Steppe; sie sind ganz flach und setzen im Som- N010 mer auf dem schlammigen Boden eine handbreite Salz- N011 rinde ab, die sich durch das Schneewasser im Früh- N012 ling auflöst, doch schon im Mai sich wieder zu bilden N013 anfängt. Die Salzrinde ist weiss und besteht aus lose N014 aneinander gereihten Würfeln von Kochsalz, die leicht
[footnote reference]
[footnote reference]N001 1) Reise durch versch. Prov. d. Russ. Reichs Th. II S. 470 u. 481.
N001 merkenswerth ist; am Abend in Jamyschewsk und N002 in der Nacht in Koräkowsk. Der Weg ging in der N003 Steppe fort und war ohne Interesse. Einige Abwech- N004 selung gewährten nur auf dem Irtysch die mit Laub- N005 holz und Gras bewachsenen Inseln, welche wir öfter sa- N006 hen und die von den Kosaken der anliegenden Dörfer zu N007 Heuschlägen benutzt werden, und die Kirgisen-Aulen, N008 denen wir öfter begegneten und die mit ihren grossen N009 Heerden von Pferden, Rindvieh, Schaafen, Ziegen und N010 Kameelen bei uns vorüberzogen. Pferde und Schaafe N011 waren in ihren Heerden immer in der grössten Zahl vor- N012 handen, denn der ersteren bedienen sie sich nicht al- N013 lein zum Reiten, sondern sie verzehren auch ihr Fleisch N014 und bereiten aus der Milch der Stuten ihr Lieblings- N015 getränk, den Kumis. Das Rindvieh, welches eine grosse N016 und starke Race ist, verkaufen sie meistentheils an N017 die Russen. Die Schaafe sind durch ihre Fett- N018 schwänze ausgezeichnet, auch soll ihr Fleisch sehr N019 schmackhaft sein. Sämmtliche Hausthiere müssen im N020 Winter im Freien ausdauern, nur die Kameele werden N021 dann unter Obdach gebracht.
N001 In der Nähe der beiden zuletzt genannten Orte, N002 6 Werste von Jamyschewskaja und 22 Werste von N003 Koräkowskoi, liegen die beiden berühmten und nach N004 diesen beiden Orten benannten Salzseen, die von einer N005 grossen Wichtigkeit sind, da sie den Salzbedarf für N006 das ganze westliche Sibirien liefern. Nach Pallas, N007 welcher beide besucht und beschrieben hat 1), liegen N008 beide in einer hügligen, sandigen und gänzlich baum- N009 losen Steppe; sie sind ganz flach und setzen im Som- N010 mer auf dem schlammigen Boden eine handbreite Salz- N011 rinde ab, die sich durch das Schneewasser im Früh- N012 ling auflöst, doch schon im Mai sich wieder zu bilden N013 anfängt. Die Salzrinde ist weiss und besteht aus lose N014 aneinander gereihten Würfeln von Kochsalz, die leicht
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merkenswerth ist; am Abend in Jamyschewsk und N002
in der Nacht in Koräkowsk. Der Weg ging in der N003
Steppe fort und war ohne Interesse. Einige Abwech- N004
selung gewährten nur auf dem Irtysch die mit Laub- N005
holz und Gras bewachsenen Inseln, welche wir öfter sa- N006
hen und die von den Kosaken der anliegenden Dörfer zu N007
Heuschlägen benutzt werden, und die Kirgisen-Aulen, N008
denen wir öfter begegneten und die mit ihren grossen N009
Heerden von Pferden, Rindvieh, Schaafen, Ziegen und N010
Kameelen bei uns vorüberzogen. Pferde und Schaafe N011
waren in ihren Heerden immer in der grössten Zahl vor- N012
handen, denn der ersteren bedienen sie sich nicht al- N013
lein zum Reiten, sondern sie verzehren auch ihr Fleisch N014
und bereiten aus der Milch der Stuten ihr Lieblings- N015
getränk, den Kumis. Das Rindvieh, welches eine grosse N016
und starke Race ist, verkaufen sie meistentheils an N017
die Russen. Die Schaafe sind durch ihre Fett- N018
schwänze ausgezeichnet, auch soll ihr Fleisch sehr N019
schmackhaft sein. Sämmtliche Hausthiere müssen im N020
Winter im Freien ausdauern, nur die Kameele werden N021
dann unter Obdach gebracht.
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In der Nähe der beiden zuletzt genannten Orte, N002
6 Werste von Jamyschewskaja und 22 Werste von N003
Koräkowskoi, liegen die beiden berühmten und nach N004
diesen beiden Orten benannten Salzseen, die von einer N005
grossen Wichtigkeit sind, da sie den Salzbedarf für N006
das ganze westliche Sibirien liefern. Nach Pallas, N007
welcher beide besucht und beschrieben hat 1), liegen N008
beide in einer hügligen, sandigen und gänzlich baum- N009
losen Steppe; sie sind ganz flach und setzen im Som- N010
mer auf dem schlammigen Boden eine handbreite Salz- N011
rinde ab, die sich durch das Schneewasser im Früh- N012
ling auflöst, doch schon im Mai sich wieder zu bilden N013
anfängt. Die Salzrinde ist weiss und besteht aus lose N014
aneinander gereihten Würfeln von Kochsalz, die leicht
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1) Reise durch versch. Prov. d. Russ. Reichs Th. II S. 470 u. 481.
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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/30>, abgerufen am 21.11.2024.
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