ich euch doch noch erschlagen im Jähzorn. -- Das aber sag' ich, daß ich so nicht versterben mag. Aufsteh' ich und geh' zum Gericht, und klag' An- dere an, daß ich den Bastian hab' erstochen. Von den hinterlistigen Werbern an, die mich aus mei- nem Jugendfrieden in die blutige Welt geliefert haben, wo ich geschändet worden mit Peitschen- hieben und verhetzt wie ein Hund, und abgerichtet zum Menschenmorden -- -- bis auf den Köhler Bastian, der mir mit Hohn und Spott selber noch das Messer aus der Scheiden hat gelockt -- -- Alle ruf' ich vor den Richterstuhl, Alle müssen dabei sein, wenn mir der Freimann den Hals bricht."
Das Weib kreischt auf; der Mann sinkt röchelnd auf das Moos zurück.
Da hüpfen und jauchzen die Kinder zur Thür herein. Sie zerren ein weißes Kaninchen bei den Ohren mit sich, lassen es in der Stube frei, und der Knabe verfolgt es. Das bedrängte Thierchen hüpft zum Mooslager und dem Kranken über die Beine. Im Winkel bleibt es sitzen und schnuppert und sieht mit seinen großen Augen angstvoll her- vor. Der Knabe schleicht ihm bei, und erwischt es bei den Beinchen. Da winselt das Thier kläglich und beißt den Verfolger in den Finger. -- "Wart du! wart du, Rabenvieh!" wüthet der Knabe und
ich euch doch noch erſchlagen im Jähzorn. — Das aber ſag’ ich, daß ich ſo nicht verſterben mag. Aufſteh’ ich und geh’ zum Gericht, und klag’ An- dere an, daß ich den Baſtian hab’ erſtochen. Von den hinterliſtigen Werbern an, die mich aus mei- nem Jugendfrieden in die blutige Welt geliefert haben, wo ich geſchändet worden mit Peitſchen- hieben und verhetzt wie ein Hund, und abgerichtet zum Menſchenmorden — — bis auf den Köhler Baſtian, der mir mit Hohn und Spott ſelber noch das Meſſer aus der Scheiden hat gelockt — — Alle ruf’ ich vor den Richterſtuhl, Alle müſſen dabei ſein, wenn mir der Freimann den Hals bricht.“
Das Weib kreiſcht auf; der Mann ſinkt röchelnd auf das Moos zurück.
Da hüpfen und jauchzen die Kinder zur Thür herein. Sie zerren ein weißes Kaninchen bei den Ohren mit ſich, laſſen es in der Stube frei, und der Knabe verfolgt es. Das bedrängte Thierchen hüpft zum Mooslager und dem Kranken über die Beine. Im Winkel bleibt es ſitzen und ſchnuppert und ſieht mit ſeinen großen Augen angſtvoll her- vor. Der Knabe ſchleicht ihm bei, und erwiſcht es bei den Beinchen. Da winſelt das Thier kläglich und beißt den Verfolger in den Finger. — „Wart du! wart du, Rabenvieh!“ wüthet der Knabe und
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ich euch doch noch erſchlagen im Jähzorn. — Das
aber ſag’ ich, daß ich ſo nicht verſterben mag.
Aufſteh’ ich und geh’ zum Gericht, und klag’ An-
dere an, daß ich den Baſtian hab’ erſtochen. Von
den hinterliſtigen Werbern an, die mich aus mei-
nem Jugendfrieden in die blutige Welt geliefert
haben, wo ich geſchändet worden mit Peitſchen-
hieben und verhetzt wie ein Hund, und abgerichtet
zum Menſchenmorden — — bis auf den Köhler
Baſtian, der mir mit Hohn und Spott ſelber noch
das Meſſer aus der Scheiden hat gelockt — —
Alle ruf’ ich vor den Richterſtuhl, Alle müſſen
dabei ſein, wenn mir der Freimann den Hals
bricht.“
Das Weib kreiſcht auf; der Mann ſinkt
röchelnd auf das Moos zurück.
Da hüpfen und jauchzen die Kinder zur Thür
herein. Sie zerren ein weißes Kaninchen bei den
Ohren mit ſich, laſſen es in der Stube frei, und
der Knabe verfolgt es. Das bedrängte Thierchen
hüpft zum Mooslager und dem Kranken über die
Beine. Im Winkel bleibt es ſitzen und ſchnuppert
und ſieht mit ſeinen großen Augen angſtvoll her-
vor. Der Knabe ſchleicht ihm bei, und erwiſcht es
bei den Beinchen. Da winſelt das Thier kläglich
und beißt den Verfolger in den Finger. — „Wart
du! wart du, Rabenvieh!“ wüthet der Knabe und
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/149>, abgerufen am 22.11.2024.
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