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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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allein sollt verbleiben meiner Tage lang, so ist das
die größte Grausamkeit von Gott im Himmel oben.
Aber wissen möcht' ich's, Marian, und vor meinem
Tod möcht' ich's wissen, was es mit der Ewigkeit
ist, von der sie sagen allerweg, daß sie kein End'
hätt', und daß die Menschenseel' in ihr thät' fort-
leben. Es ist nichts Rechtes zu erfahren, und da
sollt' Einer fremder Leut' Reden glauben und etwan
wissen Die auch nichts. Und jetzt, Marian, hab'
ich gesagt, wenn du doch wol fort mußt, und du
bist in der Ewigkeit weiter, gleichwol wir dich be-
graben haben, so thu' mir die Freundschaft und
komm', wenn du kannst, mir noch einmal zurück,
und wenn's auch nur ein Viertelstündlein ist, und
richt' mir's aus, damit ich weiß, wie ich dran bin.
-- Die Marian hat's versprochen, und wenn sie
kann, so wird sie's halten, davon bin ich überzeugt
gewesen. -- Darauf, wie sie verstorben, hab' ich
viele Nächte nicht schlafen mögen, hab' immer ge-
meint, jetzt und jetzt wird die Thür aufgehen, wird
die Marian hereinsteigen und sagen: ja, Bartelmei,
magst wol glauben, 's ist richtig, 's ist eine Ewig-
keit drüben und du hast eine unsterbliche Seel'! --
Was meint der Herr Pfarrer, ist sie gekommen? --
nicht ist sie gekommen, gestorben und todt und weg
ist sie gewesen. Und seither -- ich kann mir nicht
helfen -- glaub' ich schon an gar nichts mehr."


allein ſollt verbleiben meiner Tage lang, ſo iſt das
die größte Grauſamkeit von Gott im Himmel oben.
Aber wiſſen möcht’ ich’s, Marian, und vor meinem
Tod möcht’ ich’s wiſſen, was es mit der Ewigkeit
iſt, von der ſie ſagen allerweg, daß ſie kein End’
hätt’, und daß die Menſchenſeel’ in ihr thät’ fort-
leben. Es iſt nichts Rechtes zu erfahren, und da
ſollt’ Einer fremder Leut’ Reden glauben und etwan
wiſſen Die auch nichts. Und jetzt, Marian, hab’
ich geſagt, wenn du doch wol fort mußt, und du
biſt in der Ewigkeit weiter, gleichwol wir dich be-
graben haben, ſo thu’ mir die Freundſchaft und
komm’, wenn du kannſt, mir noch einmal zurück,
und wenn’s auch nur ein Viertelſtündlein iſt, und
richt’ mir’s aus, damit ich weiß, wie ich dran bin.
— Die Marian hat’s verſprochen, und wenn ſie
kann, ſo wird ſie’s halten, davon bin ich überzeugt
geweſen. — Darauf, wie ſie verſtorben, hab’ ich
viele Nächte nicht ſchlafen mögen, hab’ immer ge-
meint, jetzt und jetzt wird die Thür aufgehen, wird
die Marian hereinſteigen und ſagen: ja, Bartelmei,
magſt wol glauben, ’s iſt richtig, ’s iſt eine Ewig-
keit drüben und du haſt eine unſterbliche Seel’! —
Was meint der Herr Pfarrer, iſt ſie gekommen? —
nicht iſt ſie gekommen, geſtorben und todt und weg
iſt ſie geweſen. Und ſeither — ich kann mir nicht
helfen — glaub’ ich ſchon an gar nichts mehr.“


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[359/0369] allein ſollt verbleiben meiner Tage lang, ſo iſt das die größte Grauſamkeit von Gott im Himmel oben. Aber wiſſen möcht’ ich’s, Marian, und vor meinem Tod möcht’ ich’s wiſſen, was es mit der Ewigkeit iſt, von der ſie ſagen allerweg, daß ſie kein End’ hätt’, und daß die Menſchenſeel’ in ihr thät’ fort- leben. Es iſt nichts Rechtes zu erfahren, und da ſollt’ Einer fremder Leut’ Reden glauben und etwan wiſſen Die auch nichts. Und jetzt, Marian, hab’ ich geſagt, wenn du doch wol fort mußt, und du biſt in der Ewigkeit weiter, gleichwol wir dich be- graben haben, ſo thu’ mir die Freundſchaft und komm’, wenn du kannſt, mir noch einmal zurück, und wenn’s auch nur ein Viertelſtündlein iſt, und richt’ mir’s aus, damit ich weiß, wie ich dran bin. — Die Marian hat’s verſprochen, und wenn ſie kann, ſo wird ſie’s halten, davon bin ich überzeugt geweſen. — Darauf, wie ſie verſtorben, hab’ ich viele Nächte nicht ſchlafen mögen, hab’ immer ge- meint, jetzt und jetzt wird die Thür aufgehen, wird die Marian hereinſteigen und ſagen: ja, Bartelmei, magſt wol glauben, ’s iſt richtig, ’s iſt eine Ewig- keit drüben und du haſt eine unſterbliche Seel’! — Was meint der Herr Pfarrer, iſt ſie gekommen? — nicht iſt ſie gekommen, geſtorben und todt und weg iſt ſie geweſen. Und ſeither — ich kann mir nicht helfen — glaub’ ich ſchon an gar nichts mehr.“

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/369>, abgerufen am 21.11.2024.