Er schweigt und horcht dem Tosen des Winter- sturmes. Der Pfarrer soll eine Weile in die flackernde Spanflamme gestarrt und endlich die Worte gesagt haben:
"Zeit und Ewigkeit, mein lieber Bartelmei, ist nicht durch einen Heckenzaun getrennt, über den man hin- und herhüpfen kann, wie man will. Der Eingang in die Ewigkeit ist der Tod; im Tode streifen wir alles Zeitliche ab, denn die Ewigkeit ist so groß und unendlich, daß nichts Zeitliches in ihr bestehen kann. Darum ist der Verstorbenen auch dein vorwitzig Wort ausgelöscht gewesen und alle Erinnerung an das zeitliche Leben. Frei von allem Erdenstaub ist sie in Gott eingegangen."
Thu' Er das lassen, Herr Pfarrer," unterbricht ihn der Kranke, "es drückt mich auch gar nicht. Ist das, wie es ist, es wird schon recht sein. -- Aber einen andern Hacken hat's, mit mir selber bin ich noch nicht in der Ordnung. Ich bin nicht gewesen, wie ich hätt' sein sollen, aber ich möcht' gern meine Sach', und Andere thuen auch gern ihre Sach' richtig stellen. Lang hab' ich nicht mehr Zeit, das merk' ich wol, und desweg hab' ich den Pfarrer aufschrecken lassen mitten in der Nacht, und will ihn zu tausendmal bitten, daß Er's wollt vermitteln. Jetzt -- 's ist zwar heimlich geblieben, aber sagen will ich's wol: ein arger
Er ſchweigt und horcht dem Toſen des Winter- ſturmes. Der Pfarrer ſoll eine Weile in die flackernde Spanflamme geſtarrt und endlich die Worte geſagt haben:
„Zeit und Ewigkeit, mein lieber Bartelmei, iſt nicht durch einen Heckenzaun getrennt, über den man hin- und herhüpfen kann, wie man will. Der Eingang in die Ewigkeit iſt der Tod; im Tode ſtreifen wir alles Zeitliche ab, denn die Ewigkeit iſt ſo groß und unendlich, daß nichts Zeitliches in ihr beſtehen kann. Darum iſt der Verſtorbenen auch dein vorwitzig Wort ausgelöſcht geweſen und alle Erinnerung an das zeitliche Leben. Frei von allem Erdenſtaub iſt ſie in Gott eingegangen.“
Thu’ Er das laſſen, Herr Pfarrer,“ unterbricht ihn der Kranke, „es drückt mich auch gar nicht. Iſt das, wie es iſt, es wird ſchon recht ſein. — Aber einen andern Hacken hat’s, mit mir ſelber bin ich noch nicht in der Ordnung. Ich bin nicht geweſen, wie ich hätt’ ſein ſollen, aber ich möcht’ gern meine Sach’, und Andere thuen auch gern ihre Sach’ richtig ſtellen. Lang hab’ ich nicht mehr Zeit, das merk’ ich wol, und desweg hab’ ich den Pfarrer aufſchrecken laſſen mitten in der Nacht, und will ihn zu tauſendmal bitten, daß Er’s wollt vermitteln. Jetzt — ’s iſt zwar heimlich geblieben, aber ſagen will ich’s wol: ein arger
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Er ſchweigt und horcht dem Toſen des Winter-
ſturmes. Der Pfarrer ſoll eine Weile in die flackernde
Spanflamme geſtarrt und endlich die Worte geſagt
haben:
„Zeit und Ewigkeit, mein lieber Bartelmei,
iſt nicht durch einen Heckenzaun getrennt, über den
man hin- und herhüpfen kann, wie man will. Der
Eingang in die Ewigkeit iſt der Tod; im Tode
ſtreifen wir alles Zeitliche ab, denn die Ewigkeit
iſt ſo groß und unendlich, daß nichts Zeitliches in
ihr beſtehen kann. Darum iſt der Verſtorbenen auch
dein vorwitzig Wort ausgelöſcht geweſen und alle
Erinnerung an das zeitliche Leben. Frei von allem
Erdenſtaub iſt ſie in Gott eingegangen.“
Thu’ Er das laſſen, Herr Pfarrer,“ unterbricht
ihn der Kranke, „es drückt mich auch gar nicht.
Iſt das, wie es iſt, es wird ſchon recht ſein. —
Aber einen andern Hacken hat’s, mit mir ſelber
bin ich noch nicht in der Ordnung. Ich bin nicht
geweſen, wie ich hätt’ ſein ſollen, aber ich möcht’
gern meine Sach’, und Andere thuen auch gern
ihre Sach’ richtig ſtellen. Lang hab’ ich nicht
mehr Zeit, das merk’ ich wol, und desweg hab’
ich den Pfarrer aufſchrecken laſſen mitten in der
Nacht, und will ihn zu tauſendmal bitten, daß
Er’s wollt vermitteln. Jetzt — ’s iſt zwar heimlich
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/370>, abgerufen am 21.11.2024.
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