Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.Und in der Sennerei, da ist's gut bestellt; Die ganze Wirthschaft schließen vier Holz- Und in der Sennerei, da iſt’s gut beſtellt; Die ganze Wirthſchaft ſchließen vier Holz- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0097" n="87"/> <p>Und in der Sennerei, da iſt’s gut beſtellt;<lb/> da iſt hübſch Alles beiſammen. An dem Herd mit<lb/> der Flamme und den rußigen Töpfen ſitzt die<lb/> Häuslichkeit. Vor dem wackelnden Tiſchchen an dem<lb/> kindiſch aufgeputzten Hausaltar kniet die Religion.<lb/> Und wo die Bettſtatt ſteht, da hatte Gott nichts<lb/> Beſſeres mehr hinzuſtellen vermögen. Aus rauhen<lb/> Brettern iſt das Bett gezimmert, mit Moos und<lb/> Binſen gefüttert — ſo muß es ſein, ſoll die<lb/> junge Almerin fröhlich darin träumen. In der<lb/> Nebenkammer ſtehen Kübel und Töpfe; da iſt<lb/> das Milch- und Buttergeſchäft, deſſen Erträg-<lb/> niß dem Eigenthümer der Sennerei redlich zuge-<lb/> liefert wird.</p><lb/> <p>Die ganze Wirthſchaft ſchließen vier Holz-<lb/> wände ein, in denen die Almerin nächtlicher Weile<lb/> das Goldmännlein klöpfeln hört; dieſes Klöpfeln<lb/> bedeutet ihr die Erfüllung des geheimſten Herzens-<lb/> wunſches. — Ich habe der gläubigen Aga nicht<lb/> ſagen mögen, daß ich meine, das klöpfelnde Gold-<lb/> männlein dürft ein fleißiger Holzwurm ſein. Was<lb/> der tauſend gingen auch dem Holzwurm ihre Her-<lb/> zenswünſche an! Dieſe werden aber doch erfüllt;<lb/> die einfältigen Leute da herum haben lauter<lb/> Wünſche, die erfüllbar ſind. Und wie die Maid<lb/> in der Hütte, ſo ſchlummert im Stall die Herde<lb/> und der Hirtenburſche ruhigen Gewiſſens.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0097]
Und in der Sennerei, da iſt’s gut beſtellt;
da iſt hübſch Alles beiſammen. An dem Herd mit
der Flamme und den rußigen Töpfen ſitzt die
Häuslichkeit. Vor dem wackelnden Tiſchchen an dem
kindiſch aufgeputzten Hausaltar kniet die Religion.
Und wo die Bettſtatt ſteht, da hatte Gott nichts
Beſſeres mehr hinzuſtellen vermögen. Aus rauhen
Brettern iſt das Bett gezimmert, mit Moos und
Binſen gefüttert — ſo muß es ſein, ſoll die
junge Almerin fröhlich darin träumen. In der
Nebenkammer ſtehen Kübel und Töpfe; da iſt
das Milch- und Buttergeſchäft, deſſen Erträg-
niß dem Eigenthümer der Sennerei redlich zuge-
liefert wird.
Die ganze Wirthſchaft ſchließen vier Holz-
wände ein, in denen die Almerin nächtlicher Weile
das Goldmännlein klöpfeln hört; dieſes Klöpfeln
bedeutet ihr die Erfüllung des geheimſten Herzens-
wunſches. — Ich habe der gläubigen Aga nicht
ſagen mögen, daß ich meine, das klöpfelnde Gold-
männlein dürft ein fleißiger Holzwurm ſein. Was
der tauſend gingen auch dem Holzwurm ihre Her-
zenswünſche an! Dieſe werden aber doch erfüllt;
die einfältigen Leute da herum haben lauter
Wünſche, die erfüllbar ſind. Und wie die Maid
in der Hütte, ſo ſchlummert im Stall die Herde
und der Hirtenburſche ruhigen Gewiſſens.
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Zitationshilfe: | Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/97>, abgerufen am 17.02.2025. |