Und in der Sennerei, da ist's gut bestellt; da ist hübsch Alles beisammen. An dem Herd mit der Flamme und den rußigen Töpfen sitzt die Häuslichkeit. Vor dem wackelnden Tischchen an dem kindisch aufgeputzten Hausaltar kniet die Religion. Und wo die Bettstatt steht, da hatte Gott nichts Besseres mehr hinzustellen vermögen. Aus rauhen Brettern ist das Bett gezimmert, mit Moos und Binsen gefüttert -- so muß es sein, soll die junge Almerin fröhlich darin träumen. In der Nebenkammer stehen Kübel und Töpfe; da ist das Milch- und Buttergeschäft, dessen Erträg- niß dem Eigenthümer der Sennerei redlich zuge- liefert wird.
Die ganze Wirthschaft schließen vier Holz- wände ein, in denen die Almerin nächtlicher Weile das Goldmännlein klöpfeln hört; dieses Klöpfeln bedeutet ihr die Erfüllung des geheimsten Herzens- wunsches. -- Ich habe der gläubigen Aga nicht sagen mögen, daß ich meine, das klöpfelnde Gold- männlein dürft ein fleißiger Holzwurm sein. Was der tausend gingen auch dem Holzwurm ihre Her- zenswünsche an! Diese werden aber doch erfüllt; die einfältigen Leute da herum haben lauter Wünsche, die erfüllbar sind. Und wie die Maid in der Hütte, so schlummert im Stall die Herde und der Hirtenbursche ruhigen Gewissens.
Und in der Sennerei, da iſt’s gut beſtellt; da iſt hübſch Alles beiſammen. An dem Herd mit der Flamme und den rußigen Töpfen ſitzt die Häuslichkeit. Vor dem wackelnden Tiſchchen an dem kindiſch aufgeputzten Hausaltar kniet die Religion. Und wo die Bettſtatt ſteht, da hatte Gott nichts Beſſeres mehr hinzuſtellen vermögen. Aus rauhen Brettern iſt das Bett gezimmert, mit Moos und Binſen gefüttert — ſo muß es ſein, ſoll die junge Almerin fröhlich darin träumen. In der Nebenkammer ſtehen Kübel und Töpfe; da iſt das Milch- und Buttergeſchäft, deſſen Erträg- niß dem Eigenthümer der Sennerei redlich zuge- liefert wird.
Die ganze Wirthſchaft ſchließen vier Holz- wände ein, in denen die Almerin nächtlicher Weile das Goldmännlein klöpfeln hört; dieſes Klöpfeln bedeutet ihr die Erfüllung des geheimſten Herzens- wunſches. — Ich habe der gläubigen Aga nicht ſagen mögen, daß ich meine, das klöpfelnde Gold- männlein dürft ein fleißiger Holzwurm ſein. Was der tauſend gingen auch dem Holzwurm ihre Her- zenswünſche an! Dieſe werden aber doch erfüllt; die einfältigen Leute da herum haben lauter Wünſche, die erfüllbar ſind. Und wie die Maid in der Hütte, ſo ſchlummert im Stall die Herde und der Hirtenburſche ruhigen Gewiſſens.
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Und in der Sennerei, da iſt’s gut beſtellt;
da iſt hübſch Alles beiſammen. An dem Herd mit
der Flamme und den rußigen Töpfen ſitzt die
Häuslichkeit. Vor dem wackelnden Tiſchchen an dem
kindiſch aufgeputzten Hausaltar kniet die Religion.
Und wo die Bettſtatt ſteht, da hatte Gott nichts
Beſſeres mehr hinzuſtellen vermögen. Aus rauhen
Brettern iſt das Bett gezimmert, mit Moos und
Binſen gefüttert — ſo muß es ſein, ſoll die
junge Almerin fröhlich darin träumen. In der
Nebenkammer ſtehen Kübel und Töpfe; da iſt
das Milch- und Buttergeſchäft, deſſen Erträg-
niß dem Eigenthümer der Sennerei redlich zuge-
liefert wird.
Die ganze Wirthſchaft ſchließen vier Holz-
wände ein, in denen die Almerin nächtlicher Weile
das Goldmännlein klöpfeln hört; dieſes Klöpfeln
bedeutet ihr die Erfüllung des geheimſten Herzens-
wunſches. — Ich habe der gläubigen Aga nicht
ſagen mögen, daß ich meine, das klöpfelnde Gold-
männlein dürft ein fleißiger Holzwurm ſein. Was
der tauſend gingen auch dem Holzwurm ihre Her-
zenswünſche an! Dieſe werden aber doch erfüllt;
die einfältigen Leute da herum haben lauter
Wünſche, die erfüllbar ſind. Und wie die Maid
in der Hütte, ſo ſchlummert im Stall die Herde
und der Hirtenburſche ruhigen Gewiſſens.
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/97>, abgerufen am 15.05.2024.
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