Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853.die Anklage eben so geistvoll begründeten, als Dupin, Barthe Trotzen kann ich deinen Geistern, so läßt sich unter den einmal vorhandenen Umständen, aufDeinen dunkeln Höllenpossen, Denn in mir ist Jesus Christus, Habe seinen Leib genossen. Spanischem Boden, im Mittelalter, nichts dagegen sagen. Wenn er nun aber den Mönch fortfahren läßt: Christus ist mein Leibgericht, so ist der Ausdruck: Leibgericht, schlechthin frivol und durchSchmeckt viel besser als Leviathan Mit der weißen Knoblauchsauce, Die vielleicht gekocht der Satan. die Gemeinheit des Fanatismus, der hier geschildert werden soll, nicht zu rechtfertigen. -- Man kann von Heine nicht fordern, daß er das Sacrament des Abendmahls zu einem Moment seines eigenen Glaubens mache; allein die Poesie darf von ihm fordern, daß er nicht mit Hohn überschütte, was tausenden der Hörer, an die er sich wendet, heilig ist. Die Trockenheit, die doctrinäre Einfachheit, womit er sich ausspricht, steigern nur die Verletzung. In den Romanzen die Anklage eben ſo geiſtvoll begründeten, als Dupin, Barthe Trotzen kann ich deinen Geiſtern, ſo läßt ſich unter den einmal vorhandenen Umſtänden, aufDeinen dunkeln Höllenpoſſen, Denn in mir iſt Jeſus Chriſtus, Habe ſeinen Leib genoſſen. Spaniſchem Boden, im Mittelalter, nichts dagegen ſagen. Wenn er nun aber den Mönch fortfahren läßt: Chriſtus iſt mein Leibgericht, ſo iſt der Ausdruck: Leibgericht, ſchlechthin frivol und durchSchmeckt viel beſſer als Leviathan Mit der weißen Knoblauchſauce, Die vielleicht gekocht der Satan. die Gemeinheit des Fanatismus, der hier geſchildert werden ſoll, nicht zu rechtfertigen. — Man kann von Heine nicht fordern, daß er das Sacrament des Abendmahls zu einem Moment ſeines eigenen Glaubens mache; allein die Poeſie darf von ihm fordern, daß er nicht mit Hohn überſchütte, was tauſenden der Hörer, an die er ſich wendet, heilig iſt. Die Trockenheit, die doctrinäre Einfachheit, womit er ſich ausſpricht, ſteigern nur die Verletzung. In den Romanzen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0291" n="269"/> die Anklage eben ſo geiſtvoll begründeten, als Dupin, Barthe<lb/> und Berville ihnen, mit der intereſſanteſten Bezugnahme auf<lb/> die Geſchichte der Chanſon in Frankreich, antworteten. Hätten<lb/> wir hier nur den Begriff des Frivolen zu erörtern, ſo würden<lb/> wir nicht ermangeln, näher darauf einzugehen; für uns iſt<lb/> aber das Frivole nur ein Moment in einer viel größern<lb/> Totalität (62). Wir beſchränken uns darauf, durch einige<lb/> Beiſpiele die bisherige Auseinanderſetzung zu illuſtriren. Wenn<lb/><hi rendition="#g">Heine</hi> in ſeinem Gedicht: <hi rendition="#g">Disputation</hi>, den Mönch gegen<lb/> den Rabbi zur Vertheidigung des chriſtlichen Glaubens<lb/> ſagen läßt:<lb/><lg type="poem"><l>Trotzen kann ich deinen Geiſtern,</l><lb/><l>Deinen dunkeln Höllenpoſſen,</l><lb/><l>Denn in mir iſt Jeſus Chriſtus,</l><lb/><l>Habe ſeinen Leib genoſſen.</l><lb/></lg>ſo läßt ſich unter den einmal vorhandenen Umſtänden, auf<lb/> Spaniſchem Boden, im Mittelalter, nichts dagegen ſagen.<lb/> Wenn er nun aber den Mönch fortfahren läßt:<lb/><lg type="poem"><l>Chriſtus iſt mein Leibgericht,</l><lb/><l>Schmeckt viel beſſer als Leviathan</l><lb/><l>Mit der weißen Knoblauchſauce,</l><lb/><l>Die vielleicht gekocht der Satan.</l><lb/></lg>ſo iſt der Ausdruck: Leibgericht, ſchlechthin frivol und durch<lb/> die Gemeinheit des Fanatismus, der hier geſchildert werden<lb/> ſoll, nicht zu rechtfertigen. — Man kann von Heine nicht<lb/> fordern, daß er das Sacrament des Abendmahls zu einem<lb/> Moment ſeines eigenen Glaubens mache; allein die Poeſie<lb/> darf von ihm fordern, daß er nicht mit Hohn überſchütte,<lb/> was tauſenden der Hörer, an die er ſich wendet, heilig iſt.<lb/> Die Trockenheit, die doctrinäre Einfachheit, womit er ſich<lb/> ausſpricht, ſteigern nur die Verletzung. In den Romanzen<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [269/0291]
die Anklage eben ſo geiſtvoll begründeten, als Dupin, Barthe
und Berville ihnen, mit der intereſſanteſten Bezugnahme auf
die Geſchichte der Chanſon in Frankreich, antworteten. Hätten
wir hier nur den Begriff des Frivolen zu erörtern, ſo würden
wir nicht ermangeln, näher darauf einzugehen; für uns iſt
aber das Frivole nur ein Moment in einer viel größern
Totalität (62). Wir beſchränken uns darauf, durch einige
Beiſpiele die bisherige Auseinanderſetzung zu illuſtriren. Wenn
Heine in ſeinem Gedicht: Disputation, den Mönch gegen
den Rabbi zur Vertheidigung des chriſtlichen Glaubens
ſagen läßt:
Trotzen kann ich deinen Geiſtern,
Deinen dunkeln Höllenpoſſen,
Denn in mir iſt Jeſus Chriſtus,
Habe ſeinen Leib genoſſen.
ſo läßt ſich unter den einmal vorhandenen Umſtänden, auf
Spaniſchem Boden, im Mittelalter, nichts dagegen ſagen.
Wenn er nun aber den Mönch fortfahren läßt:
Chriſtus iſt mein Leibgericht,
Schmeckt viel beſſer als Leviathan
Mit der weißen Knoblauchſauce,
Die vielleicht gekocht der Satan.
ſo iſt der Ausdruck: Leibgericht, ſchlechthin frivol und durch
die Gemeinheit des Fanatismus, der hier geſchildert werden
ſoll, nicht zu rechtfertigen. — Man kann von Heine nicht
fordern, daß er das Sacrament des Abendmahls zu einem
Moment ſeines eigenen Glaubens mache; allein die Poeſie
darf von ihm fordern, daß er nicht mit Hohn überſchütte,
was tauſenden der Hörer, an die er ſich wendet, heilig iſt.
Die Trockenheit, die doctrinäre Einfachheit, womit er ſich
ausſpricht, ſteigern nur die Verletzung. In den Romanzen
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