die kleinste Krone. Unser Bild zeigt an einem freistehenden Baume -- er steht in Renthendorf, dem Wohnorte des berühmten Ornithologen Dr. L. Brehm -- das Gegentheil, indem die weitausgreifenden bis tief am Stamme herabgehenden Aeste einen weiten Raum beschirmen.
Schon vom Keimalter an entwickelt die Lärche einen schnellen Wuchs, indem sich Anfangs das Stämmchen auf Kosten der Aeste sehr verlängert, was bei räumlicher Stellung im höheren Alter umgekehrt ist, wie auch unser Bild zeigt. Zeitiger als irgend ein anderes Nadelholz reinigen sich die jungen Lärchenstämmchen, welche übrigens oft älter aussehen, als sie sind, denn sie durchlaufen in der Ebene die Lebensabschnitte des Baumes schneller als in ihrer Alpenheimath. Die Lärche blüht nicht nur häufiger als eine andere Nadelholzart, indem sie in manchen Lagen jedes Jahr wenigstens einige Blüthen und Früchte trägt, sondern sie thut dies, wenigstens in der Ebene, schon in großer Jugend, da man nicht selten 6--8jährige kaum mannshohe Stämmchen mit den prächtigen weiblichen Blüthenzäpfchen geziert findet, neben denen aber dann die männlichen Blüthen oft beinahe ganz fehlen. Die Zapfen solcher frühreifen Pflanzen enthalten aber fast nur tauben Samen.
Mehr als Fichte, Tanne und Kiefer besitzt die Lärche das Ver- mögen, Adventivknospen zu treiben, so daß man nicht selten an dicken Stämmen junge Triebe hervortreten sieht. Vom Vieh oder Wild ver- bissene junge Stämmchen nehmen durch solche Ausschläge oft die Gestalt dichter Büsche an. Den verlorenen Wipfel vermag die Lärche wenigstens bis in das Stangenholzalter leicht durch einen sich aufrichtenden Seiten- trieb zu ersetzen.
Von besonderen Krankheiten und von Insekten leidet die Lärche nicht sehr, außer einem sehr kleinen silbergrauen Schmetterling, der Lärchen- Minirmotte, Tinea laricinella, welche in neuerer Zeit mit der Zunahme des Lärchenanbaus sich in bedrohlicher Weise vermehrt hat. Das fadendünne kaum 2 Linien lange Räupchen ist ein sogenannter Sackträger wie die Kleidermotte, d. h. es steckt fortwährend in einem kleinen vorn offenen Gespinnst und schleppt dieses, indem es zum Laufen nur den Vordertheil des Leibes ausstreckt, überall mit sich herum. Das Räupchen bohrt sich durch die Oberhaut etwas unter der Mitte der Nadel in diese hinein um das Fleisch derselben zu fressen. Die eine Zeit lang rein
die kleinſte Krone. Unſer Bild zeigt an einem freiſtehenden Baume — er ſteht in Renthendorf, dem Wohnorte des berühmten Ornithologen Dr. L. Brehm — das Gegentheil, indem die weitausgreifenden bis tief am Stamme herabgehenden Aeſte einen weiten Raum beſchirmen.
Schon vom Keimalter an entwickelt die Lärche einen ſchnellen Wuchs, indem ſich Anfangs das Stämmchen auf Koſten der Aeſte ſehr verlängert, was bei räumlicher Stellung im höheren Alter umgekehrt iſt, wie auch unſer Bild zeigt. Zeitiger als irgend ein anderes Nadelholz reinigen ſich die jungen Lärchenſtämmchen, welche übrigens oft älter ausſehen, als ſie ſind, denn ſie durchlaufen in der Ebene die Lebensabſchnitte des Baumes ſchneller als in ihrer Alpenheimath. Die Lärche blüht nicht nur häufiger als eine andere Nadelholzart, indem ſie in manchen Lagen jedes Jahr wenigſtens einige Blüthen und Früchte trägt, ſondern ſie thut dies, wenigſtens in der Ebene, ſchon in großer Jugend, da man nicht ſelten 6—8jährige kaum mannshohe Stämmchen mit den prächtigen weiblichen Blüthenzäpfchen geziert findet, neben denen aber dann die männlichen Blüthen oft beinahe ganz fehlen. Die Zapfen ſolcher frühreifen Pflanzen enthalten aber faſt nur tauben Samen.
Mehr als Fichte, Tanne und Kiefer beſitzt die Lärche das Ver- mögen, Adventivknospen zu treiben, ſo daß man nicht ſelten an dicken Stämmen junge Triebe hervortreten ſieht. Vom Vieh oder Wild ver- biſſene junge Stämmchen nehmen durch ſolche Ausſchläge oft die Geſtalt dichter Büſche an. Den verlorenen Wipfel vermag die Lärche wenigſtens bis in das Stangenholzalter leicht durch einen ſich aufrichtenden Seiten- trieb zu erſetzen.
Von beſonderen Krankheiten und von Inſekten leidet die Lärche nicht ſehr, außer einem ſehr kleinen ſilbergrauen Schmetterling, der Lärchen- Minirmotte, Tinea laricinella, welche in neuerer Zeit mit der Zunahme des Lärchenanbaus ſich in bedrohlicher Weiſe vermehrt hat. Das fadendünne kaum 2 Linien lange Räupchen iſt ein ſogenannter Sackträger wie die Kleidermotte, d. h. es ſteckt fortwährend in einem kleinen vorn offenen Geſpinnſt und ſchleppt dieſes, indem es zum Laufen nur den Vordertheil des Leibes ausſtreckt, überall mit ſich herum. Das Räupchen bohrt ſich durch die Oberhaut etwas unter der Mitte der Nadel in dieſe hinein um das Fleiſch derſelben zu freſſen. Die eine Zeit lang rein
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die kleinſte Krone. Unſer Bild zeigt an einem freiſtehenden Baume —
er ſteht in Renthendorf, dem Wohnorte des berühmten Ornithologen
Dr. L. Brehm — das Gegentheil, indem die weitausgreifenden bis tief
am Stamme herabgehenden Aeſte einen weiten Raum beſchirmen.
Schon vom Keimalter an entwickelt die Lärche einen ſchnellen Wuchs,
indem ſich Anfangs das Stämmchen auf Koſten der Aeſte ſehr verlängert,
was bei räumlicher Stellung im höheren Alter umgekehrt iſt, wie auch
unſer Bild zeigt. Zeitiger als irgend ein anderes Nadelholz reinigen
ſich die jungen Lärchenſtämmchen, welche übrigens oft älter ausſehen, als
ſie ſind, denn ſie durchlaufen in der Ebene die Lebensabſchnitte des
Baumes ſchneller als in ihrer Alpenheimath. Die Lärche blüht nicht nur
häufiger als eine andere Nadelholzart, indem ſie in manchen Lagen jedes
Jahr wenigſtens einige Blüthen und Früchte trägt, ſondern ſie thut dies,
wenigſtens in der Ebene, ſchon in großer Jugend, da man nicht ſelten
6—8jährige kaum mannshohe Stämmchen mit den prächtigen weiblichen
Blüthenzäpfchen geziert findet, neben denen aber dann die männlichen
Blüthen oft beinahe ganz fehlen. Die Zapfen ſolcher frühreifen Pflanzen
enthalten aber faſt nur tauben Samen.
Mehr als Fichte, Tanne und Kiefer beſitzt die Lärche das Ver-
mögen, Adventivknospen zu treiben, ſo daß man nicht ſelten an dicken
Stämmen junge Triebe hervortreten ſieht. Vom Vieh oder Wild ver-
biſſene junge Stämmchen nehmen durch ſolche Ausſchläge oft die Geſtalt
dichter Büſche an. Den verlorenen Wipfel vermag die Lärche wenigſtens
bis in das Stangenholzalter leicht durch einen ſich aufrichtenden Seiten-
trieb zu erſetzen.
Von beſonderen Krankheiten und von Inſekten leidet die Lärche nicht
ſehr, außer einem ſehr kleinen ſilbergrauen Schmetterling, der Lärchen-
Minirmotte, Tinea laricinella, welche in neuerer Zeit mit der
Zunahme des Lärchenanbaus ſich in bedrohlicher Weiſe vermehrt hat. Das
fadendünne kaum 2 Linien lange Räupchen iſt ein ſogenannter Sackträger
wie die Kleidermotte, d. h. es ſteckt fortwährend in einem kleinen vorn
offenen Geſpinnſt und ſchleppt dieſes, indem es zum Laufen nur den
Vordertheil des Leibes ausſtreckt, überall mit ſich herum. Das Räupchen
bohrt ſich durch die Oberhaut etwas unter der Mitte der Nadel in dieſe
hinein um das Fleiſch derſelben zu freſſen. Die eine Zeit lang rein
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/374>, abgerufen am 23.12.2024.
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