Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
und der Hertzog von Buckingham.
Ach! sprach er, wie unaussprechlich ist die
Grösse meiner Pein!

Und die Schmertzen in dem Hertzen wollen
nicht getröstet seyn.

Saget mir, ihr stillen Wälder, wie wird
meine Noth gestillt,

Und das Wünschen meiner Seele endlich
doch einmal erfüllt?

Doch ich klage keinesweges meiner Schö-
nen Unrecht an,

Das sie durch viel Grausamkeiten meiner
Liebe angethan.

Nicht sie, mein Verhängniß ist es, so mir
diese Quaal gebiehrt,

Und mein abgezehrtes Leben vor der Zeit
zu Grabe führt.

Meine Seel gibt ihrer Seele keine falsche
Untreu schuld,

Und erträget alles Leiden in der Stille
mit Gedult:

Denn es ist ein Erb-Gebrechen, den das
weibliche Geschlecht

Von der Mütter Brüsten sauget; also bin
ich viel zu schlecht,

Der Natur zu widerstreben: Jhre Treue
gälte mehr,

Wenn nicht dieses aller Weiber Proprium
und Fehler wär.

Also schleppet sich mein Leben mit dem
Lieben biß ins Grab,

Weil ich doch auf dieser Erden keinen
Trost mehr übrig hab.

Keine
G 5
und der Hertzog von Buckingham.
Ach! ſprach er, wie unausſprechlich iſt die
Groͤſſe meiner Pein!

Und die Schmertzen in dem Hertzen wollen
nicht getroͤſtet ſeyn.

Saget mir, ihr ſtillen Waͤlder, wie wird
meine Noth geſtillt,

Und das Wuͤnſchen meiner Seele endlich
doch einmal erfuͤllt?

Doch ich klage keinesweges meiner Schoͤ-
nen Unrecht an,

Das ſie durch viel Grauſamkeiten meiner
Liebe angethan.

Nicht ſie, mein Verhaͤngniß iſt es, ſo mir
dieſe Quaal gebiehrt,

Und mein abgezehrtes Leben vor der Zeit
zu Grabe fuͤhrt.

Meine Seel gibt ihrer Seele keine falſche
Untreu ſchuld,

Und ertraͤget alles Leiden in der Stille
mit Gedult:

Denn es iſt ein Erb-Gebrechen, den das
weibliche Geſchlecht

Von der Muͤtter Bruͤſten ſauget; alſo bin
ich viel zu ſchlecht,

Der Natur zu widerſtreben: Jhre Treue
gaͤlte mehr,

Wenn nicht dieſes aller Weiber Proprium
und Fehler waͤr.

Alſo ſchleppet ſich mein Leben mit dem
Lieben biß ins Grab,

Weil ich doch auf dieſer Erden keinen
Troſt mehr uͤbrig hab.

Keine
G 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <cit>
            <quote>
              <lg rendition="#fr" type="poem">
                <pb facs="#f0125" n="105"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">und der Hertzog von <hi rendition="#aq">Buckingham.</hi></hi> </fw><lb/>
                <l>Ach! &#x017F;prach er, wie unaus&#x017F;prechlich i&#x017F;t die<lb/><hi rendition="#et">Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e meiner Pein!</hi></l><lb/>
                <l>Und die Schmertzen in dem Hertzen wollen<lb/><hi rendition="#et">nicht getro&#x0364;&#x017F;tet &#x017F;eyn.</hi></l><lb/>
                <l>Saget mir, ihr &#x017F;tillen Wa&#x0364;lder, wie wird<lb/><hi rendition="#et">meine Noth ge&#x017F;tillt,</hi></l><lb/>
                <l>Und das Wu&#x0364;n&#x017F;chen meiner Seele endlich<lb/><hi rendition="#et">doch einmal erfu&#x0364;llt?</hi></l><lb/>
                <l>Doch ich klage keinesweges meiner Scho&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">nen Unrecht an,</hi></l><lb/>
                <l>Das &#x017F;ie durch viel Grau&#x017F;amkeiten meiner<lb/><hi rendition="#et">Liebe angethan.</hi></l><lb/>
                <l>Nicht &#x017F;ie, mein Verha&#x0364;ngniß i&#x017F;t es, &#x017F;o mir<lb/><hi rendition="#et">die&#x017F;e Quaal gebiehrt,</hi></l><lb/>
                <l>Und mein abgezehrtes Leben vor der Zeit<lb/><hi rendition="#et">zu Grabe fu&#x0364;hrt.</hi></l><lb/>
                <l>Meine Seel gibt ihrer Seele keine fal&#x017F;che<lb/><hi rendition="#et">Untreu &#x017F;chuld,</hi></l><lb/>
                <l>Und ertra&#x0364;get alles Leiden in der Stille<lb/><hi rendition="#et">mit Gedult:</hi></l><lb/>
                <l>Denn es i&#x017F;t ein Erb-Gebrechen, den das<lb/><hi rendition="#et">weibliche Ge&#x017F;chlecht</hi></l><lb/>
                <l>Von der Mu&#x0364;tter Bru&#x0364;&#x017F;ten &#x017F;auget; al&#x017F;o bin<lb/><hi rendition="#et">ich viel zu &#x017F;chlecht,</hi></l><lb/>
                <l>Der Natur zu wider&#x017F;treben: Jhre Treue<lb/><hi rendition="#et">ga&#x0364;lte mehr,</hi></l><lb/>
                <l>Wenn nicht die&#x017F;es aller Weiber <hi rendition="#aq">Proprium</hi><lb/><hi rendition="#et">und Fehler wa&#x0364;r.</hi></l><lb/>
                <l>Al&#x017F;o &#x017F;chleppet &#x017F;ich mein Leben mit dem<lb/><hi rendition="#et">Lieben biß ins Grab,</hi></l><lb/>
                <l>Weil ich doch auf die&#x017F;er Erden keinen<lb/><hi rendition="#et">Tro&#x017F;t mehr u&#x0364;brig hab.</hi></l><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">G 5</fw>
                <fw place="bottom" type="catch">Keine</fw><lb/>
              </lg>
            </quote>
          </cit>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0125] und der Hertzog von Buckingham. Ach! ſprach er, wie unausſprechlich iſt die Groͤſſe meiner Pein! Und die Schmertzen in dem Hertzen wollen nicht getroͤſtet ſeyn. Saget mir, ihr ſtillen Waͤlder, wie wird meine Noth geſtillt, Und das Wuͤnſchen meiner Seele endlich doch einmal erfuͤllt? Doch ich klage keinesweges meiner Schoͤ- nen Unrecht an, Das ſie durch viel Grauſamkeiten meiner Liebe angethan. Nicht ſie, mein Verhaͤngniß iſt es, ſo mir dieſe Quaal gebiehrt, Und mein abgezehrtes Leben vor der Zeit zu Grabe fuͤhrt. Meine Seel gibt ihrer Seele keine falſche Untreu ſchuld, Und ertraͤget alles Leiden in der Stille mit Gedult: Denn es iſt ein Erb-Gebrechen, den das weibliche Geſchlecht Von der Muͤtter Bruͤſten ſauget; alſo bin ich viel zu ſchlecht, Der Natur zu widerſtreben: Jhre Treue gaͤlte mehr, Wenn nicht dieſes aller Weiber Proprium und Fehler waͤr. Alſo ſchleppet ſich mein Leben mit dem Lieben biß ins Grab, Weil ich doch auf dieſer Erden keinen Troſt mehr uͤbrig hab. Keine G 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/125
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/125>, abgerufen am 21.11.2024.