Keine Schönheit kan ich finden, die mich so empfindlich rührt, Oder für die herben Schmertzen eine Pa- nace gebiehrt. Es wird meine krancke Seele durch den Wechsel nicht geheilt, Weil sie der, um die mich quäle, biß in Tod entgegen eilt. Diamanten können brechen; aber meine Treue nicht: Denn sie bleibet ohne Ende auf das erste Ziel gericht. Nun die Hoffnung ist gestorben, und ich leb im Witwer-Stand, Unterdessen geht Verzweifflung mir statt einer Frau zur Hand! Also seufftzete der Schäfer, biß ihn seine Mattigkeit Einem Schlummer überliesse; Doch es wehrte kurtze Zeit, So verschwand im Augenblicke süsser Träume Schatten-Werck, Und die Hencker seiner Ruhe kriegten viel- mehr neue Stärck: Denn er gleichte einem Sclaven, den man von Galeeren nimmt, Und noch zu weit ärgern Schmertzen grau- samer Tortur bestimmt.
Diese Verse hintertrieben der Madame Cosens ihre Reise keinesweges; sondern sie begab sich mit ihrem Manne aufs Land, der sie daselbsten mit sol-
cher
Madame Coſens,
Keine Schoͤnheit kan ich finden, die mich ſo empfindlich ruͤhrt, Oder fuͤr die herben Schmertzen eine Pa- nacé gebiehrt. Es wird meine krancke Seele durch den Wechſel nicht geheilt, Weil ſie der, um die mich quaͤle, biß in Tod entgegen eilt. Diamanten koͤnnen brechen; aber meine Treue nicht: Denn ſie bleibet ohne Ende auf das erſte Ziel gericht. Nun die Hoffnung iſt geſtorben, und ich leb im Witwer-Stand, Unterdeſſen geht Verzweifflung mir ſtatt einer Frau zur Hand! Alſo ſeufftzete der Schaͤfer, biß ihn ſeine Mattigkeit Einem Schlummer uͤberlieſſe; Doch es wehrte kurtze Zeit, So verſchwand im Augenblicke ſuͤſſer Traͤume Schatten-Werck, Und die Hencker ſeiner Ruhe kriegten viel- mehr neue Staͤrck: Denn er gleichte einem Sclaven, den man von Galeeren nimmt, Und noch zu weit aͤrgern Schmertzen grau- ſamer Tortur beſtimmt.
Dieſe Verſe hintertrieben der Madame Coſens ihre Reiſe keinesweges; ſondern ſie begab ſich mit ihrem Manne aufs Land, der ſie daſelbſten mit ſol-
cher
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Madame Coſens,
Keine Schoͤnheit kan ich finden, die mich
ſo empfindlich ruͤhrt,
Oder fuͤr die herben Schmertzen eine Pa-
nacé gebiehrt.
Es wird meine krancke Seele durch den
Wechſel nicht geheilt,
Weil ſie der, um die mich quaͤle, biß in Tod
entgegen eilt.
Diamanten koͤnnen brechen; aber meine
Treue nicht:
Denn ſie bleibet ohne Ende auf das erſte
Ziel gericht.
Nun die Hoffnung iſt geſtorben, und ich
leb im Witwer-Stand,
Unterdeſſen geht Verzweifflung mir ſtatt
einer Frau zur Hand!
Alſo ſeufftzete der Schaͤfer, biß ihn ſeine
Mattigkeit
Einem Schlummer uͤberlieſſe; Doch es
wehrte kurtze Zeit,
So verſchwand im Augenblicke ſuͤſſer
Traͤume Schatten-Werck,
Und die Hencker ſeiner Ruhe kriegten viel-
mehr neue Staͤrck:
Denn er gleichte einem Sclaven, den man
von Galeeren nimmt,
Und noch zu weit aͤrgern Schmertzen grau-
ſamer Tortur beſtimmt.
Dieſe Verſe hintertrieben der Madame Coſens
ihre Reiſe keinesweges; ſondern ſie begab ſich mit
ihrem Manne aufs Land, der ſie daſelbſten mit ſol-
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/126>, abgerufen am 18.12.2024.
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