Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Philogines und Meretricia. Seite leget, so versichere sie, daß ihr Wohl-stand befestiget sey. Sie weiß, Madame, fügte er hinzu, was massen ich iederzeit ihr Freund gewesen, und mir ein Vergnü- gen daraus gemachet, wenn ihr einigen Dienst erweisen können. Gleich wie ich nun darfür halte, daß sie von der Wahr- heit dessen sattsam überzeuget sey; also bitte demjenigen, was ich ihr ietzo sagen will, ein wenig Gehör zu verstatten. Es befindet sich ein ansehnlicher Herr in die- ser Stadt, der ein Mensch von sonderba- rer Aufrichtigkeit ist, und jährlich ein Vermögen von 5000. Pfunden zu ge- niessen hat: Sie hat ihn bereits in die- sem Hause gesehen und kennet ihn sehr wohl; Der liebet ihre Tochter aufs heff- tigste; Und ist nichts auf der Welt, das er sich, ihre Gegen-Liebe zu erlangen, sollte zu unternehmen verdrüssen lassen. Kurtz, ich kan ihr die Versicherung geben, daß sein Absehen honnet und unver- brüchlich ist, und er in der That wünschet, die schöne Meretricia als seinen Schatz zu besitzen. Jmmittelst verlanget er nur so viel, daß sie ihm erlauben mögen, in ihr Hauß zu kommen und ihrer Tochter die Hefftigkeit seiner Neigung zu entde- cken. U 3
Philogines und Meretricia. Seite leget, ſo verſichere ſie, daß ihr Wohl-ſtand befeſtiget ſey. Sie weiß, Madame, fuͤgte er hinzu, was maſſen ich iederzeit ihr Freund geweſen, und mir ein Vergnuͤ- gen daraus gemachet, wenn ihr einigen Dienſt erweiſen koͤnnen. Gleich wie ich nun darfuͤr halte, daß ſie von der Wahr- heit deſſen ſattſam uͤberzeuget ſey; alſo bitte demjenigen, was ich ihr ietzo ſagen will, ein wenig Gehoͤr zu verſtatten. Es befindet ſich ein anſehnlicher Herr in die- ſer Stadt, der ein Menſch von ſonderba- rer Aufrichtigkeit iſt, und jaͤhrlich ein Vermoͤgen von 5000. Pfunden zu ge- nieſſen hat: Sie hat ihn bereits in die- ſem Hauſe geſehen und kennet ihn ſehr wohl; Der liebet ihre Tochter aufs heff- tigſte; Und iſt nichts auf der Welt, das er ſich, ihre Gegen-Liebe zu erlangen, ſollte zu unternehmen verdruͤſſen laſſen. Kurtz, ich kan ihr die Verſicherung geben, daß ſein Abſehen honnet und unver- bruͤchlich iſt, und er in der That wuͤnſchet, die ſchoͤne Meretricia als ſeinen Schatz zu beſitzen. Jmmittelſt verlanget er nur ſo viel, daß ſie ihm erlauben moͤgen, in ihr Hauß zu kommen und ihrer Tochter die Hefftigkeit ſeiner Neigung zu entde- cken. U 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0329" n="309"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Philogines</hi> und <hi rendition="#aq">Meretricia.</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Seite leget, ſo verſichere ſie, daß ihr Wohl-<lb/> ſtand befeſtiget ſey. Sie weiß,</hi><hi rendition="#aq">Madame,</hi><lb/> fuͤgte er hinzu, <hi rendition="#fr">was maſſen ich iederzeit ihr<lb/> Freund geweſen, und mir ein Vergnuͤ-<lb/> gen daraus gemachet, wenn ihr einigen<lb/> Dienſt erweiſen koͤnnen. Gleich wie ich<lb/> nun darfuͤr halte, daß ſie von der Wahr-<lb/> heit deſſen ſattſam uͤberzeuget ſey; alſo<lb/> bitte demjenigen, was ich ihr ietzo ſagen<lb/> will, ein wenig Gehoͤr zu verſtatten. Es<lb/> befindet ſich ein anſehnlicher Herr in die-<lb/> ſer Stadt, der ein Menſch von ſonderba-<lb/> rer Aufrichtigkeit iſt, und jaͤhrlich ein<lb/> Vermoͤgen von 5000. Pfunden zu ge-<lb/> nieſſen hat: Sie hat ihn bereits in die-<lb/> ſem Hauſe geſehen und kennet ihn ſehr<lb/> wohl; Der liebet ihre Tochter aufs heff-<lb/> tigſte; Und iſt nichts auf der Welt, das<lb/> er ſich, ihre Gegen-Liebe zu erlangen,<lb/> ſollte zu unternehmen verdruͤſſen laſſen.<lb/> Kurtz, ich kan ihr die Verſicherung geben,<lb/> daß ſein Abſehen</hi> <hi rendition="#aq">honnet</hi> <hi rendition="#fr">und unver-<lb/> bruͤchlich iſt, und er in der That wuͤnſchet,<lb/> die ſchoͤne</hi> <hi rendition="#aq">Meretricia</hi> <hi rendition="#fr">als ſeinen Schatz zu<lb/> beſitzen. Jmmittelſt verlanget er nur<lb/> ſo viel, daß ſie ihm erlauben moͤgen, in<lb/> ihr Hauß zu kommen und ihrer Tochter<lb/> die Hefftigkeit ſeiner Neigung zu entde-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">U 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">cken.</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [309/0329]
Philogines und Meretricia.
Seite leget, ſo verſichere ſie, daß ihr Wohl-
ſtand befeſtiget ſey. Sie weiß, Madame,
fuͤgte er hinzu, was maſſen ich iederzeit ihr
Freund geweſen, und mir ein Vergnuͤ-
gen daraus gemachet, wenn ihr einigen
Dienſt erweiſen koͤnnen. Gleich wie ich
nun darfuͤr halte, daß ſie von der Wahr-
heit deſſen ſattſam uͤberzeuget ſey; alſo
bitte demjenigen, was ich ihr ietzo ſagen
will, ein wenig Gehoͤr zu verſtatten. Es
befindet ſich ein anſehnlicher Herr in die-
ſer Stadt, der ein Menſch von ſonderba-
rer Aufrichtigkeit iſt, und jaͤhrlich ein
Vermoͤgen von 5000. Pfunden zu ge-
nieſſen hat: Sie hat ihn bereits in die-
ſem Hauſe geſehen und kennet ihn ſehr
wohl; Der liebet ihre Tochter aufs heff-
tigſte; Und iſt nichts auf der Welt, das
er ſich, ihre Gegen-Liebe zu erlangen,
ſollte zu unternehmen verdruͤſſen laſſen.
Kurtz, ich kan ihr die Verſicherung geben,
daß ſein Abſehen honnet und unver-
bruͤchlich iſt, und er in der That wuͤnſchet,
die ſchoͤne Meretricia als ſeinen Schatz zu
beſitzen. Jmmittelſt verlanget er nur
ſo viel, daß ſie ihm erlauben moͤgen, in
ihr Hauß zu kommen und ihrer Tochter
die Hefftigkeit ſeiner Neigung zu entde-
cken.
U 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |