Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Der Hertzog von York, da denn diese Herren bey ihrem Weggehen denenDamoisellen die Hände nochmals küßten und ihnen ihre Höflichkeit mit denen gütigsten Erklä- rungen, welche die Liebe selbsten nicht besser vorbrin- gen können, zu erkennen gaben: Dahero will ich dem Leser zu bedencken überlassen, ob diese fürwitzige Weibs-Bilder ihre Ehre hierbey verletzet oder nicht; Doch dem sey wie ihm wolle: Die Fran- tzösische Damoiselle, welche der Madame Ogles Frau Wirthin Tochter war, bekam ihren Galan zur Ehe, und traff eine gute Parthie mit ihm; Jhre Gespielin aber hielte es nicht für rath- sam, ihr Glücke länger in Franckreich zu suchen, sondern gieng nach Engeland über, und hatte das Glück (wie oben berührt worden) des Königs sei- nes Herrn Bruders Maitresse zu werden. Nachdem sie zu dieser Ehren-Stelle erhöhet An-
Der Hertzog von York, da denn dieſe Herren bey ihrem Weggehen denenDamoiſellen die Haͤnde nochmals kuͤßten und ihnen ihre Hoͤflichkeit mit denen guͤtigſten Erklaͤ- rungen, welche die Liebe ſelbſten nicht beſſer vorbrin- gen koͤnnen, zu erkennen gaben: Dahero will ich dem Leſer zu bedencken uͤberlaſſen, ob dieſe fuͤrwitzige Weibs-Bilder ihre Ehre hierbey verletzet oder nicht; Doch dem ſey wie ihm wolle: Die Fran- tzoͤſiſche Damoiſelle, welche der Madame Ogles Frau Wirthin Tochter war, bekam ihren Galan zur Ehe, und traff eine gute Parthie mit ihm; Jhre Geſpielin aber hielte es nicht fuͤr rath- ſam, ihr Gluͤcke laͤnger in Franckreich zu ſuchen, ſondern gieng nach Engeland uͤber, und hatte das Gluͤck (wie oben beruͤhrt worden) des Koͤnigs ſei- nes Herrn Bruders Maitreſſe zu werden. Nachdem ſie zu dieſer Ehren-Stelle erhoͤhet An-
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Der Hertzog von York,
da denn dieſe Herren bey ihrem Weggehen denen
Damoiſellen die Haͤnde nochmals kuͤßten und
ihnen ihre Hoͤflichkeit mit denen guͤtigſten Erklaͤ-
rungen, welche die Liebe ſelbſten nicht beſſer vorbrin-
gen koͤnnen, zu erkennen gaben: Dahero will ich
dem Leſer zu bedencken uͤberlaſſen, ob dieſe fuͤrwitzige
Weibs-Bilder ihre Ehre hierbey verletzet oder
nicht; Doch dem ſey wie ihm wolle: Die Fran-
tzoͤſiſche Damoiſelle, welche der Madame
Ogles Frau Wirthin Tochter war, bekam ihren
Galan zur Ehe, und traff eine gute Parthie mit
ihm; Jhre Geſpielin aber hielte es nicht fuͤr rath-
ſam, ihr Gluͤcke laͤnger in Franckreich zu ſuchen,
ſondern gieng nach Engeland uͤber, und hatte das
Gluͤck (wie oben beruͤhrt worden) des Koͤnigs ſei-
nes Herrn Bruders Maitreſſe zu werden.
Nachdem ſie zu dieſer Ehren-Stelle erhoͤhet
worden, wurde ſie von ihrem Bruder, Jacob Ogle,
den ſie unter die Leib-Guarde angeholffen, con-
tinuirlich geplaget, um ihme mit Gelde auszu-
helffen. Als er aber eines Morgens nach ihrem
Hauſe gienge, ſeinen ausgefegten Beutel und Ta-
ſchen wiederum zu recrutiren, und von denen
Thor-Huͤtern, denen er nicht ſeltzam war, in ſeiner
Schweſter Kammer hinein gelaſſen wurde, mit
welcher der Hertzog von York gleich damals im
Bette lag, allwo er noch feſte ſchlieff, vermeldete ſie
ihm zwar mit leiſer Stimme, ſie wollte ihm auf ſein
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