Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und Madame Ogle.
Ansuchen, so bald als sie aufgestanden, Bescheid er-
theilen, er sollte nur um Mittag wieder kommen,
womit sie also die Vorhänge wieder zuzog; Allein,
obgleich Bruder Jacob erst mit diesem Verspre-
chen zufrieden zu seyn schiene; so hatte er doch nicht
so viele Gedult, biß auf bestimmte Zeit zu warten,
und also schlich er sich sachte hin zum Tische, und
nahm des Hertzogs Kleider alle hinweg, nebst
Sterne, Ordens-Band, und allem, was ihm nur
zu Händen kam, und gieng glücklich und mit gros-
sem Vergnügen hinweg, zumal da er in des Her-
tzogs Bein-Kleidern eine güldene Uhr nebst einer
grossen Quantität Guineas fande. Als der
Hertzog aufstehen wollte, und seine Kleider vermis-
sete, wurde ein grosser Aufruhr im Hause; Weil
aber die Diener darthaten, daß sie niemand als
Mons. Ogle haben könnte, sahe sich Seine Ho-
heit genöthiget, andere holen zu lassen; Und nach-
dem er sich angekleidet, schied er wegen des ihm zu-
gefügten Affronts in grossem Zorne von Mada-
me Ogle.

Eine Weile darnach geschahe es, daß, als der
Hertzog von York in der Mall in St. Jacobs-
Park
spatzieren gieng, er den Ogle von ferne ge-
wahr wurde, der seine Kleider aufm Leibe trug, als
welche er hatte ändern und sich gerecht machen las-
sen; Alsofort verliessen Seine Hoheit ihre Edel-

leute,

und Madame Ogle.
Anſuchen, ſo bald als ſie aufgeſtanden, Beſcheid er-
theilen, er ſollte nur um Mittag wieder kommen,
womit ſie alſo die Vorhaͤnge wieder zuzog; Allein,
obgleich Bruder Jacob erſt mit dieſem Verſpre-
chen zufrieden zu ſeyn ſchiene; ſo hatte er doch nicht
ſo viele Gedult, biß auf beſtimmte Zeit zu warten,
und alſo ſchlich er ſich ſachte hin zum Tiſche, und
nahm des Hertzogs Kleider alle hinweg, nebſt
Sterne, Ordens-Band, und allem, was ihm nur
zu Haͤnden kam, und gieng gluͤcklich und mit groſ-
ſem Vergnuͤgen hinweg, zumal da er in des Her-
tzogs Bein-Kleidern eine guͤldene Uhr nebſt einer
groſſen Quantitaͤt Guineas fande. Als der
Hertzog aufſtehen wollte, und ſeine Kleider vermiſ-
ſete, wurde ein groſſer Aufruhr im Hauſe; Weil
aber die Diener darthaten, daß ſie niemand als
Monſ. Ogle haben koͤnnte, ſahe ſich Seine Ho-
heit genoͤthiget, andere holen zu laſſen; Und nach-
dem er ſich angekleidet, ſchied er wegen des ihm zu-
gefuͤgten Affronts in groſſem Zorne von Mada-
me Ogle.

Eine Weile darnach geſchahe es, daß, als der
Hertzog von York in der Mall in St. Jacobs-
Park
ſpatzieren gieng, er den Ogle von ferne ge-
wahr wurde, der ſeine Kleider aufm Leibe trug, als
welche er hatte aͤndern und ſich gerecht machen laſ-
ſen; Alſofort verlieſſen Seine Hoheit ihre Edel-

leute,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0401" n="381"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Madame Ogle.</hi></hi></fw><lb/>
An&#x017F;uchen, &#x017F;o bald als &#x017F;ie aufge&#x017F;tanden, Be&#x017F;cheid er-<lb/>
theilen, er &#x017F;ollte nur um Mittag wieder kommen,<lb/>
womit &#x017F;ie al&#x017F;o die Vorha&#x0364;nge wieder zuzog; Allein,<lb/>
obgleich Bruder <hi rendition="#aq">Jacob</hi> er&#x017F;t mit die&#x017F;em Ver&#x017F;pre-<lb/>
chen zufrieden zu &#x017F;eyn &#x017F;chiene; &#x017F;o hatte er doch nicht<lb/>
&#x017F;o viele Gedult, biß auf be&#x017F;timmte Zeit zu warten,<lb/>
und al&#x017F;o &#x017F;chlich er &#x017F;ich &#x017F;achte hin zum Ti&#x017F;che, und<lb/>
nahm des Hertzogs Kleider alle hinweg, neb&#x017F;t<lb/>
Sterne, Ordens-Band, und allem, was ihm nur<lb/>
zu Ha&#x0364;nden kam, und gieng glu&#x0364;cklich und mit gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;em Vergnu&#x0364;gen hinweg, zumal da er in des Her-<lb/>
tzogs Bein-Kleidern eine gu&#x0364;ldene Uhr neb&#x017F;t einer<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Quanti</hi>ta&#x0364;t <hi rendition="#aq">Guineas</hi> fande. Als der<lb/>
Hertzog auf&#x017F;tehen wollte, und &#x017F;eine Kleider vermi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ete, wurde ein gro&#x017F;&#x017F;er Aufruhr im Hau&#x017F;e; Weil<lb/>
aber die Diener darthaten, daß &#x017F;ie niemand als<lb/><hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Ogle</hi> haben ko&#x0364;nnte, &#x017F;ahe &#x017F;ich Seine Ho-<lb/>
heit geno&#x0364;thiget, andere holen zu la&#x017F;&#x017F;en; Und nach-<lb/>
dem er &#x017F;ich angekleidet, &#x017F;chied er wegen des ihm zu-<lb/>
gefu&#x0364;gten <hi rendition="#aq">Affront</hi>s in gro&#x017F;&#x017F;em Zorne von <hi rendition="#aq">Mada-<lb/>
me Ogle.</hi></p><lb/>
          <p>Eine Weile darnach ge&#x017F;chahe es, daß, als der<lb/>
Hertzog von <hi rendition="#aq">York</hi> in der <hi rendition="#aq">Mall</hi> in <hi rendition="#aq">St. Jacobs-<lb/>
Park</hi> &#x017F;patzieren gieng, er den <hi rendition="#aq">Ogle</hi> von ferne ge-<lb/>
wahr wurde, der &#x017F;eine Kleider aufm Leibe trug, als<lb/>
welche er hatte a&#x0364;ndern und &#x017F;ich gerecht machen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en; Al&#x017F;ofort verlie&#x017F;&#x017F;en Seine Hoheit ihre Edel-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">leute,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[381/0401] und Madame Ogle. Anſuchen, ſo bald als ſie aufgeſtanden, Beſcheid er- theilen, er ſollte nur um Mittag wieder kommen, womit ſie alſo die Vorhaͤnge wieder zuzog; Allein, obgleich Bruder Jacob erſt mit dieſem Verſpre- chen zufrieden zu ſeyn ſchiene; ſo hatte er doch nicht ſo viele Gedult, biß auf beſtimmte Zeit zu warten, und alſo ſchlich er ſich ſachte hin zum Tiſche, und nahm des Hertzogs Kleider alle hinweg, nebſt Sterne, Ordens-Band, und allem, was ihm nur zu Haͤnden kam, und gieng gluͤcklich und mit groſ- ſem Vergnuͤgen hinweg, zumal da er in des Her- tzogs Bein-Kleidern eine guͤldene Uhr nebſt einer groſſen Quantitaͤt Guineas fande. Als der Hertzog aufſtehen wollte, und ſeine Kleider vermiſ- ſete, wurde ein groſſer Aufruhr im Hauſe; Weil aber die Diener darthaten, daß ſie niemand als Monſ. Ogle haben koͤnnte, ſahe ſich Seine Ho- heit genoͤthiget, andere holen zu laſſen; Und nach- dem er ſich angekleidet, ſchied er wegen des ihm zu- gefuͤgten Affronts in groſſem Zorne von Mada- me Ogle. Eine Weile darnach geſchahe es, daß, als der Hertzog von York in der Mall in St. Jacobs- Park ſpatzieren gieng, er den Ogle von ferne ge- wahr wurde, der ſeine Kleider aufm Leibe trug, als welche er hatte aͤndern und ſich gerecht machen laſ- ſen; Alſofort verlieſſen Seine Hoheit ihre Edel- leute,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/401
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/401>, abgerufen am 22.11.2024.