Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Der Lord Cutts, auflauret biß um Mitkernacht, so werdetihr meine Tochter nicht zu sehen bekom- men. Hier bemühete sich der Ritter, sie ein we- nig zu begütigen, und vermeldete ihr, was massen, seines Erachteus, dieses ein gar unzeitiges Expo- stuliren wäre, sintemal ihm ihre Tochter allbereit die Ehe versprochen, ihm auch von ihr und ihrem Manne zeithero der Zutritt verstattet, und er von beyden encouragiret worden, um dieses Verspre- chen anzuhalten; Allein sie wollte in ihrem Gesprä- che nicht ein Haar breit nachgeben, sondern fuhr auf diese Weise fort: Jch bitte euch darum, sagt mir hiervon nichts! Jhr habt weder Theil noch Recht an ihr, und ich frage nicht einen Pfifferling nach euerm Ver- sprechen; Sondern ihr traget den Teuf- fel statt einer Zunge im Maul, und habt mir mein Kind betrogen und verführet! Denn mein Mann hat mich wohl 3. Jah- re caressiret, ehe er mir diese Frage zuge- muthet. Der Ritter erschrack über ihren abgeschmackten geben,
Der Lord Cutts, auflauret biß um Mitkernacht, ſo werdetihr meine Tochter nicht zu ſehen bekom- men. Hier bemuͤhete ſich der Ritter, ſie ein we- nig zu beguͤtigen, und vermeldete ihr, was maſſen, ſeines Erachteus, dieſes ein gar unzeitiges Expo- ſtuliren waͤre, ſintemal ihm ihre Tochter allbereit die Ehe verſprochen, ihm auch von ihr und ihrem Manne zeithero der Zutritt verſtattet, und er von beyden encouragiret worden, um dieſes Verſpre- chen anzuhalten; Allein ſie wollte in ihrem Geſpraͤ- che nicht ein Haar breit nachgeben, ſondern fuhr auf dieſe Weiſe fort: Jch bitte euch darum, ſagt mir hiervon nichts! Jhr habt weder Theil noch Recht an ihr, und ich frage nicht einen Pfifferling nach euerm Ver- ſprechen; Sondern ihr traget den Teuf- fel ſtatt einer Zunge im Maul, und habt mir mein Kind betrogen und verfuͤhret! Denn mein Mann hat mich wohl 3. Jah- re careſſiret, ehe er mir dieſe Frage zuge- muthet. Der Ritter erſchrack uͤber ihren abgeſchmackten geben,
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Der Lord Cutts,
auflauret biß um Mitkernacht, ſo werdet
ihr meine Tochter nicht zu ſehen bekom-
men. Hier bemuͤhete ſich der Ritter, ſie ein we-
nig zu beguͤtigen, und vermeldete ihr, was maſſen,
ſeines Erachteus, dieſes ein gar unzeitiges Expo-
ſtuliren waͤre, ſintemal ihm ihre Tochter allbereit
die Ehe verſprochen, ihm auch von ihr und ihrem
Manne zeithero der Zutritt verſtattet, und er von
beyden encouragiret worden, um dieſes Verſpre-
chen anzuhalten; Allein ſie wollte in ihrem Geſpraͤ-
che nicht ein Haar breit nachgeben, ſondern fuhr auf
dieſe Weiſe fort: Jch bitte euch darum, ſagt
mir hiervon nichts! Jhr habt weder
Theil noch Recht an ihr, und ich frage
nicht einen Pfifferling nach euerm Ver-
ſprechen; Sondern ihr traget den Teuf-
fel ſtatt einer Zunge im Maul, und habt
mir mein Kind betrogen und verfuͤhret!
Denn mein Mann hat mich wohl 3. Jah-
re careſſiret, ehe er mir dieſe Frage zuge-
muthet.
Der Ritter erſchrack uͤber ihren abgeſchmackten
Miſchmaſch, und bath, ſie moͤchte ihm zu reden er-
lauben; Er ſtellte ihr auch vor, daß, wenn iemand
ihr Kind hinter das Licht gefuͤhret, welches er doch
nicht glauben koͤnnte, es keine andere Seele, als ihr
Mann und ſie ſelbſten, geweſen ſeyn muͤſte: maſſen
er ihr niemals perſoͤnlich ſeine Liebe zu verſtehen ge-
geben,
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